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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Autoren: Elizabeth George
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Name!«
    »Was?« Seths Gesicht zehn Meter unter ihr drückte Verwirrung aus. Rasch steckte Becca die Briefe wieder in die Dose, wickelte die Plastiktüten darum und stand auf.
    Da wurde ihr schwindlig. Und plötzlich wusste sie, was passiert war.
    »Oh Mann. Er ist gefallen. Seth, er ist von selbst gefallen. Er wurde nicht gestoßen. Du bist vorbeigerannt, um Gus einzufangen, und deshalb ist er rasch aufgestanden und … Er ist von selbst gefallen!«, rief sie.
    »Wie kommst du darauf?«
    Sie hielt die Dose hoch. »Das sind Briefe, die er geschrieben hat. Er kam her, um sie zu schreiben oder sie zu verstecken, aber das ist auch egal. Wichtig ist, dass er aufgestanden ist, ausrutschte und den Abhang runter…«
    »Nie im Leben«, sagte Seth. »Nette Idee, aber nie im Leben!«
    »Warum nicht?« Becca begann, wieder hinunterzusteigen, aber nach vier Schritten rutschte sie ab und fiel. Aber wie um Seth recht zu geben, wurde ihr Fall von einer Wurzel gebremst. Sie rappelte sich wieder hoch, stieg den Rest des Weges zum Pfad hinunter, und als sie unten ankam, nahm Seth ihren Arm.
    »Ich nehme alles zurück«, sagte er. »Trotzdem: Derric hätte auf einem Schnürsenkel die Niagarafälle überqueren können. Er ist Sportler, Becca. Und zwar ein verdammt guter. Der wäre nie im Leben ausgerutscht. Und selbst wenn, wäre er nicht weiter gefallen als bis auf den Hauptweg. Hier wäre er liegen geblieben oder an einer Wurzel oder einem Rebhuhnbeerbusch hängen geblieben. Trotzdem eine gute Idee.« Er zeigte auf die Dose. »Was ist das?«
    »Briefe«, sagte sie. »Wie gesagt, an jemanden, der Freude heißt.«
    »Was ist das denn für ein komischer Name? Woher weißt du überhaupt, dass das ein Name ist?«
    »Weil er mir von ihr erzählt hat, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe«, sagte Becca. »Aber bis heute habe ich nicht verstanden, was er meinte.«

K APITEL 42
    Sogar Gus merkte, dass irgendetwas passiert war. Anstatt den Kopf aus dem Fenster zu stecken oder auf Seths Schulter zu legen, hatte er sich flach auf den Rücksitz des VW gelegt. Becca saß auf dem Beifahrersitz und hielt die Frühstücksdose fest, die auf ihrem Schoß lag. Das Einzige, was sie gesagt hatte, seit sie den Meadow-Rundwanderweg zurückgelaufen waren, war: »Wir müssen zum Krankenhaus.«
    Das klang so drängend, dass Seth einen Augenblick dachte, es ginge ihr nicht gut. Während sie fuhren, biss sie sich nur auf die Lippe, und Seth fragte sich, ob sie nicht doch dachte, dass er für Derrics Sturz verantwortlich war.
    Wie aus heiterem Himmel sagte Becca: »Ich weiß, dass du ihn nicht runtergestoßen hast. Dein Fußabdruck war zwar da, aber wahrscheinlich waren deine Abdrücke über den ganzen Wald verstreut.«
    Seth wurde ganz anders. Es war nicht das erste Mal, dass Becca etwas sagte, das direkt an seine Gedanken anknüpfte. »Darüber habe ich gerade nachgedacht«, erwiderte er.
    »Hab ich mir gedacht.«
    »Da wäre noch Dylan.«
    »Er mag Derric nicht«, stimmte Becca zu. »Er hat ihn einmal in der Mittagspause schikaniert, als ich dabei war. Aber kannst du dir vorstellen, dass Dylan Derric alleine angreift? Er kommt mir eher vor wie jemand, der für so was ein Publikum braucht. Und außer dem einen Fußabdruck habe ich keinen gesehen, der genauso frisch war. Das muss deiner gewesen sein.« Sie machte die Dose auf und blätterte die Briefe durch.
    Seth sah zu ihr hinüber und konnte erkennen, dass die Handschrift zuerst krakelig war und dann immer ordentlicher wurde.
    »Warum hat er sie nicht einfach abgeschickt?«, fragte er. »Oder glaubst du, Freude ist bloß eine Fantasiefreundin? Ich hatte auch einen Fantasiefreund, als ich klein war. Er hieß Jeter.«
    Becca sah ihn verschmitzt an. »Und was ist Jeter für ein komischer Name?«
    »Der perfekte Name für einen Fantasiefreund. Ein Nichtname. Die brauchen keine echten Namen. Freude könnte auch so einer sein.«
    »Hast du deinem Fantasiefreund jemals Briefe geschrieben?«
    »Warum sollte ich? Er war ja immer da.«
    »Eben«, sagte Becca.
    Seth dachte darüber nach. Das war ein schlagendes Argument.
    Sie schwiegen, bis sie in Coupeville angekommen waren und auf dem Krankenhausparkplatz geparkt hatten.
    Dann fragte Seth: »Bist du sicher, dass du da reinwillst? Vielleicht ist sein Dad bei ihm.«
    »Er weiß ja nicht, wie ich aussehe«, antwortete Becca. »Außerdem spielt das jetzt keine Rolle mehr. Die Dose hier ist wichtiger. Derric muss erfahren, dass jemand Bescheid weiß.«
    »Und wozu soll
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