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WIE GUT IST IHRE ALLGEMEINBILDUNG

WIE GUT IST IHRE ALLGEMEINBILDUNG

Titel: WIE GUT IST IHRE ALLGEMEINBILDUNG
Autoren: Martin Doerry/Markus Verbeet (Hg.)
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Antworten vorgibt (29, 55, 192, 312), erweist sich die Aufgabe für fast jeden zweiten Teilnehmer als zu schwer.
    Die Bildungslücken in der Politik sind freilich nicht die einzigen. Auch in anderen Wissensgebieten, etwa den Naturwissenschaften, geht so manches durcheinander. Als beinahe schwierigste Frage im Test entpuppte sich eine Aufgabe der Wahrscheinlichkeitsrechnung: Sie würfeln mit zwei Würfeln – wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide Würfel die gleiche Zahl anzeigen? Die Trefferchance mit simplem Raten war gar nicht so klein, denn es waren vier Antworten zur Auswahl vorgegeben (1/3, 1/6, 1/12, 1/36). Die Teilnehmer aber versuchten wohl zu überlegen, und bei den meisten ging das gründlich schief. Nur 16 Prozent aller Teilnehmer kamen auf die richtige Lösung, auch die Studenten waren nicht besser.
    Über solche Kritik erhaben sind jene 26 Teilnehmer, die im Frühjahr 2009 bei der Online-Fassung des Tests keine einzige Wissenslücke offenbarten und alle Aufgaben lösten. Auf die Frage nach ihrem Erfolgsrezept gaben fast alle Alleswisser eine ähnliche Antwort. »Ich lese täglich Zeitung und schaue auch täglich ins Internet«, sagt Reinhard Zander aus Essen. Der 61-Jährige glaubt, dass ihm sein Alter geholfen hat: »Ich stamme noch aus einer Zeit, in der etwas mehr Wert auf Faktenwissen gelegt wurde.« Zander war vor anderthalb Jahren auch schon beim Casting für Jörg Pilawas Quizshow, aber da fiel er durch. »Vermutlich bin ich nicht telegen genug«, sagt derRuheständler. Auch Jörg Petersen aus Kiel wird es vielleicht einmal im Fernsehen versuchen. »Meine Familie will mich immer schon zu Günther Jauch schicken, aber ich habe mich bislang dagegen gewehrt«, sagt der 49-Jährige. Auch einige jüngere Teilnehmer erreichten die Bestnote. »Meine Freundin hat lachend gesagt, nachdem sie selbst teilgenommen hatte: Mach doch mal mit, um den Durchschnitt zu retten«, erzählt Lukas Schadomsky, 25, Jurastudent an der Bucerius Law School in Hamburg. Wie andere Alleswisser macht auch Schadomsky keinen Hehl daraus, dass er bei einigen Fragen ein bisschen Glück brauchte. »Es ist sicher auch eine Frage, wie neugierig man auf die Welt ist«, sagt Jens Siegert. Er leitet das Moskauer Büro der Heinrich-Böll-Stiftung und scheint äußerst neugierig zu sein. »Ein Freund hat mich schon einmal Informationsmülleimer genannt, weil ich mir so viele Dinge merke, bevorzugt auch unnütze«, sagt Siegert. Für Stephan Schneider aus München hängt sein Erfolg beim Wissenstest auch mit dem beruflichen Hintergrund zusammen: »Als Werbetexter hat man mit vielen verschiedenen Themen zu tun und verfügt über ein gesundes Halbwissen.«
    Der Wissenstest hat gezeigt, wie es um das Viertel-, Halb- oder Universalwissen vieler Hunderttausender Teilnehmer bestellt ist. Neben manch ernüchternder Erkenntnis über staatsbürgerliche oder auch naturwissenschaftliche Wissenslücken bleibt ein Trost: eine Literaturfrage, die fast alle zu beantworten wussten. Sie enthielt das heimliche Motto einiger Teilnehmer. »Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor«, lautet der Stoßseufzer. Rund 80 Prozent der Teilnehmer, Männer wie Frauen, erkannten das Werk und den Autor: »Faust« von Johann Wolfgang von Goethe.

[Menü]
    »Die hauen mich übers Ohr«
    Ein Gespräch mit dem Geschichtsprofessor und »Wer wird Millionär?«-Gewinner Eckhard Freise über pfuschende Studenten und überforderte Universitäten
    Herr Freise, spätestens seit Ihrem Erfolg bei Günther Jauch gelten Sie als Viel-, wenn nicht sogar als Alleswisser – zu Recht?
    Ach, der Glaube, dass ich alles wüsste, ist ein gepflegtes Missverständnis. Zwar lebt es sich damit bequem, aber mal ehrlich: Was weiß ich schon? Wenn ich mir nur den Abiturkanon meines Sohnes ansehe: Was der in Biologie oder Chemie lernen musste, da schlackern mir die Ohren.

    Das hätten Sie nicht gewusst?
    Nein, hätte ich nicht; und gleich vorweggesagt: Wenn Sie mich hier quadrivial testen wollen, also Richtung Naturwissenschaften, dann hören wir lieber auf. Dort hätte ich das Studenten-Pisa nicht so leicht bestanden, aber diesen Teil haben Sie ja auch sehr knapp gehalten.

    Die meisten Ihrer Kollegen klagen darüber, dass Studenten heute weniger wüssten als früher.
    Das ist so nicht richtig. Die wissen nicht weniger, die wissen nur andere Dinge.

    Sie selbst sprechen noch fließend Latein. Ist das eine wünschenswerte Qualifikation?
    Wünschenswert schon, auch wenn
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