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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Autoren: F. Paul Wilson
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Sekundenbruchteil, und kniff sie dann wieder zu, und kämpfte gegen den Brechreiz an, der in ihrer Kehle kratzte. Sie musste sich am Tisch festhalten, um nicht zu stürzen.
    Blut. Die Küche war voller Blut. Und überall schwammen zerrissene und verstümmelte Kleinkinder – ausgerissene Glieder, eingedrückte Gesichter, entleibte Körper. Und sie bewegten sich!
    Die Stimme des Kindes fuhr unbarmherzig fort.
    »Siehst du, was deine Instrumente ihnen angetan haben? Sie wären jetzt gesund, lebendig, sie würden arbeiten und lieben und hätten selbst Babys – wenn du nicht wärst. Bitte tu das nicht noch einem von uns an. Bitte nicht!«
    Grace wehrte sich dagegen, sich von ihnen unterkriegen zu lassen. Sie richtete sich auf. Das war das Werk des Teufels. Das war nicht wirklich. Der Böse gewinnt durch Täuschung und Lüge. Sie würde sich auf die Kraft Gottes stützen, um ihn zu überwinden.
    Sie öffnete die Augen und zwang sich dazu, das Blutbad anzusehen. Natürlich war das nicht real. Die anderen Frauen standen ganz ruhig an dem ihnen zugewiesenen Platz und bekamen offenbar von der Metzelei um sie herum nichts mit.
    »Mörderin!«, kreischte das Kind auf Carols Bauch, aber Grace lächelte ihm nur entgegen.
    Und dann begannen das Blut und die zerfetzten Körper und die anklagenden Kinder zu verblassen. Nach ein paar Sekunden waren sie verschwunden, als habe es sie nie gegeben.
    Grace bemerkte, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie schauderte und atmete tief ein und aus, dann zwang sie sich zu der Aufgabe, die vor ihr lag. Mit zitternder Hand rieb sie Betadine-getränkte Watte über Carols Scham, dann tränkte sie einen langen Wattestab mit dem braunen Antiseptikum und wischte die Innenseite des Scheidenkanals aus. Sie kam sich pervers vor, als würde sie sich an ihrer eigenen Nichte vergehen, aber es war zu Carols Schutz, um eine Infektion zu verhindern. Nur das Kind des Teufels würde Schaden nehmen.
    Aber das würde es ganz bestimmt tun. Der Teufel musste schon mehr als Halluzinationen aufbieten, um sie von ihrer heiligen Aufgabe abzuhalten.
     
    17.
     
    Sie beteten! Jonah mahlte vor Wut und Frustration mit den Zähnen, während er diesen verdammten Saukerlen zuhörte. Grimmig blickte er auf Emmas zugedeckten Leichnam, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich lag. Der Axtstiel bildete zusammen mit dem Vorhangstoff ein Zelt über ihrem Kopf, aber sie war zugedeckt, und das reichte offenbar aus, damit sie sich besser fühlten. Jetzt standen sie herum und murmelten ihre albernen Vaterunser und Ave Marias und Glaubensbekenntnisse. Was für Idioten!
    Das Schlimmste war, dass er wusste, dass er sich aus seinem Stuhl befreien konnte, wenn er nur eine Gelegenheit bekam, sich zu bewegen. Er konnte sich auf ihm hin und her werfen, an ihm ruckeln und ihn verkannten, bis irgendwas auseinanderbrach, und dann konnte er sich losmachen.
    Aber sie ließen nicht zu, dass er sich bewegte. Jedes Mal, wenn er versuchte, mit dem Stuhl aufzuspringen oder sich hin und her zu werfen, legten sich Hände auf seine Schultern und drückten ihn nach unten.
    All die Jahre des Wartens, des Planens, der Hoffnung und der Vorbereitung – fast sein gesamtes Leben! –, das sollte jetzt alles zunichte gemacht werden durch die fette Kuh Grace Nevins im Nebenzimmer. Er ertrug den Gedanken nicht. Am liebsten würde er explodieren und sie alle töten!
    Und er würde sie alle töten. Jonah prägte sich ihre Gesichter ein. Er würde den Rest seiner Tage damit verbringen, einen nach dem anderen aufzuspüren, und sie ganz langsam umzubringen.
    Plötzlich erstarrte er.
    Etwas im Raum hatte sich verändert. Etwas ballte sich zusammen, hing in der Luft. Es war unsichtbar, aber Jonah spürte es. Er zwang sich zur Ruhe. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Der Eine konnte immer noch gerettet werden.
    Er lehnte sich zurück und hielt die Augen offen. Irgendetwas würde passieren.
    Etwas Wundervolles.
     
    18.
     
    »Ihr seid es nicht wert, solche Gebete in den Mund zu nehmen!«, rief Bill in den Raum hinein, fand aber keinerlei Beachtung.
    Mit gesenkten Häuptern und gefalteten Händen beteten sie unbeirrt weiter.
    Bill blendete die Stimmen aus und dachte an Carol. Ihr schrilles Flehen und herzerweichendes Jammern war vor einigen Augenblicken plötzlich verstummt, und dann hatte er gehört, wie die Küchentür geschlossen wurde.
    Oh Gott, oh Gott. Was tun die ihr da nur an?
    Er wusste verdammt gut, was sie da taten, aber sein Verstand weigerte sich,
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