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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorüber, blieb als ein Lebensabschnitt zurück, wurde in der Erinnerung gespeichert.
    Was vor ihr lag, war völlig ungewiß, schien nur aus Spekulationen und verborgenen Ängsten zu bestehen. Was sie bisher über diesen Dr. Richard Oppermann gehört hatte, was man sich im Krankenhaus von ihm erzählte – es wurde nicht gefragt, woher man solche Informationen hatte –, war alles andere als ermutigend. Nach diesen Berichten war Dr. Oppermann ein wortkarger, harter Mann, der sich wie mit einem Panzer umgab und mit dem sich kein persönliches Wort wechseln ließ. Er sollte groß sein, finster in die Gegend blicken und den Alkohol als seinen besten Freund betrachten. Ein typischer Einzelgänger, ein Kerl so stachelig wie die Dornbüsche in der Steppe. Ein einsamer Elefant. Man weiß, daß das die schlimmsten sind!
    So kam es, daß niemand Luba beneidete, als es hieß, sie habe nach Outjo zu fahren, um dort die neue Stelle anzutreten. Die Gesundheitsbehörde hatte es angeordnet, und sie blieb hart, als Luba nach diesen Erzählungen über Dr. Oppermann mehrmals versuchte, die Versetzung rückgängig zu machen. »Das ist doch alles Quatsch!« sagte ihr der zuständige Beamte beim letzten Gespräch. »Sie werden dort gebraucht, es geht um eine geheimnisvolle Krankheit, nur die Beste stellen wir dafür zur Verfügung, und das sind Sie! Sie sollten stolz darauf sein.«
    »Ich bin traurig«, sagte Luba Magdalena. »Weil ich das beste Examen gemacht habe, werde ich nun bestraft. Was wäre passiert, wenn ich nur Genügend gehabt hätte?«
    »Dann wärst du hier im Labor geblieben.«
    »Da hat man es!« Luba stand auf. Ihre Enttäuschung war niederdrückend. »Man soll sich nie mehr Mühe geben als die anderen …«
    Verwundert starrte der Beamte ihr nach, kraulte sich die Nase und sagte dann mit abwertendem Tonfall: »Das ist mal wieder typisch für diese Schwarzen.«
    Pünktlich um zehn Uhr vormittags, wie versprochen, kam Pater Mooslachner ins Schwesternhaus und sah Luba in der Eingangshalle auf ihrem Koffer sitzen. Ehrlich betroffen blieb er stehen und sah sie an. Doch da er nicht seine Soutane trug, sondern aussah wie ein alter, verwitterter Farmer, beachtete Luba ihn nicht.
    Das ist sie, dachte Mooslachner. Du lieber Himmel, bleibe immer schützend über uns! Ich habe viel erwartet, aber das übertrifft meine Phantasien. Wie kann man so ein Mädchen allein und schutzlos in den Busch schicken?! Das ist fast ein Verbrechen!
    Der erste Eindruck, den Luba hinterließ, war in der Tat überwältigend. Sie trug an den langen Beinen hautenge rote Jeans aus einem samtartigen Stoff, der sich so an ihren Körper schmiegte, daß jede Rundung, jeder Muskel sich klar und trotzdem verdeckt darstellte. Darüber hatte sie eine gelbe Bluse gezogen, weit genug, um ihre runden Brüste ahnen zu lassen, ohne daß es aufdringlich wirkte, aber der Blusenstoff hatte es an sich, daß er transparent wurde, wenn die Sonne darauf fiel. Dann erkannte man den weißen Spitzen-BH, der sich deutlich von der dunkleren Hautfarbe abhob, man sah das freie Stück Magen bis zur Taille, wo die Jeans begannen. Die Arme waren bloß, und wo diese Haut, von einem hellen Kaffeebraun, offenlag und mit dem Licht in Berührung kam, breitete sich ein Schimmer darüber, daß es aussah, als sei sie aus dünnstem Perlmutt.
    Das alles aber wurde übertroffen von Lubas Kopf. Er war schmal, von schwarzen, langgelockten Haaren umgeben und von der eigenartigen Faszination der beiden Welten, die sich in ihm vereinigt hatten. Sie hatte die großen schwarzen Augen und die etwas hoch angesetzten Backenknochen der Bantu, aber der Mund war europäisch, schmallippig und geschwungen, die Nase wie nach klassischem Vorbild modelliert, und alles war von vollendetem Ebenmaß.
    »Herr, steh uns bei!« seufzte Pater Mooslachner und löste sich aus seiner Erstarrung. »Ich werde aus meinem Haus eine Burg machen!«
    Er ging hinüber zu Luba und sagte: »Hier bin ich!«
    Sie schrak zusammen, zog das Kinn an und antwortete: »Was wollen Sie, wer sind Sie?«
    Mooslachner sah an sich hinunter; er verstand Luba sehr gut und sagte gütig: »Ich bin der Pater, meine Tochter.«
    Luba nickte und erhob sich von ihrem Koffer. Wie konnte es anders sein? Wie konnte ein Pater von dort auch anders aussehen?! Wenn schon die Priester zum Fürchten waren, was konnte man da von Dr. Oppermann erwarten …
    »Ich bin bereit«, sagte sie. So spricht man, wenn man zum Schafott geführt wird. »Fahren wir …«
    Sie
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