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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt?
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Experimenten mussten die Probanden eine einfache künstliche Sprache erlernen, die aus Paaren von Zeichenfolgen und Bedeutungen bestand; anschließend wurde ihre Kenntnis dieser Sprache überprüft. In dem Test ging es einerseits um Bedeutungen, die zuvor im Unterricht bereits vorgekommen waren, andere waren aber auch neu. Nun kommt der Trick. Als Nächstes wurde eine »neue Generation« von Versuchspersonen trainiert, wobei aber nicht die ursprünglichen Begriffe verwendet wurden, sondern die Daten der vorhergehenden Generation. Die Sprache wird durch eine Art Generationen-Nadelöhr gepresst, so dass die Entscheidungen einer Generation (einschließlich aller Fehler und Veränderungen) die Daten für die nächste darstellen. Was die Versuchsleiter dabei hieb- und stichfest herausfanden, erinnerte an die zuvor gewonnenen Ergebnisse der Simulationen: Sprache, die einer solchen zunehmenden kulturellen Evolution unterliegt, ist im Laufe der Zeit immer leichter zu erlernen und zeigt bei Konstruktion und Beugung wachsende Regelmäßigkeiten. Der Grund: Die Sprachen verändern und wandeln sich so, dass sie immer besser zu den grundlegenden Voreingenommenheiten der Versuchspersonen (der Sprecher) passen. Mit anderen Worten, die Sprache passt sich so an, dass sie von jenen Agenten, die sie erlernen sollen, immer leichter zu erlernen sind. Das geschieht, weil die Erwartungen und Voreingenommenheiten der Lernenden sich sowohl darauf auswirken, wie gut diese sich an die eigentlichen Unterrichtobjekte erinnern, als auch darauf, wie sie sich verhalten, wenn man ihnen neue Objekte präsentiert.
    Sprache verhält sich also ein wenig wie ein Lebewesen, das sich an eine ökologische Nische anpasst.
    Die Nische sind wir.

Nicholas G. Carr
Der Mechanismus der Mittelmäßigkeit
    Journalist; Autor von Surfen im Seichten: Was das Internet mit unserem Gehirn anstellt
    Im Jahr 1969 durchstach der in Kanada geborene Pädagoge Laurence J. Peter das Jungfernhäutchen des amerikanischen Kapitalismus. »In einer Hierarchie«, stellte er fest, »neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.« Das Ganze bezeichnete er als Peter-Prinzip, und es erschien in einem Buch mit dem gleichnamigen Titel. Das schmale, noch nicht einmal 180  Seiten starke Bändchen wurde in jenem Jahr zum Top-Bestseller und ging mehr als 200 000  Mal über die Theken der Buchhandlungen. Der Grund ist nicht schwer zu erkennen. Das Peter-Prinzip bestätigt nicht nur, was alle bereits vermutet hatten – Chefs sind Dummköpfe –, sondern es erklärt auch, warum das so sein muss. Wer in einer beruflichen Funktion hervorragende Leistungen erbringt, wird befördert. Er wird immer weiter befördert, bis er eine Stellung erreicht hat, in der er keine guten Leistungen mehr erbringt. Dann hören die Beförderungen auf. Er hat sein Inkompetenzniveau gefunden. Und dort bleibt er nun für alle Zeiten.
    Das Peter-Prinzip wies gleich mehrere Widerhaken auf. Es stellte nicht nur den Schwachkopf im Eckbüro bloß, sondern es zielte auch auf den Kern des amerikanischen Traumes – das Bestreben, auf der Erfolgsleiter nach oben zu steigen – und offenbarte, dass der ein Rezept für massenhafte Mittelmäßigkeit ist. Unternehmen sind demnach ein raffiniertes Mittel, mit dem die Unfähigen ihre Gebrechen allgemein verbreiten. Aber das ist noch nicht alles. Das Prinzip hat »kosmische Konsequenzen«, wie ein Rezensent in der
New York Times
es formulierte. Es dauerte nicht lange, dann hatten Wissenschaftler das »Allgemeine Peter-Prinzip« entwickelt; dieses lautete: »In der Evolution neigen Systeme dazu, sich bis zur Grenze ihrer Anpassungsfähigkeit zu entwickeln.« Alles macht so lange Fortschritte, bis es scheitert. Die Form des Daseins ist die Form des Scheiterns.
    Die denkwürdigsten Erklärungen erscheinen uns auf eine beunruhigende Weise naheliegend. Sie gehen von alltäglichen Beobachtungen aus – von Dingen, die wir alle schon erlebt haben – und beziehen daraus eine verborgene Wahrheit. Die meisten von uns rennen während ihres Lebens immer wieder gegen Bäume. Aber es bedarf eines großartigen Erklärers wie Laurence J. Peter, der uns sagt, dass wir im Wald stehen.

Michael Shermer
Das Prinzip des Empirismus oder Sehen Sie selbst
    Verleger des Magazins Skeptic ; Monatskolumnist, Scientific American ; Autor von The Believing Brain
    Empirismus ist das tiefgreifendste und am weitesten gefasste Prinzip zur Erklärung der meisten
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