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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film
Autoren: Hanna Julian
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entlang.
    „Fenster ist schon offen“, erwiderte sie kooperativ.
    Daniel trat auf die Straße und rannte zu Vickys Roller.
    „Kommt ein Schlüssel geflogen ...“, trällerte seine Freundin und ließ den kompletten Schlüsselbund fallen, damit er auch das Schloss öffnen konnte. Den Helm fing er mit beiden Händen auf, wobei er das Handy solange in den Hosenbund steckte, dann hielt er es wieder ans Ohr und sagte: „Du bist ein Schatz, Vic, und du hast was gut bei mir!“
    „Ich darf Taxi fahren, das reicht als Wiedergutmachung.“ Er hörte sie vom Fenster aus zu ihm hinunter lachen, während er das Gespräch beendete und sein Handy hastig einsteckte.
    Nur wenige Sekunden später scherte er mit dem ungewohnten Gefährt in den Straßenverkehr ein und spähte den Gehweg aus. Eric war bereits an der nächsten Kreuzung und lief jetzt, um die Straßenbahn noch zu erwischen. Der Motorroller und der Helm waren eine perfekte Tarnung, und Daniel war froh, dass er mit dem wendigen Roller so manche Autoschlange vor der Ampel umgehen konnte. Zwar machte er sich mit seiner Vordrängelei nicht unbedingt beliebt, aber er schaffte es, der Bahn zu folgen und im Auge zu behalten, ob Eric an einer der Haltestellen ausstieg.
    Tatsächlich wechselte er am Neumarkt in die Linie 7, und Daniel fuhr ihm über die Brücke nach, bis Daniel in Deutz ausstieg. Soviel also zu dem Thema, dass Eric angeblich direkt in der Innenstadt wohnte. Zwar lag Deutz durchaus noch zentral, aber Daniel wunderte sich, dass Eric nie erwähnt hatte, dass er auf der anderen Rheinseite, de schäl Sick wie die Kölner sagten, wohnte. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass Eric ihn absichtlich hatte täuschen wollen. Der Versuch blieb jedoch erfolglos, denn da der Rheinpark hier ganz in der Nähe war, war es Daniel unverständlich, warum Eric nicht erwähnt hatte, dass sie in der Nähe seiner Wohnung waren und stattdessen mit Daniel wieder in die Innenstadt zurück gefahren war. Insbesondere weil sie beide zu diesem Zeitpunkt so geil gewesen waren, dass Daniel eine unaufgeräumte Wohnung mit Sicherheit nicht die Bohne interessiert hätte.
    Daniel versuchte die misstrauischen Gedanken zu verscheuchen, ebenso wie er versuchte, keinen Argwohn zu hegen, weil Eric ihm immer noch keine Telefonnummer gegeben hatte. Und doch waren das alles genau die Gründe, warum er ihm jetzt hinterher fuhr. Heimlich. Misstrauisch. Und mit Schuldgefühlen, weil er das herausfinden wollte, was Eric ihm immer wieder vorenthielt - den Ort, an dem Daniel ihn finden konnte, wenn er nicht bei ihm war.
    Er folgte ihm in einigem Abstand in eine eintönige Wohnsiedlung und stellte den Roller vor einem Nachbarhaus ab, während Eric auf eines der hohen Mietshäuser zuging. Dann ging Daniel ihm nach, wobei er den Helm erst abnahm, als der andere durch die Haustür getreten war. Ganz langsam fiel die Tür ins Schloss, Daniel erwischte sie gerade noch rechtzeitig. Er horchte in den Flur und hörte, wie Eric die Treppen rasch hinaufstieg. Auch hier folgte er Eric, der keinerlei Ahnung hatte, dass ein Schatten sich an seine Fersen geheftet hatte. Als Eric schließlich an eine Wohnungstür klopfte, runzelte Daniel verwirrt die Stirn. Wohnte Eric hier gar nicht? Die Tür wurde geöffnet, Daniel duckte sich, damit er nicht entdeckt wurde.
    „Wo warst du so lange, Eric?“, hörte er eine herrische Männerstimme knurren. Von Eric hörte er nur ein Murmeln, dann wurde er eingelassen und die Tür fiel laut krachend ins Schloss, als der andere Mann sie zuschlug.
    Daniels Herz hämmerte bis zum Hals. Der dunkle Fleck des Misstrauens breitete sich in seiner Seele aus wie Tinte.
    Er schlich sich bis an die Tür heran und wollte gerade sein Ohr dagegen pressen, als die lauten Stimmen eine solche Maßnahme völlig unnötig machten.
    „Hast du sein Geld?“
    Eric verneinte, und seine Stimme war wesentlich leiser als die des anderen.
    „Du hast jetzt so viel Zeit bei ihm verbracht und immer noch nicht herausgefunden, wo er seine Kohle versteckt hat? Er vertraut dir doch und ist vermutlich furchtbar in dich verknallt. Nutz das aus, ich weiß, dass du das kannst.“
    Daniel lauschte, aber er konnte Erics Antwort nicht verstehen, sondern nur das Lachen des anderen hören.
    „Du hattest keine Skrupel, deinem Vater Geld zu klauen, und anscheinend vergisst du, dass du mir immer noch zweitausend Euro schuldest!“
    Nun war auch Erics Stimme besser zu verstehen, und Daniel stand da wie erstarrt, als er ihn
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