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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Autoren: F. Paul Wilson
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bürokratisiert waren, und sich da in den kleinen Städtchen verlieren – das war der Plan.
    Bills Augen musterten ihr Gesicht: »Wirst du klarkommen?«
    Sie verbarg ihre wahren Gefühle vor ihm. Seit sie Monroe verlassen hatten, hatte er alles unternommen, ihr diese Sache auszureden, aber sie hatte keine Wahl. Sie musste gehen.
    »Ich denke schon. Wir werden ein Auto kaufen, sobald wir in Atlanta angekommen sind, und dann fahren wir los. Ich schätze, bis Atlanta wird man uns problemlos nachspüren können. Danach ist es, das garantiert Jonah, fast unmöglich, uns zu finden.«
    Und genau das wollte sie jetzt. Sie würde ihr Baby bekommen und ihn in Frieden und Ruhe aufziehen. Und niemand würde sie davon abhalten.
    Sie sah zu Bill, dessen Blick Jonah galt, der an der Rampe wartete, damit sie das Flugzeug besteigen konnten. Als Bill sie wieder ansah, war sein Gesichtsausdruck gequält, seine Augen voller düsterer Vorahnung.
    »Ich traue ihm nicht, Carol«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Er verbirgt etwas. Geh nicht mit ihm.«
    »Ich muss das tun, Bill.«
    Sie traute Jonah selbst nicht so ganz, aber sie wusste, er würde sie und das Baby beschützen.
    »Weiß er, was er tut?«
    »Ich glaube ja. Ich hoffe es.«
    Sie sah, wie Bill frustriert die Fäuste ballte: »Gott! Wenn ich doch nur irgendetwas tun könnte.«
    Sie standen einen Augenblick schweigend da, dann sprach Bill in noch gedämpfterem Ton weiter. Er schien verzweifelt nach Worten zu suchen.
    »Carol … was ist da in der Hanley-Villa passiert?«
    Sie tat ihr möglichstes, um ungerührt zu wirken und die Schrecknisse des Nachmittags auszublenden. Darum würde sie sich später kümmern.
    »Das weißt du doch. Du warst dabei.«
    »Emma war tot, Carol. So tot, wie es jemand nur sein kann. Ich weiß das. Ich saß da und habe ihre reglosen Augen und ihre Brust gesehen, die sich nicht mehr hob und senkte, bevor sie sie zugedeckt haben. Trotzdem ist sie aufgestanden und hat zwei Menschen getötet.«
    »Ich schätze, dann war sie doch nicht tot.«
    Sie wusste, wie herzlos sich das anhörte, aber daran ließ sich nichts ändern. Nur so konnte sie mit all dem umgehen, was passiert war und was ihr vielleicht noch bevorstand.
    »Sie war tot, Carol! Aber sie ist aufgestanden und hat dich und dein Baby vor deiner Tante gerettet. Das war nicht Emma in Emmas Körper. Das war jemand anderes – etwas anderes. Was geht hier vor?«
    Etwas versucht, mein Baby zu töten und etwas anderes versucht, es zu beschützen!
    Es war das erste Mal, dass sie es diesem Gedanken gestattete, sich selbst in Worte zu kleiden, und die simple Wahrheit, die dahinterstand, erschreckte sie. Aber diese Wahrheit war da, lachte ihr ins Gesicht und sie musste sie akzeptieren.
    Und sie musste sich für eine Seite entscheiden.
    Ein gigantisches Kräftemessen war im Gange und es schien sich alles um sie zu drehen. Sie fürchtete den Gedanken, welche Seite in diesem Ringen die sein mochte, die ihr Kind beschützte. Aber egal, wer da ihr Verbündeter war, sie hatte keinen Zweifel, auf wessen Seite sie sich schlagen würde.
    Sie würde sich für ihr Baby entscheiden, jetzt und in alle Zukunft.
    »Ich weiß nicht, was vorgeht, Bill. Ich weiß nur, dass mein Baby bedroht war, und jetzt ist es gerettet. Das ist alles, worum es mir im Augenblick geht.«
    »Darum geht es mir auch. Aber ich muss mehr darüber wissen.« Noch ein Blick über die Schulter zu Jonah hin. »Ich wette, er weiß mehr, als er zugibt.«
    »Vielleicht tut er das. Vielleicht wird er es mir sagen.« Obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie das überhaupt wissen wollte.
    »Wir werden benutzt«, sagte Bill plötzlich.
    Carol ließ ihn nicht sehen, dass sie genau wusste, was er meinte.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Jim, du, ich, Emma, Grace, der Mönch, sogar Jonah da drüben – ich weiß es nicht genau, aber ich spüre es: Wir werden alle als Figuren in irgendeiner Art Spiel hin- und hergeschoben. Und das Spiel ist noch nicht vorbei.«
    »Nein«, sagte sie mit tonloser Gewissheit. »Das ist es nicht.«
    Plötzlich verspürte sie wieder einen dieser unerklärlichen, gegen ihn gerichteten Wutanfälle. Sind dir die bequemen Vernunftgründe ausgegangen, du Klugscheißer? Sie hätte das beinahe laut ausgesprochen, biss sich aber im letzten Moment auf die Zunge.
    Der Lautsprecher verkündete den letzten Aufruf für die Passagiere des Eastern-Airlines-Fluges nach Atlanta.
    »Ich muss los«, sagte sie hastig und zwang sich dazu, angenehme Gefühle
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