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Wie einst in jenem Sommer

Wie einst in jenem Sommer

Titel: Wie einst in jenem Sommer
Autoren: Kathryn Ross
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vernunftbetonter, mit beiden Beinen auf der Erde stehender Mensch, konnte und wollte sie ihre heftigen Gefühle nicht wahrhaben.
    Schweigend beobachtete sie, wie Andreas ihr gegenüber am Tisch Platz nahm. Einen Moment lang lauschten sie beide dem Zischen der Gischt über den Kiesstrand neben sich, was gut zu ihrer aufgewühlten Stimmung passte.
    „Jo und Theo sind noch nicht da“, sagte Carrie.
    „Das sehe ich.“ Er lächelte amüsiert.
    Sie versuchte sich zu konzentrieren, damit ihr keine weiteren überflüssigen Bemerkungen entschlüpften, fand das aber schwierig, weil Andreas ihr tief in die Augen schaute.
    Ein Kellner kam an den Tisch, und Andreas sprach Griechisch mit ihm. Diese tiefe erotische Stimme schlug Carrie noch mehr in seinen Bann.
    „Darf ich Ihnen etwas zu trinken bestellen, Carrie?“, fragte er dann in perfektem Englisch.
    „Danke, ich habe noch.“ Sie zeigte auf ein noch fast volles Glas Wein.
    „Wahrscheinlich hat die Verspätung etwas mit Theos Tauchschule zu tun“, vermutete Carrie. Sie musste sich unbedingt von ihren verstörenden Gefühlen ablenken, die Andreas in ihr auslöste. „Ich glaube, er wollte einigen Kunden vor ihrer Abreise nach England noch einen Tauchgang ermöglichen.“
    Andreas musterte sie. „ Ich denke, es steckt was anderes dahinter. Wahrscheinlich sollen wir Gelegenheit haben, uns ungestört zu unterhalten“, bemerkte er leicht ironisch.
    „Ach, Sie meinen, das ist eine abgekartete Sache?“, fragte sie pikiert. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Das wäre ihr schrecklich peinlich gewesen.
    „Wirklich nicht?“ Er betrachtete sie forschend. Ihre Verlegenheit war ihm nicht entgangen.
    Carrie wandte sich ein wenig ab, um zu verbergen, dass sie tief errötet war. „Jo hat mich vorhin angerufen, um sich für die Verspätung zu entschuldigen. Es war ihr sehr unangenehm, weil sie sonst immer pünktlich ist.“
    „Sie fühlten sich nicht verpflichtet, mich kennenzulernen, oder?“ Neckend zog er eine Augenbraue hoch. „Seit Tagen schwärmt Theo mir nämlich von Ihnen vor.“
    „Ach? Dann haben Sie sich also nur auf dieses Treffen eingelassen, um endlich Ihre Ruhe zu haben?“ Am liebsten wäre sie vor Scham im Boden versunken. „Schon gut, Jo hat die gleiche Masche bei mir abgezogen. Offensichtlich hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ständig mit Theo zusammen ist und mich alleinlässt. Keine Ahnung, wie oft ich ihr in den letzten Tagen gesagt habe, dass mir das sogar ganz recht ist.“
    „Sie haben sich ineinander verliebt und möchten, dass alle Welt ihnen nacheifert“, bemerkte Andreas trocken.
    Der Kellner servierte, was Andreas bestellt hatte. Carrie freute sich über diese Störung. Es war Andreas anzumerken, wie wenig er von diesem Blind Date hielt. Das wurde auch von der Tatsache unterstrichen, dass er Kaffee geordert hatte – ein Getränk, das man kaum als Aperitif werten konnte. Vermutlich würde er sich gleich verabschieden.
    Ihre Blicke begegneten sich. „Leider habe ich morgen in aller Frühe eine geschäftliche Besprechung in Athen. Ich kann also nicht lange bleiben“, sagte er entschuldigend.
    „Das trifft sich gut. Ich muss auch gleich wieder los. Kurz bevor Sie hier auftauchten, habe ich nämlich beschlossen, Jo und Theo ihrem Glück zu überlassen und ihnen Gelegenheit zu einem romantischen Abend zu zweit zu geben.“
    „Gute Idee.“ Andreas betrachtete sie und sagte dann mit leicht ironischem Tonfall: „Aber ich bin sicher, dass sie gerade schon ihre Zeit nutzen.“
    Was soll das denn heißen?, überlegte sie verstimmt. Meint er vielleicht, im Gegensatz zu uns?
    „Gefällt es Ihnen auf Pyrena?“, fragte Andreas und lehnte sich zurück. Jetzt bemühte er sich um höflichen Small Talk. Das war unerträglich! Carrie ließ sich jedoch nichts anmerken und rang sich ein Lächeln ab. „Ja, sehr gut so gar. Es ist eine wunderschöne Insel.“
    „Waren Sie schon am Korallenriff?“
    „Nein. Theo und Jo haben mich gestern eingeladen mitzukommen, aber ich tauche nicht.“
    „Sie könnten schnorcheln.“
    „Ich bin keine gute Schwimmerin und traue mir das nicht zu.“
    „Auch nicht, wenn ein erfahrener Schwimmer bei Ihnen ist?
    Sie sollten sich das nicht entgehen lassen, es ist wunderschön da draußen.“ Sein Handy klingelte. „Entschuldigung, Carrie“, sagte er höflich und nahm den Anruf entgegen.
    Offensichtlich geschäftlich, dachte sie, als sie seine ernste Miene bemerkte.
    Er ist viel zu attraktiv, befand Carrie,
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