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Wie einst in jenem Sommer

Wie einst in jenem Sommer

Titel: Wie einst in jenem Sommer
Autoren: Kathryn Ross
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Sonnenuntergänge.
    Der Aufenthalt auf Santorin war unvergesslich. Riesige Klippen erhoben sich aus dem blauen Meer. Aus der Ferne ähnelten sie schneebedeckten Berggipfeln. Erst aus der Nähe betrachtet entpuppte der Schnee sich als pittoreske weiße Dörfer, die sich an die Anhöhen schmiegten. Andreas und sie spazierten den Klippenweg entlang, vorbei an weiß getünchten Häusern mit blauen Fensterläden. Bewundernd schauten sie sich die blauen Kuppeln der kleinen weißen Kirchen an und blickten hinunter aufs unglaublich blaue Meer. Zu Mittag aßen sie in einer kleinen Taverne ganz oben auf den Klippen und genossen die atemberaubende Aussicht.
    So viel Schönheit kam ihr jetzt fast unwirklich vor, so unwirklich wie ihre Beziehung zu Andreas.
    Zwar war er ein leidenschaftlicher, aufmerksamer Liebhaber, aber perfekt wäre es zwischen ihnen erst, wenn er ihre Liebe erwiderte.
    Carrie hoffte inständig, dass er sie eines Tages doch lieben würde.
    Inzwischen waren sie seit fast drei Monaten verheiratet, und Carrie gab die Hoffnung langsam auf.
    Der Alltag war eingekehrt. Frühmorgens begab Andreas sich auf den Weg ins Büro, Marcia traf ein, Carrie fütterte Lilly und spielte mit ihr. Sobald Lilly ihren Mittagsschlaf hielt, setzte Carrie sich an den Computer und arbeitete für die Bank, um ein Projekt zum Abschluss zu bringen, das sie vor ihrer Abreise nach Pyrena übernommen hatte. Es lief sehr gut und machte sie finanziell unabhängig. Andreas konnte zwar nicht verstehen, warum sie darauf bestand, ihr eigenes Geld zu verdienen, ließ sie aber gewähren.
    Wenn die Hitze am Spätnachmittag erträglicher wurde, ging Carrie mit dem Baby spazieren. Anschließend wurde Lilly gebadet, bekam ihr Abendessen und wurde ins Bett gebracht. Aufgeregt wartete Carrie dann auf Andreas’ Rückkehr.
    Diese Woche unterschied sich jedoch von den vorausgegangenen, denn plötzlich musste Carrie sich jeden Morgen übergeben.
    Schwanger kann ich eigentlich nicht sein, dachte sie, als sie Wasser aufsetzte. Schließlich nahm sie die Pille. Der Arzt in der Stadt hatte ihr ein neues Rezept ausgestellt. Okay, es hatte zwei Tage gedauert, bevor sie die Packung erhalten hatte, aber was waren schon zwei Tage?
    Nachdenklich holte sie sich eine Tasse und schüttete lösliches Kaffeepulver hinein, bevor sie heißes Wasser daraufgoss. Das starke Kaffeearoma stieg ihr in die Nase. Als Carrie einen Schluck nehmen wollte, drehte sich ihr der Magen um. Blitzschnell schüttete sie das Getränk in den Ausguss und ließ kaltes Wasser laufen. Trotzdem hing der Duft noch in der Luft. Erneut wurde es Carrie übel.
    Bisher hatte sie Kaffeearoma immer gemocht.
    Erschöpft setzte sie sich an den Tisch. Es wurde Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Die Zeichen waren eindeutig: Sie erwartete ein Baby von Andreas!
    Wie würde er auf diese Neuigkeit reagieren? Wahrscheinlich genügte ihm Lilly vollkommen. Noch ein Baby konnte er sich offensichtlich nicht vorstellen, denn sonst hätte er sicher anders reagiert, als sie neulich die Sprache aufs Kinderkriegen gebracht hatte.
    Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    In diesem Moment kam Marcia herein – mit einem großen Stapel Bettwäsche auf den Armen, denn heute war Waschtag.
    „Sie kommen genau richtig“, sagte Carrie lächelnd. „Das Wasser hat gerade gekocht.“
    „Prima, ich stelle nur schnell die Waschmaschine an.“ Marcia war schon auf dem Weg, drehte sich jedoch noch einmal um und musterte Carrie. „Sagen Sie mal, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
    „Klar.“ Carrie rang sich ein Lächeln ab.
    „Sie sehen blass aus.“
    „Ich bin nur müde.“ Carrie stand auf, um sich ein Glas Wasser zu holen.
    „Möchten Sie eine Tasse Tee?“, fragte Marcia und verschwand in der Waschküche.
    „Danke, aber ich bleibe heute bei Wasser.“ Sie hörte, wie Marcia die Maschine belud und einschaltete.
    Wenig später kehrte sie zurück und sah Carrie mitfühlend an. „Wird Ihnen von Tee auch übel?“
    „Woher wissen Sie …“
    „Bei mir war das auch so, als ich schwanger war“, erklärte die Haushälterin. „Es war schrecklich.“
    Carrie war erstaunt, dass Marcia wusste, was los war. Aber schließlich bekam sie ja jeden Morgen mit, wie elend Carrie sich fühlte. Offensichtlich hatte sie eins und eins zusammengezählt.
    „Ich weiß gar nicht, ob ich tatsächlich schwanger bin“, sagte Carrie leise.
    „Dann lassen Sie sich am besten einen Termin bei Dr. Appelou geben.“
    „Ja,
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