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Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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und dunkel war wie das ihres Vaters. Und auch darüber hinaus ähnelte sie ihm in vielen Dingen. Vielleicht war es Milla deshalb all die Jahre so schwergefallen, ihn zu vergessen.
    Kein Mensch auf der Welt wusste, dass Mårten der Vater ihrer Tochter war. Nicht einmal ihren Eltern und Geschwistern hatte sie damals die Wahrheit gesagt, auch wenn sie vermutete, dass zumindest ihre jüngste Schwester Lotte etwas ahnte.
    Natürlich war sie sich darüber im Klaren, dass Janna früher oder später anfangen würde, Fragen zu stellen. Ihre Tochter anzulügen, kam für Milla nicht infrage. Janna hatte das Recht, ihre Herkunft zu kennen. Ebenso wie man Mårten vermutlich auch das Recht zubilligen würde, zu erfahren, dass er vor vier Jahren Vater geworden war. Aber er hatte ihr damals ja praktisch keine andere Wahl gelassen, als er diese andere Frau …
    Nein, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Sie schob den Gedanken weit von sich und beugte sich stattdessen lächelnd zu Janna hinunter. “Was meinst du, welche Schuhe soll ich dazu tragen?”
    Die Augen der Vierjährigen fingen an zu leuchten. “Ich darf aussuchen?”
    Milla nickte. “Wenn du mir versprichst, heute Abend ein braves Mädchen zu sein und schön auf das zu hören, was Tante Lotte sagt?”
    Das war nicht viel verlangt, denn Janna vergötterte ihre Tante. Die sechsundzwanzigjährige Lotte wiederum verwöhnte Janna nach Strich und Faden. Die beiden kamen bestens miteinander aus, und so hielt sich Millas schlechtes Gewissen dafür, dass sie ihre Schwester schon wieder um Hilfe bitten musste, in Grenzen. Normalerweise kümmerte sich Annika, das Kindermädchen, um Janna, wenn Milla nicht da war. Doch so kurzfristig hatte Annika ihren freien Abend nicht mehr verschieben können.
    Als es klingelte, eilte Milla in den Flur und betätigte den Türöffner. Sie wohnte für die Dauer ihrer Anstellung bei Hofe kostenlos in einem kleinen Apartment im Dachgeschoss eines Hauses in der Gamla Stan, der Altstadt Stockholms, die sich über drei Inseln – Stadsholmen, Riddarholmen und Helgeandsholmen – erstreckte.
    Kurz darauf erschien Lotte auf dem Treppenabsatz ein Stockwerk tiefer.
    “So schön ich deine Wohnung auch finde”, stöhnte sie schwer atmend, “im Erdgeschoss würde sie mir noch besser gefallen.”
    Lachend schloss Milla sie in die Arme, als sie es endlich bis nach ganz oben geschafft hatte. “Für die herrliche Aussicht von meiner Dachterrasse aus nehme ich die paar Treppen gern in Kauf.
Hej
, wie geht es dir?”
    “Blendend”, erwiderte Lotte und fuhr sich mit der Hand durch ihr kinnlanges rotblondes Haar, das sie zurzeit zu einem Pagenschnitt frisiert trug. Manche Frauen hatten einen Schuhtick, Lottes Spleen waren ihre ständig wechselnden Frisuren und Haarfarben. “Dir scheint es allerdings auch nicht gerade schlecht zu gehen”, stellte sie fest, wobei sie Milla von oben bis unten musterte. “Hast du dich für deinen Mårten so schick gemacht?”
    “Erstens ist er nicht
mein
Mårten”, stellte Milla sofort klar. “Und zweitens gehe ich grundsätzlich nicht in Sack und Asche zu geschäftlichen Verabredungen.”
    “Geschäftliche Verabredungen, so so …” Lotte schmunzelte. “Na ja, wie du meinst. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß – Janna und ich werden unseren ganz gewiss haben, was Kleines?”
    Nachdem Milla sich vergewissert hatte, dass Lotte und Janna mit allem versorgt waren, was sie benötigten, musste sie sich wirklich beeilen. Es war bereits viertel vor sechs. Wenn sie pünktlich zu ihrer Verabredung mit Mårten erscheinen wollte, wurde es höchste Zeit.
    Rasch zog sie die Schuhe an, die Janna für sie ausgesucht hatte – hochhackige Peeptoes aus cremefarbenem Wildleder, die glücklicherweise hervorragend zu ihrem Kleid passten. Gleich darauf eilte sie das schmale Treppenhaus hinunter, so schnell es mit den hohen Absätzen ging, und trat auf die Straße.
    Keine fünf Minuten später überquerte sie mit ihrem Wagen auf der Centralbron den Fluss Riddarfjärden und fuhr dann den Söder Mälarstrand entlang in Richtung Mariefred. Das kleine Städtchen lag etwa siebzig Kilometer von Stockholm entfernt am Mälarsee. Milla war nicht mehr in Mariefred gewesen, seit sie dort mit Mårten ein herrliches Wochenende verbracht hatte. Das schien eine Ewigkeit her zu sein.
    Die Fahrt führte sie am südlichen Ufer des Mälaren entlang. Das Wasser des Sees glitzerte im Licht der bereits tief stehenden Sonne. Auf der anderen
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