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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm
Autoren: Mary Jo Putney
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hatte, wenn er in der Lage gewesen wäre, ihren Betrug zu akzeptieren, dann hätte er die ganzen Jahre von ihrer Freundschaft profitieren können.
    Denn als alles gesagt und entschieden war, war es diese Kameradschaft, die er am meisten vermißte. Er wußte, daß die Zeit seine Erinnerungen schöner färbte, denn keine Frau konnte wirklich so begehrenswert sein, wie seine Gedanken sie zeichneten. Doch niemals würde er aufhören zu vermissen, wie sie zusammen gelacht hatten, wie sich ihre Blicke quer durch einen Raum trafen, wie ihre Augen ihn auf eine wissende, intensive Art ansahen, so daß er den Rest der Welt um sich herum vergaß.
    Seine Träumerei kam zu einem abrupten Ende, als der Stiel des Glases in seinen Fingern brach. Er schnitt sich in den Finger, der Brandy lief über seinen Schoß. Mit düsterer Miene stand er auf. Er hatte gar nicht gewußt, daß die Gläser so zerbrechlich waren. Der Butler würde tagelang schmollen, wenn er herausfand, daß der Bestand an teuren Kristallkelchen nun um zwei Exemplare reduziert war.
    Rafe beschloß, in sein Schlafzimmer zu gehen. Ein biß-
    chen Selbstmitleid mochte ja durchaus recht stimmungs-voll sein, aber er wollte am folgenden Tag auf eine anstrengende Reise gehen. Es war an der Zeit, die Gedanken an jugendliche Dummheiten zu begraben und ein wenig zu schlafen.

    Kapitel 2
    EIN!«
    N Obwohl die Parfümflasche nur wenige Millimeter an seiner Schläfe vorbeisauste, machte Robert Anderson keinen Versuch, sich zu ducken, denn er wußte, daß Maggie höchst zielsicher war und ihn nicht wirklich verletzen wollte. Sie schickte ihm sozusagen nur eine Botschaft.
    Praktisch veranlagt, wie sie war, hatte sie ein billiges Parfüm gewählt, das ihr ein knauseriger Bayer mit schlech-tem Geschmack geschenkt hatte.
    Robin lächelte seine Gefährtin an. Ihr schöner Busen hob und senkte sich, und ihre Augen sprühten Funken.
    Graue Augen heute, denn sie trug einen silbernen Mor-genrock. »Warum willst du diesen Duke, den Lord Strathmore schickt, denn nicht treffen? Du solltest dich ge-schmeichelt fühlen, daß du für das Außenministerium so wichtig bist.«
    Die Antwort war eine Flut italienischer Unflätigkeiten.
    Er neigte den Kopf zur Seite und lauschte kritisch. Als ihr Ausbruch vorbei war, sagte er: »Sehr kreativ, Maggie, Liebes, aber findest du nicht, daß du aus der Rolle fällst?
    Sollte Magda, die Gräfin Janos, nicht ungarisch fluchen?«
    »Ich kenne mehr Beleidigungen in Italienisch«, sagte sie hochmütig. »Und du weißt sehr gut, daß ich nur aus der Rolle falle, wenn du da bist.« Ihr Gehabe als würdevolle Adelige wich einem schelmischen Kichern. »Glaub ja nicht, daß du das Thema wechseln kannst. Es geht hier um den hochwohlgeborenen, edlen Duke of Candover.«
    »Richtig.« Robin musterte sein Gegenüber nachdenklich. Sie kannten sich bereits sehr lange, und wenn ihre Beziehung auch keine intime mehr war, verband sie doch eine tiefe Freundschaft. Es sah ihr nicht ähnlich, so tem-peramentvoll zu reagieren, auch wenn sie seit zwei Jahren die Rolle der launischen ungarischen Gräfin spielte. »Was hast du denn gegen den Duke?«
    Maggie setzte sich an ihren Frisiertisch und nahm eine Bürste aus Elfenbein auf. Sie begann ihre blonden Haare, die ihr über den Rücken fielen, zu bürsten, während sie ihn stirnrunzelnd im Spiegel ansah. »Der Mann ist ein pe-nibler Tugendbold.«
    »Heißt das, er hat sich nicht richtig von deinem Charme einfangen lassen?« fragte Robin interessiert.
    »Seltsam. Der Duke of Candover hat den Ruf, ein absoluter Frauenliebling zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er einen appetitlichen Happen wie dich verschmähen würde.«
    »Ich bin kein appetitlicher Happen, Robin! Lebemänner sind die schlimmsten Tugendbolde von allen. Frömmelnde Heuchler nach meiner Erfahrung.« Sie zerrte heftig an einem Knoten im Haar. »Versuch nicht, einen neuen Streit vom Zaun zu brechen, bevor wir den alten nicht beendet haben. Ich weigere mich, mit dem Duke of Candover irgend etwas zu tun zu haben, so wie ich mich weigere, weiterhin zu spionieren. Dieser Abschnitt meines Lebens ist vorbei, und niemand - weder du noch Candover noch Strathmore - kann meine Entscheidung ändern. Sobald ich ein paar geschäftliche Dinge erledigt habe, verschwinde ich aus Paris.«

    Robin stellte sich hinter sie. Er nahm ihr die Bürste aus der Hand und zog sie sanft durch ihr goldenes Haar. Es war seltsam, daß sie sich in vielen Dingen wie ein Ehepaar verhielten,
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