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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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schon gestorben wäre, um dir zu helfen und dich zu retten. Du bist die Liebe meines Lebens. Du bist mein Leben. – Ich bete dich an, und ich bin für immer dein.«
    Die Zuschauer hatten geklatscht in der großen Abflughalle. Francesca war errötet. Ricardo, ganz Weltmann, hatte sich ironisch in die Runde verbeugt. Dann hatte er sich hinter den Gepäckkarren geklemmt und sich mit Francesca im Schlepptau zum Einchecken begeben.
    Ihre Nächte, und nicht nur die, waren voller Glut und Leidenschaft gewesen. Ricardo war ein leidenschaftlicher, ausdauernder und sehr einfühlsamer Liebhaber. Er vereinte Wildheit und Zärtlichkeit in sich.
    Manchmal hatte Francesca gedacht, das würde damit zusammenhängen, dass er von Geburt an bis zum Alter von Mitte 30 ein Werwolf gewesen war. Allerdings einer, der gegen den blutigen Trieb ankämpfte und noch niemals einen Menschen getötet hatte. Es war ihm sehr schwer gefallen.
    Dann, endlich, hatte er diesen Trieb überwunden, den Familienfluch der Lampedusas, der auf seinen Ururgroßvater zurückging. Zumindest hatte Francesca gedacht, dass dieses Übel vorbei wäre – doch in den letzten Vollmondnächten war ihr aufgefallen, dass ihr Gatte immer unruhiger wurde. Ein eigenartiger Glanz trat in seine Augen, wenn er ins bleiche Licht des Vollmonds schaute.
    Er badete förmlich darin. Manchmal wirkte er geistesabwesend. Einmal hatte ihn Francesca sogar auf dem Söller des einen Schlossturms überrascht. Sie war ihm heimlich gefolgt, als sie nachts erwachte und den Platz neben sich im Bett leer fand.
    Da hatte sie ihn gesucht. Und ohne Kleider, er hatte sie ausgezogen, auf der Turmplattform entdeckt. Nackt hatte er dagestanden, die Augen geschlossen, während ein tiefes, grollendes Knurren aus seiner Kehle drang.
    Das lag jetzt acht Wochen zurück – damals war es noch Hochsommer gewesen in der kargen Bergregion. Francesca war zu ihm gelaufen und hatte ihn umarmt, sich an ihn geklammert.
    »Amore mio, was ist mit dir?«
    Ricardo war wie aus einem schweren, düsteren Albtraum erwacht.
    Er hatte gestammelt: »Ich muss mondsüchtig sein. Zweifellos eine Folge von meiner Lykanthropie, die mich viele Jahre lang heimsuchte und zu einem Ausgestoßenen unter den Menschen machte. Du hast mich davon erlöst.«
    »Professor Cascia zeigte uns die Lösung. Du hast den Trieb und den Fluch überwunden. Denke an unser Kind.«
    »Ja«, hatte Ricardo gestammelt. »Ja, ja, so ist es. Marco ist jetzt ein Jahr alt. Er wurde christlich getauft und überstand das gut. Ich habe, wie meine Eltern mir sagten, bei der Taufzeremonie fortwährend wie am Spieß geschrien. Der Pfarrer wagte es kaum mich zu taufen, zumal die Augen meines Vaters im Halbdunkel der Kirche von Caulonia wie glühende Kohlen funkelten. Auch soll ein dumpfes Grollen hinter dem Altar vorgedrungen und in der ganzen Kirche zu hören gewesen sein. – Zur Taufe kamen sowieso nur wenige. Einige davon sind geflohen. Für meine arme Mutter, eine gebürtige Engländerin, war diese Taufe ein Schock.«
    Francesca hatte Ricardo selten zu seiner Familie gefragt. Sie wusste, dass sein Ururgroßvater Valentino im Jahr 1885 als junger Mann in den Karpaten von einem Werwolf gebissen worden war. Valentino di Lampedusa, damals 30 Jahre alt, ein leidenschaftlicher Jäger, hatte unbedingt einen echten Werwolf erlegen wollen. Großwildjagden und selbst die Jagd auf den Yeti im Gebiet des Himalaja, den er übrigens nicht fand und infolgedessen auch nicht erlegen konnte, hatten ihm nicht genügt.
    Den Werwolf im Land Draculas fand er – und der ihn. Ehe die Bestie an der Silberkugel verendete, verpasste sie Valentino di Lampedusa noch einen Biss. Und sagte ihm selbst im Sterben noch höhnisch lachend ein schreckliches Schicksal für sich und seine Familie voraus.
    Der Marchese brannte sich die Wunde mit einem glühenden Eisen aus, er war ein sehr harter Mann. Er dachte, damit wäre alles in Ordnung. Das war es jedoch nicht. Kurz nach seiner Rückkehr nach Italien zeugte er einen Sohn, der dann Ricardos Großvater wurde. Valentino di Lampedusa war bei einem Brand im Ostflügel des Schlosses ums Leben gekommen. Das Feuer hatte ihn im Schlaf überrascht, lange vor einer Vollmondnacht.
    Der Urgroßvater Ricardos fiel im Ersten Weltkrieg. Als Italien am 23. Mai 1915 an der Seite der Entente – Englands und Frankreichs – in den Krieg gegen das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn eintrat, ging der jagd-, sport- und technikbegeisterte Marchese zur Luftwaffe.
    Er
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