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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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, an dem sich die Heranwachsenden orientieren, aber auch reiben können. Ein eigener Standpunkt verhindert keine Krisen und garantiert auch keinen Schmusekurs, aber er gibt den Heranwachsenden einen Einblick in die AUFFASSUNGEN UND ÜBERZEUGUNGEN der Eltern.
    Wenn Kinder rund um den zweiten Geburtstag lernen, »Ich« zu sagen, dann zeigen sie sich als eigenständige, selbstbewusste Persönlichkeiten, die sich aufmachen, die Welt zu erobern. Kinder sagen aber nicht allein »Ich«, sie formulieren zugleich »Ich kann!« oder »Ich will!« und eben auch »Ich kann nicht!« oder »Ich will nicht!«. Kinder werden mit zunehmendem Alter immer autonomer, sie machen sich unabhängig, grenzen sich ab, gehen auf Distanz, probieren, was möglich ist, provozieren. Dieser Entwicklungsprozess ist von Widersprüchen durchsetzt, deshalb verläuft er nicht reibungslos und schon gar nicht einfach. »Kinder fordern uns heraus«, so hat es der Pädagoge Rudolf Dreikurs einmal beschrieben.
Ich-Botschaften kommen an
    Kinder möchten es mit authentischen Persönlichkeiten zu tun haben, die sich und ihre Position nicht hinter einem schwammigen »Wir« oder einem allgemeinen »Man« verstecken. Wenn Kinder etwas wollen oder sich etwas wünschen, dann sagen sie »Ich«. Und dieses »Ich« erwarten sie auch von den Erwachsenen. Das macht Kommunikation klarer und eindeutiger. Die Gesprächspartner wissen dann, woran sie beim anderen sind. Mit Ich-Botschaften drückt eine Person ihre GEFÜHLE, STIMMUNGEN und Wünsche aus. Deshalb fühlt sich der Angesprochene auch nicht angegriffen oder provoziert. Ein Kind, das Ich-Botschaften empfängt, weiß, was Mutter oder Vater (von ihm) wollen.
    TIPP
    Die Zauberformel: »Ich«
    Ich-Botschaften zeichnen sich durch 3 Eigenschaften aus:
Eine Person artikuliert ihren Standpunkt. Sie beschreibt die Situation aus ihrer Sicht, spricht ihre Gefühle an.
Sie beschuldigt die andere Person weder direkt noch indirekt, trennt somit die Sache von der Beziehung.
Gestik, Mimik, Stimme und Sinn der Worte stimmen überein.

»Wollen wir
nicht mal
…?
«
    Viele Eltern gewähren ihren Kindern nur scheinbar Mitbestimmung, indem sie etwas zur Wahl stellen, das längst entschieden ist. Darauf reagieren Heranwachsende besonders empfindlich. Die Folge ist ein unerquicklicher Machtkampf, an dessen Ende beiderseitige Ohnmacht steht. Da will die Mutter unbedingt zu ihrer Großmutter ins Altenheim. Der Besuch ist längst vereinbart, trotzdem fragt sie ihren Sohn, damit der sein Einverständnis gibt: »Wollen wir nicht mal wieder Uroma Charlotte besuchen?« Dem Sohn bleibt nur ein gleichgültiges »Meinetwegen!« oder der offene Widerstand: »Geh du doch allein!« Da will der Vater mit den Kindern einen Ausflug unternehmen und erkundigt sich: »Wollen wir morgen nicht eine Wanderung machen?« Was sollen die Kinder antworten? Ihnen bleibt ein achselzuckendes »Ja«, ein angepasstes Kopfnicken oder ein trotziges »Nein!«, das OFFENEN WIDERSTAND signalisiert.
Johannes besucht seinen Opa meistens gern
    »Na, da ist es ja doch später geworden.« Mit diesen Worten begrüßt Willi Helmholtz seine Tochter Katharina und seinen elfjährigen Enkel Johannes.
    »Lass dir von Johannes erzählen, woran das liegt«, erklärt Johannes’ Mutter Katharina mit strafendem Blick. »Ich muss eben noch mal zur Post. In dem Stress hab ich das ganz vergessen.«
    »Stress macht krank, Kati«, scherzt Willi. »Also lass dir Zeit. Johannes und ich wissen schon, wie wir die Zeit rumkriegen.«
    Seufzend eilt Katharina davon, und Johannes folgt seinem Opa ins Haus.
    »Na, Hannes, was war denn los?«, erkundigt sich Willi und lächelt seinen Enkel an.
    »Ach, Mama spinnt«, braust Johannes auf.
    »Hannes, so was kannst du nicht einfach behaupten. Hast du dafür Beweise?«
    »Na klar, tausend!«
    »Einer reicht. Also schieß los!«
    »Heute ist sie angekommen und hat gefragt: Hannes, wollen wir heute zu Opa?«
    »Ja, das hatten wir gestern Abend abgemacht«, erzählt Willi.
»Wieso fragt sie dann noch?«
    »Siehste, siehste!«, ruft Hannes aufgebracht. »Wusste ich doch gleich, dass alles schon klar war. Sie will das. Und dann soll ich das auch wollen.«
    »Du wolltest es aber nicht?«
    »Nee. Wenn es schon klar ist, wieso fragt sie noch?«
    »Und was hast du gemacht?«
    »Ich war sauer und hab ›Nein‹ gesagt.«
    Opa Willi nickt verstehend.
    »Nicht wegen dir. Ich bin ja gern hier. Wegen Mama. Die macht das nämlich ganz oft so. Also habe ich ›Nein!‹
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