Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie man mit einem Lachs verreist

Wie man mit einem Lachs verreist

Titel: Wie man mit einem Lachs verreist
Autoren: Umberto Eco
Vom Netzwerk:
einen einzelnen Mann als Kundschafter hinschicken. Dieser muß sich einem erleuchteten Fenster nähern und so lange auf eine drinnen befindliche weiße Frau starren, bis sie sein Gesicht am Fenster sieht. Warten, bis die Frau aufschreit und die Männer
    herausgestürzt kommen, dann zu fliehen versuchen.
    Angriff auf das Fort
    17. Als erstes bei Nacht die Pferde wegtreiben. Sich ihrer nicht bemächtigen, sondern zulassen, daß sie sich in der Prärie zerstreuen.
    18. Falls es im Laufe der Schlacht zu einer Erstürmung mit Leitern kommt, immer nur einzeln die Leiter hinaufsteigen.
    Oben zuerst die Waffe hervorlugen lassen, dann langsam den Kopf heben und erst auftauchen, wenn die weiße Frau einen Scharfschützen mobilisiert hat. Nie vorwärts in den Hof fallen, sondern immer rückwärts nach außen.
    19. Beim Schießen aus der Ferne gut sichtbar auf der Spitze eines Felsens stehen, damit man nach vorne abstürzen und auf dem Felsen darunter zerschmettern kann.
    20. Steht man plötzlich Auge in Auge einem Weißen
    gegenüber, erst einmal sorgfältig zielen.
    21. In solchem Fall niemals Pistolen benutzen, die den
    Zweikampf sofort entscheiden würden, sondern immer nur
    Hieb- und Stichwaffen.
    22. Haben die Weißen einen Ausfall versucht, dem getöteten Feind nicht die Waffen abnehmen. Nur die Uhr, die aber ans Ohr halten und auf ihr Ticken horchen, bis der nächste Feind kommt.
    23. Im Falle einer Gefangennahme des Feindes ihn nicht sofort töten, sondern ihn an einen Pfahl binden oder in ein Zelt einsperren und warten, bis es Neumond wird und sie kommen, um ihn zu befreien.
    -8 -

    24. In jedem Fall bleibt einem die Gewißheit, den feindlichen Trompeter töten zu können, sobald die Fanfare der Siebenten Leichten Kavallerie erklingt. Denn in diesem Augenblick steht er unweigerlich auf und antwortet von der höchsten Zinne des Forts.
    Andere Fälle
    25. Bei einem Angriff auf das Indianerdorf in wilder Panik aus den Zelten hervorstürzen und
    durcheinanderlaufen auf der Suche nach Waffen, die man
    vorher an schwer zugänglichen Orten deponiert hat.
    26. Den von den Händlern zum Verkauf angebotenen Whisky auf seine Qualität überprüfen: der Anteil an Schwefelsäure muß drei zu eins sein.
    27. Wenn ein Zug vorbeifährt, sich vergewissern, daß ein Indianerjäger darinsitzt, neben dem Zug herreiten, das Gewehr schwenken und ein Begrüßungsgeheul ausstoßen.
    2.8. Falls man einem Weißen von oben auf die Schulter springt, das Messer so halten, daß es ihn nicht sofort verletzt, damit es zu einem Zweikampf kommt. Warten, bis der Weiße sich
    umgedreht hat.
    (1975)
    Wie man einen Ausstellungskatalog
    bevorwortet
    Die nachstehenden Bemerkungen taugen zur Anleitung eines Autors von Ausstellungskatalogvorworten (im folgenden kurz AvoKaVo). Sie taugen, wohlgemerkt, nicht zur Abfassung einer historischkritischen Analyse für eine Fachzeitschrift, und das aus mehreren und komplexen Gründen, als deren erster zu nennen wäre, daß kritische Analysen zumeist von anderen Kritikern rezipiert und beurteilt werden und nur selten vom analysierten Künstler (entweder ist er kein Abonnent der betreffenden Zeitschrift oder bereits seit zweihundert Jahren
    -9 -

    tot). Das Gegenteil dessen, was in der Regel mit Katalogen zu Ausstellungen zeitgenössischer Kunst geschieht.
    Wie wird man ein AvoKaVo? Leider nur allzu leicht. Es genügt, einen intellektuellen Beruf auszuüben (sehr gefragt sind Atomphysiker und Biologen), ein auf den eigenen Namen
    eingetragenes Telefon zu besitzen und eine gewisse
    Reputation zu haben. Die Reputation bemißt sich wie folgt: Sie muß an geographischer Reichweite dem Aktionsradius der
    betreffenden Ausstellung überlegen sein (also bezirks- oder landesweit für Städtchen mit weniger als sechzigtausend Einwohnern, bundesweit für Landeshauptstädte und weltweit für Hauptstädte souveräner Staaten, ausgenommen Andorra, Liechtenstein, San Marino) und an Tiefe geringer als die Breite des Bildungshorizontes der möglichen Bilderkäufer (handelt es sich zum Beispiel um eine Ausstellung von alpinen
    Landschaften im Stil Segantinis, so ist es nicht nötig, ja sogar schädlich, im „New Yorker“ zu schreiben, und es empfiehlt sich eher, Leiter der örtlichen Volkshochschule zu sein). Natürlich muß man vom interessierten Künstler aufgesucht worden sein, aber das ist kein Problem, denn die Zahl der interessierten Künstler ist größer als die der potentiellen AvoKaVos. Sind diese Bedingungen einmal gegeben, so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher