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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Perserteppich in Blau und Orange. Die Tür zum Wandschrank stand einen
Spalt offen, und Blair sah schemenhaft Eriks alte Jeansjacke, die an einem
Bügel hing.
    Sie sog den Duft nach altem Holz tief
in die Lunge. Die Vorstellung, im Bett eines Jungen zu schlafen, der älter war als
sie und sie früher nie wirklich wahrgenommen hatte, war überraschend erregend.
»Hast du was dagegen, wenn ich gleich auspacke?«
    »Quatsch. Mach ruhig.« Serena warf sich
aufs Bett, zerrte ein Playboy- Heft
unter der Matratze hervor, rümpfte ihre wie gemeißelte Nase und begann zu
blättern.
    Sie und Blair wussten viel zu genau,
was Jungs in ihren Zimmern so trieben, als dass sie beim Anblick eines Männermagazins
einen Schreikrampf gekriegt hätten.
    Blair zog eine Hose aus der Reisetasche
und öffnete den Wandschrank. Außer der Jeansjacke und zwei leicht abgewetzten
weißen Hemden von J. Press hing noch ein kaum getragener schwarzer Smoking von
Hugo Boss darin. Auf dem Boden standen ausgelatschte Stan-Smith-Tennis- schuhe
und ein Prada-Schuhkarton.
    Blair
sah kurz zu Serena hinüber, die völlig in den Playboy vertieft war. Sie kniete sich hin. Wer
ließ denn seine Prada-Schuhe einfach im Schrank stehen? Aber als sie den
verstaubten Deckel des schwarzen Kartons abhob, sah sie, dass gar keine Schuhe
darin waren, sondern lediglich ein kleines braunes Notizbuch mit Ledereinband.
Behutsam nahm sie es aus der Schachtel und schlug es auf der ersten Seite auf.
    Scheiße,
ich glaub's nicht! Jetzt schreib ich schon wie ein Mädchen Tagebuch. Ich komme grade
von Grades Abschlussparty und hob Tequila bis zum Umkippen gesoffen. Aber
statt umzukippen wie jeder normale Mensch, krieg ich hier die volle
Panikattacke. Ich hab meinen Abschluss in der Tasche. Ich zieh aus, geh an die
Uni. Keine Ahnung, wer ich überhaupt bin, was ich mache oder wer ich sein will,
und jetzt muss ich alles, was ich kenne, hinter mir lassen und... SCHEISSEÜ
Serena hat echt so ein Schwein - die hat gerade erst mit der High School
angefangen, und wenn es bei ihr so weit ist, kann ich ihr Tipps geben. Für die
wird das Ganze ein Spaziergang. MIR sagt keiner was. Und von meinen Freunden
kann ich keinem erzählen, was für einen MÖRDERSCHISS ich hab. Die reden alle
nur über die Massen von Weibern, die wir bald flachlegen. Na ja, die haben wahrscheinlich
Recht... o Mann, außer ich mutiere zu einem dieser abgedrehten Typen, die
allein im Studentenheim wohnen und nie aus ihrem Zimmer kommen, bis eines
Tages die Tür aufgebrochen werden muss, weil der Gestank unerträglich wird.
Scheiße, das ist ja wohl echt total irre. Ich geh ins Bett.
    Blair
blätterte atemlos weiter, aber die übrigen Seiten waren leer. Anscheinend war
Erik zu dem Schluss gekommen, dass Tagebuchschreiben doch nicht das Richtige
für ihn war. Mit hämmerndem Herzen las sie den Eintrag noch einmal durch. War
es nicht absolut verrückt, dass Erik van der Woodsen, den sie im Prinzip kaum
kannte, ganz genau das in Worte gefasst hatte, was sie tief im Innersten seit
Wochen fühlte?
    Sie legte das Buch in die Schachtel
zurück, stand auf und ging zur Kommode, auf der ein silbergerahmtes Foto der
van der Woodsens stand, die sich an irgendeinem Strand aalten. Alle waren
sagenhaft braun und goldblond, hatten riesige dunkelblaue Augen und ein
strahlend weißes Lächeln. Blair erkannte an Serenas Pony, den sie sich Ende
der Achten zugelegt hatte (nur um das ganze nächste Jahr zu hoffen, er würde
endlich wieder rauswachsen), dass sie damals etwa vierzehn gewesen sein musste.
Demnach war Erik auf dem Foto siebzehn. Er trug ausgewaschene blaue Surfershorts,
war muskulös und schien top in Form zu sein. Auf seinem hübschen Gesicht lag
allerdings ein Hauch von Erschöpfung, als hätte er die Nacht durchgefeiert
oder als wäre er vielleicht ein bisschen traurig.
    Wieso ist mir das nie
aufgefallen?, wunderte sich Blair.
Hinter ihr blätterte Serena raschelnd um.
    »Hat Erik zurzeit eigentlich eine
Freundin?«, fragte Blair laut.
    »Wir können ihn ja fragen.« Serena
klatschte den Playboy auf den Boden und angelte sich grinsend das Telefon. Sie nervte Erik, der an
der Brown University studierte, mindestens dreimal wöchentlich mit Anrufen, in
denen sie sich über ihre Liebesabenteuer - oder darüber, dass es keine gab -
ausließ und er über seinen Dauerkater stöhnte.
    »Hey, du perverse Socke. Ich hab gerade
deinen widerlichen Playboy mit den Nacktfotos von Demi Moore entdeckt. Ist die nicht schon
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