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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Nora Roberts
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Dinge zu denken. Craig ließ den kräftigen, heißen Strahl der Dusche über seinen Kopf prasseln. Amy Wilson war nicht sein Problem. Ein Problem war sie zweifellos, aber nicht seins.
    Solchen unberechenbaren Frauen sollte man am besten aus dem Weg gehen, vor allem, wenn ihr streitsüchtiges Wesen im Gegensatz zu einem so femininen Aussehen stand. Das Barlow-Projekt verursachte ihm schon genug Kopfschmerzen. Da brauchte er Amy nicht noch mit auf die Problemliste zu setzen.
    Und doch, es war unglaublich angenehm, sie zu betrachten. Versonnen lächelnd stellte Craig die Dusche ab. Angenehm zu betrachten, was nicht bedeutete, dass es angenehm war, mit ihr umzugehen. Normalerweise liebte er Herausforderungen, doch im Augenblick hatte er genug davon zu bewältigen. Sein Partner erwartete jeden Tag, zum ersten Mal Vater zu werden, darum lag gerade jetzt die doppelte Arbeitsbelastung auf Craigs Schultern.
    Nicht, dass er sich vor der Verantwortung oder der Arbeit scheute. Dafür erinnerte er sich einfach noch zu gut an den Jungen, der auf einer armseligen Farm aufgewachsen war. Der Junge hatte mehr gewollt, und der Mann hatte gearbeitet, um es zu schaffen.
    Kein leichter Weg, dachte Craig, als er sich das Handtuch um die Taille knotete. Sein schlanker Körper war braun gebrannt. Craig arbeitete immer noch im Freien, doch jetzt war es seine freie Wahl. Denn für ihn gab es nicht nur Träume am Zeichentisch. Da war ein halb fertiges Haus an einem See in Florida. Craig war entschlossen, es selbst fertigzustellen. Eine Sache des Stolzes, nicht des Mangels an Geld.
    Das Geld war da, und er hatte nie geleugnet, dass er die damit verbundenen Annehmlichkeiten genoss. Doch er hatte als Kind und Heranwachsender mit seinen Händen arbeiten müssen, und jetzt konnte er mit der Gewohnheit nicht brechen. Falsch, er wollte mit der Gewohnheit nicht brechen. Manchmal genoss er nichts mehr, als einen Hammer oder ein Stück Holz in der Hand zu fühlen.
    Er fuhr sich durchs nasse Haar. Seine Hände waren schwielig, wie sie es seit seiner Kindheit gewesen waren. Er konnte heute noch Traktor fahren, doch er bevorzugte die Arbeit mit einem Rechenschieber oder einer Säge.
    Er ging hinüber ins Schlafzimmer seiner Hotelsuite. Die Suite war ungefähr so groß wie das ganze Haus, in dem er aufgewachsen war. Er hatte sich an Weiträumigkeit, an einen gewissen Luxus gewöhnt, doch diese Dinge waren für ihn nicht selbstverständlich. Weil er in Armut groß geworden war, schätzte er Qualität: bei Materialien, Essen, Wein. Vielleicht schätzte er sie bewusster als jemand, der ins gute Leben hineingeboren worden war. Aber darüber dachte er nicht nach.
    Arbeit, Talent und Ehrgeiz waren die Schlüsselwörter gewesen, gewürzt mit einer guten Prise Glück. Da Craig dabei nie vergaß, dass Glück etwas Launisches war, ging er Arbeit nicht aus dem Weg.
    Es war ein langer Weg gewesen. Jetzt konnte er träumen, sich Dinge vorstellen und erschaffen – solange er nicht vergaß, dass es immer bedeutete, sich die Hände schmutzig zu machen, wenn man seine Träume Wirklichkeit werden lassen wollte. Falls notwendig, konnte er mauern, Mörtel mischen, Nägel einschlagen oder vernieten. Er hatte sich seine Ausbildung als Arbeiter verdient. Diese Jahre hatten ihm nicht nur den Blick fürs Praktische in der Architektur geschärft, sondern ihm auch Respekt für die Männer eingeimpft, die sie schwitzend in reale Gebäude umsetzten.
    Damit war er wieder bei Amy. Sie verstand die Bauarbeiter. Viele derjenigen, die hauptsächlich am Zeichentisch arbeiteten, vergaßen die Männer auf der Baustelle. Nicht so Amy. Sie würde auf die Barrikaden gehen, um für die Männer eine zusätzliche halbstündige Pause herauszuschlagen. Sie war mächtig auf Draht, wenn es um die Überprüfung der Wasservorräte und Salztabletten ging.
    Sie war auch eine Frau, die sich zwischen zwei Arbeiter stellte, um einen handfesten Streit zu schlichten. Und eine, die sich nicht davor scheute, einem vermeintlich unwilligen Angestellten Bier über den Kopf zu gießen. Die Erinnerung daran ließ Craig lächeln. Kein Alkohol während der Arbeit. Sie hatte gemeint, was sie gesagt hatte.
    Das gefiel ihm. Er war ein Mensch, der im Beruflichen wie im Privaten Offenheit schätzte. Sie war nicht die Frau, die sich auf kokette Spielchen oder Zweideutigkeiten einließ. Sie sagte entweder Ja oder Nein.
    So wie am Straßenrand. Sie hatte Nein gesagt – obwohl sie gern Ja gesagt hätte. Interessant, die Gründe
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