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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Autoren: Elizabeth George
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Hunde getroffen. Und dann ist Gus da langgelaufen …«, sie zeigte mit dem Finger in die Richtung, »… und ich bin hinter ihm her.«
    Seth zeigte seinerseits auf ein kleines Schild, auf das MEADOW-RUNDWANDERWEG geschnitzt war.
    »Gehen wir«, sagte er.
    Becca lief hinter ihm her. Langsam erinnerte sie sich wieder an alles, aber mehr an das, was sie gehört als an das, was sie gesehen hatte. Sie erinnerte sich an den Augenblick, in dem der Duft, den sie mit Derric in Verbindung gebracht hatte, plötzlich verschwunden war, wie durch einen Schlag ins Gesicht. Sie erinnerte sich an das Gefühl, als würde sie haltlos treiben, an einem Ort, den sie nicht kannte und nicht verstand. Sie erinnerte sich an die Einsamkeit und Leere, die dieses Gefühl mit sich brachte.
    Seth wandte den Kopf und sagte über die Schulter: »Wo hast du denn den Fußabdruck gesehen? Die Stelle sollten wir als Nächstes finden.«
    Sie sagte ihm, dass der Fußabdruck an der steilsten Stelle des Pfades gewesen war, oberhalb der Stelle, wo Derric den Abhang hinuntergefallen war. Seth nickte und kletterte weiter, und nach ein paar Minuten hatten sie die Stelle erreicht.
    »Hier, Seth«, sagte Becca und zeigte auf den Baum unten am Fuße des Abhangs, an dem Derric gelehnt hatte. »Gus war unten bei ihm. Als ob er ahnte, dass Derric verletzt war. Er lag direkt neben ihm.«
    »Und wo war der Fußabdruck?«
    Becca sah sich um und versuchte, sich an die genaue Stelle zu erinnern, wo der Abdruck gewesen war, aber stattdessen sah sie, dass ein kleinerer Weg den Hügel hinaufführte, den die andere Seite des Meadow-Rundwanderwegs abdeckte. Dieser Weg war eher ein wilder Pfad, wie ihn sich Wanderer auf eigene Faust durch das Dickicht bahnten, und kein offizieller Wanderweg. Er schlängelte sich hoch zu den Überresten eines riesigen moosbewachsenen Baumstumpfs einer großen Hemlocktanne. Daran lehnten Teile mehrerer anderer Tannen, die vor langer Zeit vom Sturm gefällt worden waren. Sie hatten die Form eines kleinen moosbewachsenen Tipis.
    »Meine Güte«, sagte sie. »Seth, sieh dir das an.«
    Sie begann, hochzuklettern, ohne genau zu wissen, warum. Sie hatte bloß das Gefühl, es tun zu müssen.
    »Sei vorsichtig«, ermahnte Seth sie. »Da liegt eine Menge Windbruch herum. Wenn der unter deinen Füßen wegrutscht … Gus, bleib hier. Du brauchst da nicht auch noch hochzuklettern.«
    Oben angekommen, kroch Becca in das Tipi und setzte sich im Schneidersitz hin. Sie befand sich etwa zehn Meter oberhalb des Pfads und sah auf Seth und Gus hinab, dessen Schwanz auf den Boden peitschte. Sie sagte langsam: »Seth … Das hier … Das ist irgendwie komisch.«
    »Wahrscheinlich ist es eine Waschbärhöhle, und du sitzt mitten auf einem Waschbärhaufen. Hoffentlich kommt er nicht so bald zurück, die Viecher können nämlich garstig werden. Komm lieber wieder da raus.«
    Becca sah sich um. Die Höhle war tief und es drang nur wenig Tageslicht herein. Da war kein Waschbärhaufen und es roch hier überhaupt nicht nach Tieren, nur nach Pflanzen. Doch dann entdeckte sie etwas, das in der hintersten Ecke der Höhle lag, und kroch hin, um zu sehen, was es war, als Seth rief: »Was machst du denn da?«
    »Ich hab was gefunden!«, rief Becca zurück. Es war eine Plastiktüte aus dem Supermarkt, die zwei weitere Plastiktüten bedeckte, die stramm um eine Art Kiste geschlagen waren. Es war eine alte Star- Wars-Frühstücksdose, die zwar schon ein bisschen rostig, aber noch brauchbar war.
    Becca kroch aus dem Tipi und machte die Dose auf. Darin fand sie Briefumschläge. Einen ganzen Stapel. Und auf jeden Umschlag war das gleiche Wort geschrieben. Auf den ersten Umschlägen war die Schrift noch eine einfache Blockschrift. Dann wurde sie zu einer etwas unsicheren Schreibschrift und entwickelte sich dann zu einer klaren, selbstbewussten Handschrift. Als Becca das Wort erkannte, das immer wieder auftauchte, während sie durch die Umschläge blätterte, wunderte sie sich nicht. Dort stand: Freude .
    Es waren Briefe, Dutzende Briefe. Sie begannen mit Liebe Freude und endeten alle – ganz gleich, ob sie in der Block- oder der klaren Handschrift verfasst waren – gleich: Dein dich liebender Bruder Derric . Als Becca das las, begriff sie, dass Derric diesen Ort aufgesucht hatte, um Briefe zu verstecken, die er seiner geliebten Schwester geschrieben hatte.
    Wie aus weiter Ferne hörte Becca, wie ihr Name gerufen wurde. Und sie rief zurück: »Es ist ein Name, Seth. Freude ist ein
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