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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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hämmerte. Sie riss sich zusammen.
    »Da haben Sie etwas Schönes angerichtet, Professor.«
    »Ich bin nicht schuld. Der Marchese wollte es so.«
    »Sei es nun, wie es sei. Vielleicht ist es gut, dass er nicht da ist. Dann muss er sich nicht vor dem Mob verstecken – falls dieser ins Schloss gelangt. Das will ich verhindern. – Folgen Sie mir.«
    Cascia legte seine Zigarre in den Aschenbecher. Nach kurzem Zögern öffnete er eine Schublade, nachdem Francesca schon vorausgeeilt war, und steckte einen Gegenstand in die Hosentasche. Dann folgte er ihr mit großen und eiligen Schritten.
    Francesca lief aus dem Schloss über den mondbeschienenen, kopfsteingepflasterten Schlosshof. Rechts war der Trakt, in dem die Bediensteten wohnten. Da brannte kein Licht und regte sich nichts.
    Filomena, Adolfo und die zwei Dienstmädchen schliefen oder taten jedenfalls so. Pietro rief wieder. Er hatte Angst. Es klang drängend.
    Als Professor Cascia Francesca eingeholt hatte, sie hatte unterwegs an der Eingangstür des Schlosses den Torschlüssel an sich genommen, fragte sie ihn: »Wer hat Ricardo aus seiner Zelle im Turm gelassen?«
    »Er selbst. Er sperrte sich auf. Er hatte immer einen Schlüssel. Filomena ließ ihm ihren.«
    In den unterirdischen Gewölben war alles ruhig. Benito und Beatrice regten sich nicht. Vielleicht spürten sie die herannahende Gefahr. Ricardo hatte also seine Zelle verlassen, einen günstigen Moment abgewartet, den kleinen Marco aus seinem Bettchen geholt und ihn davongetragen. Er musste das Schloss durch die Seitenpforte verlassen haben.
    Francesca fragte sich, ob er sich schon verwandelt hatte? Das war jetzt jedoch unerheblich. Sie eilte zum Schlosstor und sperrte es auf. Pietro fuhr mit schreckensbleichem Gesicht und weit aufgerissenen Augen durchs Tor herein.
    Er stoppte.
    »Sie kommen, sie kommen! Sie haben einen Caterpillar dabei, den von dem Bauunternehmer aus Caulonia. Damit wollen sie das Schlosstor auframmen. Es sind alle Männer aus San Clemente dabei, und ein paar aus Caulonia. Und die zwei Mafia-Schurken, die das Volk aufgehetzt haben. Nur unser Vater nicht – und Mario Sciaso fehlt.«
    Einen Moment spürte Francesca Dankbarkeit gegenüber ihrem Ex-Verlobten, dass er an dieser Aktion nicht teilnahm.
    Dann fragte sie: »Der Pfarrer, der Arzt und der Bürgermeister, sie sind alle dabei?«
    »Ja, und sogar der alte Umberto, der an Krücken geht und kaum mehr krauchen kann. Er fährt auf der Planierraupe mit. Es darf keiner sich ausschließen, das ist eine Gemeinschaftsaktion. – Wehe dem, der sich drückt. Nur Vater und Mario sind entschuldigt – und ich. Aber wenn sie mich hier im Schloss erwischen, kann ich froh sein, wenn ich nur eine tüchtige Tracht Prügel erhalte. – Wo steckt denn dein Mann?«
    »Er ist weg. Mit Marco.«
    »Das ist gut. War er es, der in den Nächten so heulte?«
    Pietro wusste nichts von den beiden im Verlies eingesperrten Werwölfen.
    »Nein. Stell das Motorrad ab.«
    Eilig versperrte Francesca das Schlosstor und legte noch den schweren Balken davor. Cascia half ihr dabei. Dann stiegen die beiden die Wendeltreppe zum Torturm hinauf. Er war niedriger als die Söller an den vier Ecken des Schlosses. Auf der Plattform oben, vorm Runddach, das nur den mittleren Teil des Turms überdeckte, schauten sie den Weg hinunter.
    Der Caterpillar mit der großen metallenen Schaufel kroch den steilen Schlossweg hinauf. Mit ihm und hinter ihm kamen über zweihundert Männer mit Fackel und Stablampen, Gewehren, Sensen und Dreschflegeln, Spaten und Hacken und anderen Werkzeugen.
    Der Mob lärmte und rief.
    »Gebt uns den Werwolf heraus!«
    »Wir wollen aufräumen mit der Werwolfbrut.«
    »Erschlagt den Werwolf! Verbrennt ihn!«
    »Den muss man erst eine Ladung Silber in den Balg pfeffern«, rief eine Stimme, die Francesca erkannte.
    Sie gehörte dem Taugenichts und Tunichtgut Raimondo Calzone aus dem Dorf. Er trank viel, arbeitete wenig und prügelte seine Frau. Seine Kinder liefen zerlumpt und hungrig herum, und er wohnte in einem halbzerfallenen Haus, das er geerbt hatte. Normalerweise mieden ihn die Dorfbewohner.
    Jetzt war er dabei.
    Auf der gelben Planierraupe mit dem Fahrersitz, der schmalen Sitzbank daneben und dem Schutzdach hockten der Mafioso mit dem dünn ausrasierten Schnurrbart und der gehbehinderte alte Umberto. Letzterer schwenkte eine von seinen Krücken schrie nach Lynchjustiz und Mord an dem Werwolf-Marchese.
    »Den kriegen wir tot!«, brüllte der Mob. »Mit Silber
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