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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
Autoren: Shelle Sumners
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in dem Antonio Banderas dieselbe Rolle spielte wie im gleichnamigen Film. Die Show war ein Riesenerfolg, deshalb würde Peg uns für eine Weile nicht ins Herman’s begleiten können.
    Ich zog einen fettigen panierten Zwiebelring durch die Pfütze aus Ranch Dressing und Ketchup auf meinem Teller. »Warum seid ihr Texaner eigentlich alle so bekloppt?«, fragte ich mit vollem Mund.
    Ed starrte mich finster an. »Willst du mich etwa mit diesen Deppen in einen Topf werfen?«
    »Du kommst aus Houston. Genau wie sie.«
    »Und, bin ich so wie sie?«
    Nein. Das war er keineswegs. Was in mir die Hoffnung schürte, es gäbe auch normale Texaner. »Entschuldigung, ich halte ab jetzt den Mund«, sagte ich.
    »Das wäre auch besser so!« Er war angefressen.
    Ich schob sein Glas beiseite. »Mehr Gemüse essen, weniger Alkohol trinken.«
    Ed stieß sein typisches, bellendes Lachen aus, das an ein Walross erinnerte, und die Frau, die auf der anderen Seite neben ihm saß, drehte sich um und bat uns, etwas leiser zu sein. »Wir wollen dem Sänger zuhören!«, flüsterte sie.
    Ed und ich sahen uns ehrlich erstaunt an. Wer hörte schon einem Barsänger zu?
    Offenbar alle. Im Lokal herrschte tatsächlich Ruhe, kaum jemand redete.
    Die Stimme klang … wie soll man das erklären? Eindringlich. Gefühlvoll . Es war eine Ballade, die ich noch nie zuvor gehört hatte, und der Text – irgendetwas darüber, nach Hause zu finden – in Verbindung mit der Stimme, fesselte mich. Die Musik war einnehmend, aber nicht unangenehm aufdringlich, ganz im Gegenteil. Ich fragte mich, wer da wohl solche Gefühle in mir wachrufen konnte.
    Ich stellte mich auf die Strebe meines Barhockers und stützte mich auf Eds Schulter ab, so dass ich einen Blick auf den Sänger werfen konnte. Er war über das Keyboard gebeugt, den Mund dicht am Mikrofon, die Augen geschlossen, und wiegte sich im Takt seiner Musik – passend, nie unkontrolliert.
    Als er geendet hatte, applaudierte das Publikum begeistert, schrie und pfiff. Er blickte ein wenig überrascht in die Menge. Die Leute beruhigten sich wieder, und er stimmte den nächsten Song an.
    Ed sah mich an. »Der ist richtig gut, was?«
    »Ja, und ich kenne ihn!« Ich konnte es selbst kaum glauben.
    Heute Abend trug er keine Strickmütze. Dafür hatte er eine furchtbare Frisur. Viel zu kurz und kantig. Aber er war es zweifellos.
    Der Hundesitter.
    Er beendete seinen zweiten Song, und ich sah, wie er sich durch die Menge drängte. Mehrmals blieb er stehen, um jemandem die Hand zu schütteln oder aufmerksam zuzuhören, doch endlich schaffte er es an die Bar. Nur wenige Leute trennten uns voneinander. Der nächste Musiker war bereits auf der Bühne und sprach ins Mikro, weshalb der Barkeeper laut reden musste, als er dem Hundesitter ein Bier zapfte.
    Barkeeper: Sind die Songs von dir?
    Hundesitter: Ja.
    Barkeeper: Super. Hast du noch mehr auf Lager?
    Hundesitter: Jede Menge.
    Der Barkeeper beugte sich näher zu ihm und sagte noch etwas, doch ich konnte ihn nicht länger verstehen. Ich wartete, bis er ausgeredet hatte und bat Ed, einen Augenblick auf mich zu warten.
    Während ich mich näherte, betrachtete ich ihn etwas genauer als heute Morgen. Er war sehr blass und wirkte ziemlich provinziell mit seinem großen Adamsapfel und der miesen Frisur. Ein schlaksiger Junge, irgendwie.
    Ich streckte den Arm aus und tippte ihm auf die Schulter. Er drehte sich um.
    »Hi«, sagte ich.
    »Hey!«, rief er. »Sie sind es!«
    Wieder schenkte er mir dieses strahlende Lächeln, und auf einmal fühlte ich mich ungelenk. Plötzlich wirkte er selbstsicherer als ich.
    »Heute Morgen waren Sie irgendwie größer«, stellte er fest.
    »Kann sein.« Meine Wangen glühten. Mist! »Heute Morgen hatte ich nämlich hohe Pumps an.«
    »Ja, echt hoch.«
    »Ich wollte damit … Also, ich trage so was nicht jeden Tag.«
    Er nickte. »Die Schuhe haben toll ausgesehen, aber ziemlich unbequem.«
    »Wie heißt du?«, fragte ich. So jung wie er aussah, war das Du bestimmt o.k.
    »Tyler Wilkie.« Ja, er sprach definitiv ein wenig schleppend, wie ein Südstaatler. »Und du?«, duzte er zurück. Na gut.
    »Grace. Barnum.«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Wie der Zirkus?«
    »Genau.«
    »Cool!«
    Wir sahen einander an, und mir fiel auf, dass alles an ihm herbstfarben war. Kastanienbraune Haare. Haselnussbraune Augen. Er legte den Kopf schief und zog einen Mundwinkel hoch. Ich wusste, dass es Zeit wurde zu gehen. Ed war noch verabredet und wollte bestimmt
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