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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)
Autoren: James N. Frey
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andere Idee für eine Geschichte. Da geht es um eine reiche Frau und ihren Diener. Sie behandelt ihn wie den letzten Dreck. Er läßt sich das gefallen, weil er den Job braucht. Sie möchten etwas darüber aussagen, wie schlecht die Reichen die Armen behandeln, aber wo steckt die Spannung? Die Bedrohung? Wie wäre es, wenn sie die beiden Figuren auf die Jacht der Frau mitten auf dem Mittelmeer packen, und die Jacht geht unter. Der reichen Frau und ihrem Diener gelingt es, sich auf eine einsame Insel zu retten. Jetzt haben Sie eine bedrohliche Situation; die beiden müssen überleben. Nicht gut? Sie wollten gar keine Geschichte übers Überleben schreiben?
    Was halten Sie davon? Der Diener hat so sehr die Schnauze voll, daß er beschließt, sich zu verkleiden und der Frau als Gleichgestellter gegenüberzutreten. Sie verliehen sich ineinander. Die Bedrohung? Sie könnte ihm auf die Schliche kommen, und ihre Liebe wäre zerstört. Gefällt Ihnen auch nicht?
    Wie war’s denn damit? Der Diener findet heraus, daß man die reiche Frau ermorden will. Das einzige, was er in der Situation tut, ist herumzuschleichen und Fotos von den Verschwörern zu machen. Dann setzt ihn die Polizei unter Druck und will ihm das Verbrechen anhängen.
    Ach so, Sie mögen keine Kriminalromane. Na schön. Sie möchten nette friedliche Geschichten über »wirkliche Menschen« schreiben. Doch auch da können Sie eine Bedrohung einbauen. Jim Bob möchte Billy Jo heiraten. Er macht ihr einen Antrag, sie nimmt an. Sie wollen hier zeigen, daß Leute oft heiraten, weil man das halt tut, selbst wenn der Partner nicht ganz der Richtige für einen ist. Sie erfinden eine kleine Stadt in den Ozark Mountains, wo Mädchen mit sechzehn heiraten. Bestimmt wollen Sie damit eine wichtige Aussage machen und Billy Jo könnten durchaus furchtbare Dinge bevorstehen, doch das ist alles in weiter Ferne, zu weit, um damit viel Spannung zu erzeugen. Hier ist die Bedrohung nicht unmittelbar. Um sie unmittelbar zu machen, müssen Sie nichts weiter tun als zeigen, daß Billy Joe durch die Heirat sofort zu Schaden kommt. Das muß nicht bedeuten, daß ihr konkret etwas zustößt, es könnte auch einfach heißen, daß ihre Zukunft Ungewisser wird. Mal angenommen Billy Jo hätte die Möglichkeit, in Chicago Operngesang zu studieren. Durch die Heirat wird ihr diese Chance genommen. Nun liegt in der bevorstehenden Hochzeit etwas Bedrohliches, nämlich die Gefahr, sich eine Chance entgehen zu lassen; folglich enthält die Situation jetzt mehr Spannung.
    In How to Write Best-Selling Fiction (1981) schreibt Dean Koontz, daß »neunundneunzig von hundert unerfahrenen Autoren auf den ersten Seiten ihres Buches denselben Fehler machen.

Und das ist der schlimmste Fehler, den man überhaupt machen kann. Sie beginnen ihren Roman nicht damit, daß sie ihren Helden oder ihre Heldin in fürchterliche Schwierigkeiten versetzen.«
    Indem Sie Ihre Figuren einer Bedrohung aussetzen, versetzen Sie sie in fürchterliche Schwierigkeiten. Wenn die bedrohte Figur sympathisch ist, lösen Sie beim Leser Angst und Besorgnis aus. Als nächstes müssen Sie dann die Zündschnur in Brand setzen.
    DIE ZÜNDSCHNUR IN BRAND SETZEN
    Das ist eine der wirkungsvollsten Techniken, um Spannung zu erzeugen. Damit ist folgendes gemeint: Etwas Furchtbares soll passieren, normalerweise zu einem bestimmten Zeitpunkt, und die Figuren müssen verhindern, daß es passiert. Und das ist nicht einfach.
    In einem der »Perus of Pauline«-Filme wird die unglückliche Pauline von Snidely Whiplash auf die Gleise gekettet, und der Zug um 12.10 Uhr hatte noch nie Verspätung. Dudley Doright muß alle möglichen Hindernisse überwinden, um rechtzeitig bei Pauline anzukommen.
    In den Tarzan-Filmen klammert Jane sich ständig an einen Baumstamm oder ein gekentertes Kanu, das auf Stromschnellen zurast. In den Indiana-Jones-Filmen gibt es viele ähnliche Situationen.
    In der alten Fernsehshow »Batman« wurde die Technik der brennenden Zündschnur parodiert. Woche für Woche stand dem dynamischen Duo ein furchtbares Ende bevor: in einen Kuchenteig eingebacken zu werden, von der scharfen Kante eines riesigen Pendels in Stücke geschnitten zu werden oder über einem Kessel mit kochendheißer Säure zu baumeln, während das Seil langsam hinuntergelassen wird.
    Situationen mit einer brennenden Zündschnur zu erfinden ist nicht schwierig. Hier sind einige Beispiele:
    • Elsa, die stark unter der Knute ihrer Eltern steht, ist heimlich mit
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