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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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und Weihwasser töten wir diese Bestie! Wir prügeln ihn zu Brei!«
    Francesca entsetzte sich. Professor Cascia, der hinter ihr stand, runzelte die Stirn. Die junge Frau sah bei den Heranrückenden lauter bekannte Gesichter. Der Bürgermeister marschierte in der vordersten Reihe mit. Francesca sah die Soutane des Pfarrers, der sich mehr in die Mitte drückte und sogar das Prozessionskreuz an der Stange mitgebracht hatte.
    Fehlt nur noch, dass er die Messdiener in ihren Kitteln mit dabei hat und das Weihrauchfass schwenken lässt, dachte Francesca. Den muskulösen Mafiosi, den ihr Vater zusammengeschlagen hatte und der ihr wie der andere beschrieben worden war erblickte sie nicht. Er musste irgendwo in der Menge stecken, mit dabei war er sicher.
    Und dass er eine Beretta-Pistole mit Silberkugeln im Magazin bei sich hatte, war auch gewiss.
    Jetzt hatte der Mob das Schlosstor schon fast erreicht. Der Caterpillar hielt an. Vergebens hatte Francesca gehofft, er würde die Steigung nicht schaffen. Der Dieselmotor tuckerte im Leerlauf.
    Jetzt sahen die Heranrückenden Francesca und hinter ihr den Professor, letzteren undeutlich, auf dem Torturm stehen. Das Mondlicht beleuchtete sie.
    »Da sind sie!«, wurde gerufen. »Da ist die Werwolfbraut.« Den Namen hatte sie im Dorf immer noch. »Und da… hinter ihr, ist der Werwolf!«
    »Weg da von ihm!«, riefen Männer Francesca zu. »Weg von der Bestie!«
    Flinten wurden auf dem Torturm gerichtet. Professor Cascia trat vor und zeigte sich. Vorher hatte man ihn nicht deutlich erkennen können.
    »Stopp, stopp! Ich bin nicht der Werwolf. Ich bin Professore Cascia aus Turino und zu Forschungszwecken im Castello. Ihr habt mich doch schon im Dorf gesehen.«
    Cascia fuhr fort: »Ihr begeht einen schweren Fehler. Ihr könnt hier nicht so einfach einbrechen. Der Marchese ist gar nicht da.«
    Der Bürgermeister trat vor, ein kräftiger Mann um die Fünfzig mit einem Schnauzbart.
    »Gewehre herunter!«, rief er gebieterisch. »Das ist nicht der Marchese. – Ihr da, öffnet das Tor. Wir werden das Schloss durchsuchen und die Umgebung durchkämmen. Wir wollen den Marchese und seinen Werwolfsohn. Die beiden sind blutige Bestien. – Wir können uns ihr Treiben nicht länger bieten lassen.«
    Francesca trat vor.
    »Die Carabinieri sind verständigt«, bluffte sie. »Verschwindet, ihr kommt hier nicht rein!«
    »Wenn du uns nicht aufmachst, Werwolfbraut, rennen wir das Tor ein. Wir wollen dem Schrecken ein Ende bereiten.«
    Francesca stemmte die Fäuste in die Seiten und rief: »Du bist schon immer ein Hohlkopf und Großmaul gewesen, Luigi Piola. Dass dich die Einwohner von San Clemente zum Podestà wählten, spricht nicht für sie. – Was fällt dir ein, derart gegen das Gesetz zu verstoßen und an so einem Aufruhr teilzunehmen? – Schert euch nach Hause, alle miteinander. – Schämt euch, ihr alle!«
    Der Bürgermeister ließ sich nicht beeindrucken. Es war ruhig geworden, nur wenige Stimmen im Hintergrund krakeelten noch. Auch diese verstummten. Das Fackellicht flackerte an den Mauern des Castellos hoch.
    »Du kannst uns nicht abweisen, Francesca!«, rief der Bürgermeister. »Die Sache ist zu weit fortgeschritten. Hoffe nicht auf die Carabinieri, sie greifen nicht ein. Der Werwolf muss weg mitsamt seiner Brut. Allzu lange haben wir tatenlos zugesehen und uns vor dem Terror der Werwölfe geduckt.«
    »Die letzten zwei Jahre war doch nichts mehr.«
    »Ja, aber jetzt geht es wieder los. – Dem wollen wir Einhalt gebieten. Genug des Geredes. Machst du jetzt auf oder nicht? Du hast nichts zu befürchten, auch der Professore und die Hausangestellten nicht. Hochwürden Don Pasquale wird euch einer Prüfung mit seinem geweihten Silberkreuz unterziehen. Wenn ihr die besteht, geht für euch alles gut aus.«
    Francesca konnte sich denken, was für eine Prüfung das war. Man würde sie mit Weihwasser besprengen, der Pfarrer würde ihr das Silberkreuz ins Gesicht pressen und dazu Gebete sprechen. Für einen Werwolf war das eine qualvolle Prozedur. Er konnte sie nicht überstehen, ohne sich zu verraten.
    Francesca wollte sich dem nicht unterwerfen. Sie dachte an die im Verlies eingesperrten zwei Werwölfe. Was geschah, wenn die Meute sie fand? Dann würde man sie umbringen. Das hätte Francesca nicht tief betrübt. Doch was war, wenn der Mob danach außer Rand und Band geriet und im Schloss alles zerschlug, gar das Castello in Brand steckte?
    Sie rief: »Bleibt weg! Fort mit euch!«
    Die Menge
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