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Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Titel: Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
Autoren: Cherry Adair
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sie umrundete und ein paar kleine Holzfiguren holte, die auf einem Balken standen. »Die sind unglaublich.« Seine langen Finger strichen über Lilys zehn Zentimeter hohe Schnitzfigur von Diablo.
    Sie zuckte lächerlich erfreut die Achseln und registrierte schmerzlich berührt, wie sein Daumen fast schon zärtlich über den hölzernen Bullen glitt, während er die Schnitzerei in den Händen drehte. Es war so ganz Derek, sich auf die eine Sache zu stürzen, auf die sie wirklich stolz war, und geschickt das Thema zu wechseln.
    »Nur ein kleiner Zeitvertreib, während ich hier herumhänge und darauf warte, dass meine Patientin ihren Job erledigt. Was die Ranch angeht …«
    Die wenigsten Leute wussten von ihrem Hobby, und es war ihr auch recht so. Das Holzschnitzen war etwas Persönliches
und gehörte ihr allein. Es erschien ihr befremdlich intim, dass ausgerechnet Derek Wright ihre Arbeiten berührte und geradezu liebkoste.
    »Du solltest keine übereilten Entscheidungen treffen; lebe eine Zeit lang damit, und finde heraus, wie es sich anfühlt.« Er hielt die Schnitzerei ins Licht und drehte sie in alle Richtungen. »Mein Gott, die Details sind verblüffend. Schau dir diesen Gesichtsausdruck an. Der Bursche ist sauer und stürmt gleich los.« Er sah sie an. Das Licht brach sich in ihren Augen und brachte sie zum Funkeln. »Du könntest sie verkaufen, Lily, und ein Vermögen damit verdienen.«
    »Es ist nur ein Hobby, und ich habe bereits ein Vermögen«, erinnerte sie ihn trocken. Seinen Verfehlungen zum Trotz hatte Sean sie als reiche Frau zurückgelassen, weswegen sie die Nachricht, dass er nicht einmal Teilhaber der Ranch gewesen war, auch so verblüfft hatte. »Die Sache mit der Ranch war also Seans großes Geheimnis, hm?«
    Derek zog die Augen zusammen. »Sein - was?«
    Vielleicht war es das gar nicht gewesen. Verdammt. »Nichts.« Plötzlich fühlte sich der Stall, die Ranch, zur Hölle, ganz Montana beengt an. Lily konnte es nicht erwarten, zum Iditarod-Rennen aufzubrechen. Allein. Nur sie und die Hunde. Meilenweit von allem entfernt, das ihr wehtun konnte. Sie hatte es satt, jedem vorzumachen, sich selbst eingeschlossen, dass alles bestens war. Sie wollte ehrliche Emotionen und keine Täuschungen mehr. Sie musste weg von der Ranch, weg von der Erinnerung an Sean, weg von Dereks irritierender Präsenz.
    Was sie brauchte, war Einsamkeit, Hunderte von Meilen davon. Die würde sie während der nächsten paar Wochen bekommen.
    »Ich weiß, dass Sean kurz vor seinem Tod irgendetwas im
Schilde geführt hat.« Lily faltete das feuchte Handtuch, drapierte es über den Rand der Spüle und sah sich nach etwas anderem um, mit dem sie ihre Hände beschäftigen konnte. Sie konnte die Schnitzereien in der Tasche verstauen, aber Derek stand ihr im Weg. »Ich schätze, es war die Sache mit der Ranch. Danke, dass du seinen Stolz geschont und so getan hast, als gehöre sie zur Hälfte ihm. Aber ich bin wirklich nicht daran interessiert, Teilhaber einer Ranch zu sein.« Sie streckte die Hand aus. »Gib sie mir.«
    »Ich kaufe dir die Figur von Diablo ab«, sagte er beiläufig, während sein Daumen auf dem Rücken des kleinen Bullen hin und her glitt. »Du solltest sie in New York oder so ausstellen. Im Ernst, Lily, diese Schnitzereien sind fabelhaft. Die Leute werden dir die Tür einrennen, um deine Arbeiten kriegen. Es wäre eine ordentliche Einnahmequelle.«
    Lily ließ die Hand sinken, löste den Blick von seinen langen gebräunten Fingern, dem langsam streichenden Daumen, und sah ihm ins Gesicht. »Du kannst ihn behalten.« Keiner besaß eines der Stücke, die sie die letzten Jahre über geschnitzt hatte. Nicht einmal ihr Vater. Sie kämpfte den kleinen Hitzeschauder nieder, der sie bei der Vorstellung überkam, dass Derek etwas besitzen solle, das von ihr stammte. Unsinn. Es war nur ein Stück Holz. Sie hatte Dutzende, Hunderte davon zu Hause.
    »Deine Einstellung zu den Schnitzereien ist sehr schmeichelhaft. Aber, nein, danke. Es ist bloß ein Hobby, und das soll es auch bleiben. Abgesehen davon, könnte ich mich morgen zur Ruhe setzen, wenn ich wollte. Will ich aber nicht.« Sie hegte den Verdacht, dass Sean die obszöne Menge Geldes, die unter ihrem Namen auf einer Bank auf den Cayman Islands lag, illegal erworben hatte. Sie würde das Geld zurückgeben, sobald sie wusste, wem es tatsächlich gehörte. »Ich liebe meinen
Beruf, vielen Dank. Und ich habe das Einkommen aus dem Hundetraining. Sobald ich vom Iditarod zurück
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