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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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eine Werwölfin. Das würde erklären, wieso eine Wölfin menschliche Kinder zu säugen imstande war. Sie war ja nur in den Vollmondnächten eine Wölfin.«
    »Ja, ja, ja – und Rom hat sie auch erbaut. Haben Sie mich herbestellt, um mit mir über Romulus und Remus zu plaudern? Oder über das Mittelalter, das bekanntlich längst vorbei ist?«
    »Nein, meine Liebe. Setzen Sie sich.«
    Auf dem Tisch lagen abgenagte Hühnerbeine. Eine Karaffe mit Wein, eine mit Wasser und eine Kaffeekanne und Geschirr standen da. Der Professor lebte nicht schlecht.
    »Also, ich, äh…«
    »Drucksen Sie nicht herum. Reden Sie.«
    »Also, ich habe Ihnen nicht ganz die Wahrheit gesagt, was meine Erkenntnisse betrifft, wie die Lykanthropie zu heilen sein könnte. Es ist nicht… äh, kein Trank. Und es handelt sich auch um den kleinen Marco.«
    Francesca standen die Haare zu Berg. Ihre schlimmen Ahnungen hatten sie nicht getrogen. Sie setzte sich kerzengerade auf und fixierte den Professor.
    »Professor Cascia, reden Sie, auf der Stelle! Sie haben mich angelogen.«
    »Ich, äh, nun ja…«
    »Reden Sie. Spucken Sie’s aus.«
    »Ich muss doch sehr bitten. Was ist denn das für ein Gesprächston zwischen einer Adligen und einem Gelehrten.«
    Francesca kämpfte den Drang nieder, ihm an den Kragen zu gehen und ihn zu schütteln. Der Professor öffnete den Mund.
    Endlich wollte er Klartext sprechen. Da hörte man lautes Motorradgeknatter den Weg durch den Wald am Berghang heraufkommen. Francesca erkannte an Klang, vielmehr am Lärm, das Motorrad ihres Bruders Pietro. Er hatte sich extra den Schalldämpfer ausgebaut, um mehr Krach machen zu können.
    Er stoppte vorm Schlosstor, hämmerte mit den Fäusten dagegen und rief: »Francesca, mach auf! Sie kommen, sie wollen deinen Mann und das Kind holen. Sie wollen die Werwolfsbrut auslöschen. – Lasst mich herein.«
    Cascia fuhr hoch.
    »Das sind die Dorfbewohner. Filomena erzählte mir, dass sie in Aufruhr sind. Der Mob hat sich zusammengerottet. Ausgerechnet jetzt. – Dabei sind der Marchese und Marco überhaupt nicht mehr hier im Castello.«
    »Was? Wie?«, rief Francesca, aus allen Wolken fallend. »Vor zehn Minuten habe ich Marco doch noch gesehen.«
    Cascia antwortete: »Vor zehn Minuten, mag sein. Doch jetzt ist das Kind nicht mehr da. Sein Vater hat es mitgenommen.«
    »Ricardo? Warum denn, um Himmelswillen?«
    »Weil er den Jungen vom Fluch erlösen will. Er will den lykanthropischen Keim von ihm nehmen. Und dann will er es bei sich selbst versuchen. Wenn das nicht gelingt, will er sich mit einem Silberdolch selbst entleiben. Er wäre lieber tot als ein blutiger Werwolf zu sein, hat er mir gesagt. Das war es, was ich Ihnen erzählen wollte, wozu ich Sie herbestellt habe, Marchesa.«
    »Wo ist das? Wo sind sie? Wo wollen Sie hin?«
    »Zur Quelle unter der Eiche bei der Klosterruine von San Bernardo, eine Wegstunde von hier.«
    »Und das haben Sie mir nicht gesagt? Wie konnten Sie nur?«
    Wütend funkelte Francesca den Professor an. Cascia war sehr verlegen. Während Francesca noch nachdachte, ihr Gatte war mit dem Kind auf dem Weg zur Klosterruine, rief wieder ihr Bruder.
    »Schwester, mach auf! Es ist dringend!«
    Er hupte und ließ den Motor aufheulen, um auf sich aufmerksam zu machen. Jetzt hörte man Lärm unten am Schlossberg. Ein schweres Fahrzeug fuhr da herauf. Sein Motor brummte. Fackelschein war zu sehen und leuchtete in den Nachthimmel unter dem bleichen Mond, der sein silbriges Licht über den Wald und das Schloss goss.
    Die aufgeputschte Meute kam den Berg herauf. Francesca entschloss sich. Erst einmal musste sie ihren Bruder hereinholen und die Dorfbewohner verscheuchen. Dann konnte sie sich um Marco und ihren Mann kümmern.
    Dem Kleinkind drohte von seinem Vater keine unmittelbare Gefahr. Er würde den Jungen im Vollmondlicht in der Quelle baden. Das war für den kleinen Marco zwar unangenehm, aber zu überleben. Schlimmstenfalls würde er sich erkälten.
    Dann konnte Francesca ihn holen, wenn ihn Ricardo nicht sowieso zum Schloss zurückbrachte. Dazu jedoch mussten die Dorfbewohner weg sein. Dass Ricardo drohte, sich selbst zu töten, war für Francesca ein Schock. Seit er sie kannte, war er nie depressiv gewesen, noch hatte er Anwandlungen gezeigt, einen solchen Akt der Verzweiflung und des Lebensüberdrusses zu begehen.
    Dass die Lykanthropie wieder bei ihm ausbrach, hatte ihn schwer geschockt. Francesca wollte ihn auf jeden Fall von solchen Gedanken abbringen. Ihr Herz
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