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Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)

Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)

Titel: Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)
Autoren: Peter Mersch
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Glykogenvorräten der Leber) und der Glukoneogenese angewiesen. Sind die geringen Glykogenvorräte der Leber aufgebraucht, dann basiert die gesamte Energieversorgung des Gehirns sogar ausschließlich auf der mittels der Glukoneogenese in der Leber neu produzierten Glukose . Es sollte klar sein, dass solche Verhäl t nisse für das energiehungrige Gehirn – im Ruhezustand verbraucht es ca. 20 % des gesamten Energiebedarfs des Körpers [60] – alles andere als optimal sind, zumal auch die anderen Organe unter den genannten Bedingungen Fettsäuren nicht optimal verwerten können (Carnitin-Transportsystem) und auf zusätzliche Glukose angewiesen sind. Kommt es schließlich zu einem ernsthaften Energiemangel, werden die Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol massiv in da s Geschehen eingreifen, um die Energieversorgung des Gehirns und anderer Organe sicherzustellen. Genau dieser Zustand scheint aber typisch für die Prodromalphase n (Vorbotenphase) bestimmter neurologischer Erkrankungen wie Migräne oder Epilepsie zu sein.
    Nimmt ein Mensch, der sich üblicherweise reichlich und kohlenhydratreich ernährt, ü ber mehr als 24 Stunden keine weiteren Nahrungskohlenhydrate mehr zu sich , dann ändern sich die innerkörperlichen Stoffwechselverhäl t nisse sukzessive , und die Organe gehen dazu über, anteilsmäßig immer stärker freie Fettsäuren und die in der Leber aus Fettsäuren generierten Ketonkörper zur Energiegewinnung zu nutzen . Das Gehirn kann im Hungerstoffwechsel bis zu 80% seines Energiebedarfs über Ketonkörper abdecken. Es benötigt in dieser Phase kaum mehr als 40g Glukose pro Tag [61] .
    Befinden sich mehr Ketonkörper im Blut als Glukose , nennt man den Stoffwechselzustand Ketose . Einige kohlenhydratarme Diäten wie die ketoge ne Diät, die Atkins-Diät ( Phase I ) oder die South-Beach-Diät (Phase I) streben ganz gezielt den Stoffwechselzustand der Ketose an. Allerdings sprechen einige praktische Erfahrungen und theoretische Überlegungen dafür, dass selbst bei nichtketogenen kohlenhydratarmen Diäten mit starker Limitation der täglich aufgenommenen Kohlenhydrate (zum Beispiel die Lutz-Diät mit maximal 70g Kohlenhydraten pro Tag) ein Teil der Energi e versorgung des Gehirns regelmäßig aus Ketonkörpern stammt.
    Bei lang andauernder Nahrungskarenz ist die Fähigkeit zur Ketonkörpe r bildung lebensverlängernd bis lebensrettend. Ketonkörper können als wasserlösliche Teilabbauprodukte von Fettsäuren problemlos im Blut zu den Abnehmerorganen transportiert werden. Sie sind leicht oxidierbar und können die Glukose in vielen Organen als Energielieferant komplett ersetzen. Hierdurch kann die Glukoneogenese, die bei längerem Hungern zu einem starken Abbau von Körpersubstanz führen würde (es werden dabei immerhin Aminosäuren verzuckert) , deutlich gedrosselt werden, denn der Gesamtbedarf an Glukose sinkt durch die Ketonkörperbereitste l lung beträchtlich .
    Wird nach einem längeren Zeitraum mit reichlicher kohlenhydratreicher Ernährungswei se mit einer Fastenkur oder einer extrem kohlenhydratarmen Diät (ketogene Diät, Atkins-Diät Phase I , South-Beach-Diät Phase I ) begonnen , werden nach recht kurzer Zeit von der Leber massenhaft Ketonkörper produziert, für die zu dem Zeitpunkt jedoch noch keine ausreichende Zahl an Abnehmern existiert (insbesondere kann das Gehirn im Allgemeinen noch nichts mit den Ketonkörpern anfangen) . Ein Teil der Ketonkörper wird dann ungenutzt über die Nieren ausgeschieden bezi e hungsweise als Aceton über die Lungen abgeatmet, was zu dem charakt e ristischen Nagellackentferner-Geruch der Atemluft zu Beginn der Ketose führt. Wie bereits erwähnt wurde, weisen Stoffwechselexperten häufig auf die Gefahr einer lebensgefährlichen metabolischen Azidose (Ketoazidose) in solchen Situationen hin . Eine solche besteht jedoch nur bei einer gleic h zeitigen diabetischen Stoffwechsellage. Im Normalfall liegt lediglich der Stoffwechselzustand der Ketose vor, der nicht mit der diabetischen Keto a zidose verwechselt werden darf.
    Allerdings sollte man im Zustand der Ketose stets ausreichend trinken, um das Blut nicht zu sehr zu übersäuer n und die Nieren zu schonen . Unabhä n gig davon stellt – anders als es viele Stoffwechselexperten darstellen – nicht die Ketonkörperproduktion das Problem dar , sondern die noch fehlende Nutzung der Ketonkörper beziehungsweise die noch unzure i chende Anpassung der Organe an die reichliche Ketonkörperbereitstellung. Dies
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