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Wie redest du mit mir

Wie redest du mit mir

Titel: Wie redest du mit mir
Autoren: Franz Thurmaier , Joachim Engl
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dir, er hat mir erst neulich erzählt, wie sehr er unter deinen maßlosen Ansprüchen zu leiden hatte«). Jeder verschanzt sich nun hinter den angeblichen Aussagen Dritter, die Verbündeten der Gegenseite werden gegenseitig demontiert, entlarvt, als Verräter demaskiert usw. Die eigene Meinung geht damit völlig unter. Während der ursprüngliche Konflikt einer Klärung immer ferner rückt, wird gleichzeitig jede Menge an neuen Verletzungen und neuem Konfliktpotential dazu geschaufelt (»So denkst du also über meine geliebte Mutter, wie habe ich mich nur in dir getäuscht«).
    1.   1.   3.   Versöhnung ohne Klärung oder »Schwamm drüber«
    Jeder Partner bringt seine gesamten Erfahrungen im Umgang mit Konflikten aus Kindheit und Jugend und vorhergegangenem Beziehungserleben in die Partnerschaft ein. Jeder hat erlebt, wie Auseinandersetzungen bei anderen Menschen, z.   B. den eigenen Eltern und bei sich selbst verlaufen und ausgegangen sind. Diese Erfahrungen können größtenteils als klärend und versöhnlich, aber auch als überwiegend bedrückend oder gar verletzend erlebt worden sein. Aus der individuellen Lerngeschichte haben sich dann Einstellungen und Überzeugungen herauskristallisiert, die fortan die Tendenz entwickeln, als allgemeingültig betrachtet zu werden. Wer grundsätzlich lieber einer Auseinandersetzung aus dem Wege geht, überlegt sich wahrscheinlich nicht jedes Mal aufs Neue, warum er das tut, sondern erhandelt nach festen Einstellungsmustern. Ein Einstellungsmuster für Streitvermeider könnte in etwa so aussehen:
    Streit = böse sein
Wer sich liebt, der streitet nicht
Streit trennt
Streit führt zu nichts
Der Klügere gibt nach
    Kommt Ihnen die eine oder die andere Aussage bekannt vor? So sehen gelernte Irrtümer aus. Irrtümer deshalb, weil solche Einstellungsmuster nicht mehr zulassen, die individuelle Situation und das individuelle Verhalten des Partners zu berücksichtigen, sondern in jedem Fall Gültigkeit bekommen und ein starres, immer wiederkehrendes Streitvermeidungsverhalten nahelegen, das letztlich selbst zum Problem wird, sobald ein Konflikt auftaucht.
    Nun nehmen wir an, es kommt tatsächlich zu einer Unstimmigkeit, einer kurzen, vielleicht auch heftigen Meinungsverschiedenheit zwischen einem Paar – aus welchem Grund auch immer, der wird ja nicht geklärt. Stellen Sie sich vor, es fallen ein paar Vorwürfe, die Stimmung ist gereizt, wie könnte es weitergehen?
    Vielleicht wissen Sie es. Wer nie einen konstruktiven Streit erlebt hat und sich an die gerade genannten gelernten Irrtümer klammert, weiß es ganz bestimmt nicht. Er weiß nur, dass er so schnell wie möglich heraus will aus dieser unangenehmen Situation, in der er sich vielleicht selbst gerade noch zu ärgerlichen Bemerkungen hat hinreißen lassen. Und dieser Ausstieg ohne Klärung kann viele Varianten aufweisen, die allesamt länger »gelernt« wurden als das Aufarbeiten einer Auseinandersetzung.
    Um sozusagen den Schwamm einzusetzen, um eine unangenehme Streitsituation einfach wegzuwischen, stehen je nach Naturell zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
Ich werde selbst aktiv und setze den Schwamm an, z.   B. durch weiträumiges Ablenken vom Streitthema.
Ich bleibe selbst eher passiv und bringe meinen Partner dazu, die Auseinandersetzung möglichst lange ruhen zu lassen, z.   B. indem ich krank werde.
    Zwischen diesen beiden grundsätzlichen Ablenkungsstrategien sind eine Reihe von mehr oder weniger direkten, einfachen oder umständlichen, durchschaubaren oder versteckten, bewussten oder unbewussten Abwehrmanövern möglich, die einen Streit zudecken sollen, damit eine Versöhnung einkehrt.
    Was gibt es denn da so alles?
    Eine ganze Menge. Auf jeden Fall viel mehr, als hier überhaupt beschrieben werden könnte. Das liegt wohl am ungeheuren Erfindungsreichtum von uns Menschen, wenn es darum geht, Unangenehmem auszuweichen und es möglichst gar nicht erst anzuschauen.
    Einige der häufigsten Verhaltensweisen, wie man(n) und frau zum Schwamm greifen, möchten wir hier dennoch kurz erwähnen – und dabei von folgender Ausgangssituation ausgehen:
    Ein Paar war auf einer Vereinsfeier. Einer von beiden kannte fast alle Leute (Vereinsmitglieder) und hat sich köstlich amüsiert. Der andere nicht.
    Auf dem Nachhauseweg machen sich beide heftige Vorhaltungen, dass der eine überhaupt auf diese »blöde« Fete wollte und dass der andere sich wie ein Mauerblümchen und Miesepeter zugleich verhalten habe. Beide schlafen
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