Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
hoffnungslos.«
    »Na und?« Prusius streckte die Beine von sich. »Wozu diese Aufregung?«
    »Haben Sie nicht gehört? Wir haben jetzt in unserem Gebiet 431 registrierte Fälle! Das bedeutet, daß die Dunkelziffer noch viel größer ist. Im Gebiet von Kamanjab sind es 673 Fälle, im Gebiet von Rundu sogar 1.014, rund um Tsumeb bisher 534 Infizierte. Rechnen Sie das mal zusammen!«
    »Wozu? Es stimmt doch, daß diese Infektion nur Schwarze befällt? Ist ein einziger Weißer darunter? Nein! Das beruhigt mich ungemein. Wozu also der Lärm, wenn von achthunderttausend Kaffern ein paar hundert oder tausend blind werden? Wozu der ganze Arbeitsaufwand, diese Geldverschwendung? Mit dem Geld könnten Sie sich ebenso gut Ihre Pfeife anstecken. Aber das sind eben diese verdammten Bonner Manieren, den Schwarzen hinten und vorn Zucker in alle Löcher zu blasen! Die einen liefern Maschinengewehre, die anderen wollen die Kaffern unsterblich machen. Eigentlich machen Sie nichts anderes als Ihre Kollegen vom Bonner Rebellenunterstützungs-Fonds. Alles Schüsse in unseren Rücken!«
    »Es hat keinen Sinn, mit Ihnen darüber zu reden«, sagte Dr. Oppermann. »Nur eine Frage interessiert mich: Warum beliefern Sie nicht nur die weißen Farmer, sondern auch die Ovambos im Ovamboland? Neulich haben Sie zehn Kühlschränke nach Ondangwa geliefert.«
    »Alte, ausgelaufene Modelle zum Höchstpreis!« sagte Prusius fröhlich. »Das soll man sich entgehen lassen?«
    »Und Sie finden das korrekt?«
    »Du lieber Gott in fernen Himmelshöhen! Hörte ich soeben das Wort ›korrekt‹? Das kennt ein Kaffer doch gar nicht!« Prusius blickte zur Seite. Nkulele stand an der Tür, ihre Straßbrille funkelte, die Unterlippe hatte sie vorgeschoben, als wolle sie Prusius wie ein Lama anspucken.
    »Sie wird das, was sie hier hört, sofort weitererzählen, was?« sagte er.
    »Ich kann sie nicht daran hindern. Ich würde solche Informationen auch weitergeben.«
    »Was ist bloß mit Ihnen los, Doktor?« Prusius erhob sich und dehnte die breite Brust. Er wußte, daß er ein starker Mann war und zeigte es jedem. »Seien Sie ehrlich: Sie halten mich für überlebt!«
    »Ja. Sie sind ein Überbleibsel aus jenen tausend Jahren.«
    »Jetzt schlagen Sie mir wieder Hitler um die Ohren, Sie Grünschnabel! – Was habt ihr in Bonn schon besseres zu bieten?«
    »Die Freiheit!«
    »Das müssen Sie mir sagen!« Prusius winkte mit beiden Händen ab. »Wenn jemand weiß, was Freiheit ist, dann sind wir es in Südwest! Ihr exportiert nur den Terror! – Sie fliegen also nicht mit?«
    »Nein!«
    »Der neue Mitarbeiter?«
    »Richtig!«
    »So ein Typ wie Sie?«
    »Kaum!« Dr. Oppermann lächelte schwach. »Ich hoffe – völlig anders …«
    »Na ja, wir werden sehen. Ich lasse mich überraschen.« Prusius ging zur Tür, grunzte, als Nkulele vor ihm zurückwich, und riß die Tür auf. »Wer Sie kennt, Doktor, kann von Ihrem neuen Mitarbeiter nur noch angenehm überrascht werden!«
    Die Tür fiel zu. Aus dem Nebenraum hörte man den kleinen Herero schreien, die Mutter lamentierte dazwischen. Marcus-Tomba versuchte vergeblich, ihr zu erklären, warum sie einige Tage in einem fremden Raum und in einem weiß bezogenen Bett schlafen mußten. Dr. Oppermann zog seinen Arztkittel aus. Die Sprechstunde war zu Ende. Die Laborarbeit begann nach einer kurzen Pause, in der er einen Whisky trinken wollte.
    Nkulele stand noch immer neben der Tür, als habe der Ekel vor Prusius sie versteinert. Dr. Oppermann warf einen Blick auf sie und fragte gedankenlos:
    »Was ist denn, Franziska? Du mußt bis zum Abend noch die Berichte schreiben. Eher kommst du hier nicht 'raus!«
    Sie nickte, setzte sich hinter die Schreibmaschine und legte die Finger auf die Tasten. Aber sie schrieb nicht. Sie sagte nur mit einer völlig fremden, kalten, in Haß eingebetteten Stimme:
    »Warum wird er nie krank und verreckt wie ein Krüppel?«
    Nach dem Abendessen, das eine junge Hererofrau kochte, die Dr. Oppermann auch die Wohnung sauberhielt, kam Pater Michel Mooslachner zu Besuch. Er klopfte ans Fenster, winkte mit einer Weinflasche und rief: »Haben Sie Zeit für einen Schluck Kapwein?« Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Etikett und blinzelte verheißungsvoll.
    »Kommen Sie rein!« rief Dr. Oppermann zurück. Er ging zur Tür, öffnete und nahm dem Pater die Flasche Wein ab. »Es ist fabelhaft, daß Sie gerade jetzt kommen. Ich muß einen bitteren Geschmack aus dem Gaumen spülen.«
    »Prusius war hier?« Pater
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher