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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz
Autoren: Gregory Maguire
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vorgebauten Bühnen versehen. Auf dem flachen Dach sitzt ein mechanischer Drache, eine Phantasiefigur aus grün bemaltem Leder, mit silbrigen Klauen und Rubinaugen. Seine Haut besteht aus Hunderten von überlappendenKupfer-, Bronze- und Eisenscheibchen. Unter den elastischen Falten seiner Schuppen befindet sich ein vom Uhrwerk bewegtes Gerüst. Der Zeitdrache dreht sich auf seinem Sockel, schlägt mit seinen schmalen Lederflügeln (sie machen ein Geräusch wie ein Blasebalg) und stößt gelbrote, schweflig stinkende Flammenbälle aus.
    In den Dutzenden von Türen, Fenstern und Balkonen darunter sieht man Puppen, Marionetten, Figürchen. Märchen- und Sagengeschöpfe. Karikaturen von Bauern und Königen gleichermaßen. Tiere und Feen und Heilige – unsere unionistischen Heiligen, Bruder Frexspar, kaltschnäuzig geraubt und missbraucht! Das empört mich maßlos! Die Figuren bewegen sich auf Kettenrädern. Sie kreisen zu den Türen hinein und hinaus. Sie knicken in der Taille ab, sie tanzen und tändeln und schäkern miteinander.
    Wer hatte diesen Zeitdrachen in die Welt gesetzt, dieses falsche Orakel, dieses Propagandawerkzeug der Bosheit, das die Macht des Unionismus und des Namenlosen Gottes anfocht? Die Bediener der Uhr waren ein Zwerg und ein paar schmalhüftige Gehilfen, die zusammen gerade genug Grips zu haben schienen, um den Hut herumgehen zu lassen. Wer außer dem Zwerg und seinen Schönlingen zog sonst noch Nutzen daraus?
    In seinem zweiten Brief kündigte der Verwandte an, dass das nächste Ziel der Uhr Binsenrain sein sollte. Diesmal war seine Beschreibung genauer.
    Die Vorstellung begann mit lautem Saitengeschrummel und Knochengerassel. Unter Oh! und Ah! drängte sich die Menge möglichst nahe heran. Im erleuchteten Fenster einer Bühne sahen wir ein Ehebett mit den Puppen von Mann und Frau. Der Mann schlief, und die Frau seufzte. Mit beredten Bewegungen ihrer hölzernen Hände gab sie zu verstehen, dass ihr Mann an entscheidender Stelle enttäuschend klein war. DasPublikum kreischte vor Lachen. Die Puppenfrau schlief ihrerseits ein. Als sie schnarchte, stahl sich der Puppenmann aus dem Bett.
    An diesem Punkt drehte sich hoch oben der Drache auf seinem Untersatz und deutete mit seinen Krallen in die Menge, und zwar, ohne jeden Zweifel, auf einen einfachen Brunnenbauer namens Gren, einen treuen, wenn auch nachlässigen Ehemann. Dann richtete sich der Drache auf und machte, leicht zurückgelehnt, mit zwei Fingern »Komm her!«, womit eine Witwe namens Letta und ihre minderjährige, schiefzahnige Tochter gemeint waren. Die Menge verstummte und trat von Gren, Letta und dem errötenden Mädchen zurück, als ob sie urplötzlich ansteckende Eiterbeulen bekommen hätten.
    Der Drache ließ sich wieder nieder, legte aber einen Flügel über ein anderes Bühnenportal, woraufhin dieses aufleuchtete und der durch die Nacht streifende Puppenmann erschien. Sogleich kam eine Puppenwitwe mit wild abstehenden Haaren und hochrotem Kopf an, die eine widerspenstige Tochter mit Kieselsteinzähnen mitschleifte. Die Witwe küsste den Puppenmann und zog ihm die Lederhosen aus. Er war mit zwei kompletten männlichen Geschlechtsteilen ausgestattet, eins vorne, ein zweites hinten am Steiß. Die Witwe pflanzte ihre Tochter auf das kürzere Horn vorne und ließ sich selbst das imposantere Gemächt am Hinterteil angedeihen. Die drei Puppen ruckten und zuckten und quietschten vor Freude. Als die Puppenwitwe und ihre Tochter fertig waren, stiegen sie ab und küssten den buhlerischen Ehemann. Dann rammten sie ihm gleichzeitig vorne und hinten ein Knie in den Unterleib. An Federn und Gelenken schwingend hielt er sich seine malträtierten Teile.
    Das Publikum brüllte. Gren, der leibhaftige Brunnenbauer, schwitzte weinbeerengroße Tropfen. Letta rang sich ein schallendes Lachen ab, doch ihre Tochter war vor Scham schon geflohen. Bevor der Abend um war, wurde Gren von seinen aufgeputschten Nachbarn überfallen und auf die bizarre Anomaliehin untersucht. Letta wurde gemieden. Ihre Tochter ist wie vom Erdboden verschluckt. Wir befürchten das Schlimmste.
    Wenigstens haben sie Gren nicht umgebracht. Doch wer kann sagen, wie es unsere Seelen geprägt hat, solch ein grausames Drama mitzuerleben? Alle Seelen sind ihren menschlichen Hüllen verhaftet, aber ein solches würdeloses Spektakel muss seelische
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