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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei
Autoren: Dinah McCall
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hätte stattfinden sollen. Sicher, es wäre ihm möglich gewesen, gegen die andere beteiligte Person auszusagen, doch an seinem Strafmaß hätte das nichts geändert. Also hielt er aus einem Pflichtgefühl heraus den Mund und saß seine Strafe ab, weil er wusste, dass ihm anschließend das gesamte Geld gehören würde, das er versteckt hatte. Zum Teufel mit irgendwelchen Abmachungen, die vor fünfundzwanzig Jahren getroffen worden waren. Er war jetzt wieder auf freiem Fuß, und er würde sich holen, was er damals versteckt hatte. So wie er die Sache sah, war es nichts weiter als sein wohlverdienter Lohn.
    Als sich ein freies Taxi näherte, winkte er es zu sich, stieg ein und nannte dem Fahrer sein Ziel.

3. KAPITEL
    T reys Bericht war für Lieutenant Warren Grund genug, die Ermittlungen fortzusetzen. Es gab jedoch keine ausreichenden Anhaltspunkte, um eine Verbindung zwischen dem Skelett vom Lake Texoma und der Sealy-Entführung herzustellen. Warren war aber davon überzeugt, dass hier kein Zufall im Spiel sein konnte.
    Sheriff Jenner hatte unterdessen eine Ergänzung zu seinem Bericht nach Dallas gefaxt und den Koffer mitsamt den Knochen ans Police Department geschickt. Damit lag nun eine komplette Liste aller Vorbesitzer des Hauses vor, und die Eigentümer, die zum Zeitpunkt der Ermordung des Kindes dort gewohnt hatten, waren identifiziert. Zwar bewies das nicht, dass das Kind auch in dem Haus umgekommen war, doch es war immerhin ein Anfang.
    Zumindest schien das so, bis sich Warren den Bericht vornahm. Denn der Eigentümer zu der Zeit – David Lehrman – war bereits ein Jahr vor der Sealy-Entführung bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, und seine Frau Carol war gleich danach zurück nach Boston gezogen. Drei Jahre lang stand das Haus leer, bis Mrs. Lehrman es endlich versteigern ließ.
    Damit wurde der Kreis der Verdächtigen keineswegs enger gezogen, denn in diesen drei Jahren konnte sich jeder Zutritt zum Haus verschafft haben. Als würde das nicht genügen, hatte Lieutenant Warren auch noch die Reportermeute am Hals, die unbedingt etwas erfahren wollte.
    Schon jetzt wurde Tag für Tag in den Medien die alte Geschichte vom Mord an Olivias Eltern während der Entführung durchgekaut, und in jedem Bericht betonte man, wie sehr diese Ereignisse Marcus Sealy zu schaffen gemacht hatten. Es folgten Fotos und Filmaufnahmen von der Verhaftung von Foster Lawrence und natürlich vom Gerichtsverfahren gegen ihn. Erst gestern hatte der Fall eine ganz neue Wendung genommen, da einer der Reporter auf die Idee gekommen war, sich näher mit Lawrence zu befassen. Dass der erst vor kurzem aus der Haft entlassen worden war, nährte weitere Spekulationen, mit denen sich Warren auch noch befassen durfte.
    Es war nicht auszuschließen, dass er nach Dallas kam, um das Lösegeld an sich zu nehmen, das man nie gefunden hatte. Eine Million Dollar mochten es durchaus wert sein, für fünfundzwanzig Jahre ins Gefängnis zu gehen.
    Warren hatte ein ungutes Gefühl. Es wurde höchste Zeit, mit Marcus und Olivia Sealy zu reden. Er griff nach dem Telefonhörer.
    In der vergangenen Nacht hatte Trey kaum geschlafen, und wenn es ihm doch einmal gelungen war, dann verfolgte ihn in seinen Träumen das Mädchen, in das er sich auf der High School hoffnungslos verliebt und das ihm das Herz gebrochen hatte. Seit Olivias Erklärung, es sei für sie beide besser, getrennte Wege zu gehen, war er ihr nicht mehr begegnet. Zu der Zeit war für ihn der Gedanke unerträglich gewesen, sie könnte sich mit einem anderen Mann treffen. Keine andere Frau war ihm seitdem jemals so unter die Haut gegangen wie Olivia. Dass ihn nur noch zehn Autominuten quer durch Dallas von einem Wiedersehen mit ihr trennten, hätte zweitrangig sein müssen, da er sie aus dienstlichen Gründen befragen musste. Doch das Gegenteil war der Fall, und er fühlte sich so nervös wie schon lange nicht mehr.
    Auch Dennis Rawlins war nervös, allerdings mehr aus Vorfreude. Nicht mehr lange, dann würde die Welt wissen, was die Sealys mit dem toten Kind zu tun hatten. Ihm war es gleich, dass er dabei die Wahrheit verdrehte. Er brauchte den Protest als Ventil, um seinen Seelenfrieden zu wahren.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich Olivia Sealy bedroht. Sie war einer Sache ausgesetzt, die sie nicht kontrollieren konnte. In ihrem Herzen fühlte sie, dass sie dort war, wo sie hingehörte. Sie kannte die Familienfotos, die Ähnlichkeit zu ihren Eltern konnte niemand leugnen. Die
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