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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm
Autoren: Mary Jo Putney
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obwohl sie niemals verheiratet gewesen waren.
    Er hatte es immer geliebt, ihr Haar zu bürsten, und der Duft nach Sandelholz, der ihrem Haar entströmte, ver-setzte ihn zurück in die Zeit, als sie leidenschaftliche junge Geliebte waren, die sich nur wenig Gedanken um die Welt und ihre Zukunft machten.
    Maggies Spiegelbild wirkte versteinert. Ihre Augen hatten nun eine kalte, graue Farbe, das Funkeln war verschwunden. Nachdem er ein paar Minuten gebürstet hatte, entspannte sie sich langsam.
    »Hat Candover irgend etwas Schreckliches getan?«
    fragte er schließlich ruhig. »Wenn es dich aufregt, ihn wiederzusehen, dann erwähne ich das Thema nicht mehr.«
    Sie wählte ihre Worte behutsam, denn sie wußte, daß Robin unangenehm empfänglich für versteckte Bedeutun-gen war. »Obwohl er sich sehr widerlich verhalten hat, ist es lange her, und es wäre kein Grund, ihn nicht wiederzusehen. Ich will einfach nur nicht, daß noch einer kommt und mich zu etwas drängt, was ich nicht mehr tun will.«
    Robins Blick traf ihren im Spiegel. »Warum kannst du dann nicht einmal mit ihm sprechen, um ihm das mitzuteilen? Wenn du dich für frühere Gemeinheiten rächen willst, könntest du ihn treffend strafen, wenn du deine ganzen Verführungskünste mobilisierst. Du könntest ihn in den Wahnsinn treiben, während du sein Ersuchen ablehnst.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das funktioniert«, sagte sie trocken. »Wir haben uns nicht gerade im Einvernehmen getrennt.«
    »Das macht doch nichts - wahrscheinlich hat er seitdem nur reuig und lüstern über dich nachgedacht. Die Hälfte der europäischen Diplomaten hat Staatsgeheimnisse ausgeplaudert, weil sie um ein Lächeln von dir ge-kämpft haben.« Robin grinste. »Zieh das grüne Ballkleid an, seufze tief und traurig, wenn du seine Bitte verwirfst, und gleite dann anmutig aus dem Zimmer. Ich wette, du kannst seinen Seelenfrieden für mindestens einen Monat stören.«
    Sie musterte ihr Spiegelbild nachdenklich. Zwar besaß sie eine gehörige Portion von dem, was Männer verrückt machen konnte, aber sie hatte ihre Zweifel, daß Candover ihrem Charme erliegen würde. Dennoch: Zorn und Lust lagen nah beieinander, und Rafael Whitbourne war bei ihrem letzten Zusammentreffen in der Tat sehr, sehr zornig gewesen …
    Ein träges, spitzbübisches Lächeln verzog ihre Lippen.
    Dann warf sie den Kopf zurück und lachte. »Also gut, Robin, du hast gewonnen. Ich treffe mich mit diesem al-bernen Duke. Er hat wirklich ein paar schlaflose Nächte verdient. Aber ich garantiere dir, daß er an meiner Meinung nichts ändern wird.«
    Robin küßte sie leicht auf ihren Scheitel. »Braves Mädchen.« Trotz ihrer vehementen Weigerungen bestand eine gute Chance, daß Candover doch etwas bewirkte.
    Vielleicht würde sie noch eine Weile bleiben. Und das wäre eine gute Sache.

    Als Robin fort war, rief Maggie nicht sofort nach ihrer Zofe, um sich bei dem Rest ihrer Toilette helfen zu lassen. Statt dessen kreuzte sie die Arme auf dem Frisiertisch, legte den Kopf darauf und gab sich ihrem Gefühl der Trauer und Mü-
    digkeit hin. Es war dumm gewesen, diesem Treffen zuzu-stimmen. Ja, Rafe Whitbourne hatte sich mies benommen, aber selbst damals schon hatte sie begriffen, daß seine Grausamkeit der Qual entsprungen war, und sie hatte niemals das Vergnügen haben können, ihn zu hassen.

    Aber sie liebte ihn auch nicht; die Margot Ashton, die gedacht hatte, die Sonne kreiste um seinen hübschen Kopf, war vor einem Dutzend Jahren gestorben. In den folgenden Jahren, seit Robin sie unter seine Fittiche genommen und ihr einen Grund gegeben hatte, weiterzuleben, war Maggie sehr viele verschiedene Personen gewesen.
    Rafe Whitbourne war nur noch eine bittersüße Erinnerung, die für ihr gegenwärtiges Ich nicht mehr relevant war.
    Liebe und Haß waren in der Tat die zwei Seiten ein und derselben Münze, denn beide bedeuteten starke Gefühle für jemanden. Das Gegenteil davon war Gleichgültigkeit.
    Da Gleichgültigkeit das einzige Gefühl war, das Rafe in Maggie auslösen konnte, lohnten kleine Racheakte nicht der Mühe. Sie wollte einfach nur mit dieser Episode ihres Lebens - mit Verrat, Irreführung und Informantionsbe-schaffung - abschließen.
    Und mehr noch: Sie wollte endlich eine Aufgabe erfüllen, die sie zu lange vor sich hergeschoben hatte, und anschließend nach England zurückkehren, das sie dreizehn Jahre nicht mehr gesehen hatte. Sie würde noch einmal ganz von vorne anfangen müssen, und diesmal ohne Robins
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