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Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot

Titel: Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
Autoren: Ute Lauterbach
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förderlich, die beiden Gebrauchsmodi noch genauer unterscheiden zu lernen, um dann den behindernden Gebrauch
     leichter aufgeben zu können. Es geht regelrecht um eine Bewusstseinsschulung – nicht kompliziert, aber wirkungsvoll. Diese Schulung kann so aussehen, dass wir unsere Wahrnehmung durch die folgenden beiden
     Schlüsselfragen abklopfen:
Nehme ich wahr, was wirklich ist? Oder
Nehme ich wahr, was ich mir mehr oder weniger vorstelle, was ich zum Beispiel befürchte oder erwarte?
    Dass ich wahrnehme, was wirklich ist, erkenne ich daran, dass meine Haltung emotionslos ist; ich bin im informativen Zweck
     und Nützlichkeitsraum des Verstandes.
Ich benutze den Verstand
.
    Dass ich nicht wahrnehme, was wirklich ist, erkenne ich daran, dass meine Wahrnehmungshaltung befangen oder vorgestimmt ist.
     In diesem Fall könnte meine Einschätzung einer Situation von Ängsten begleitet sein oder auch von einem Werturteil wie »Stillsein
     ist Vornehmsein« etc. Diese Haltung weist auf den behindernden Pseudoschutzraum des Verstandes hin.
Der Verstand benutzt mich.
    Wenn wir nicht sehen, was ist, sondern eine durch unsere Vorstellungen verfärbte »Realität« wahrnehmen, dann ist das so, als
     schöbe sich eine Art Denkschleier zwischen uns und die |182| Welt. Das Fatale dabei ist, dass die Identifizierung mit dem Schleier so weit geht, dass wir ihn in der Regel nicht als von
     uns getrennt erleben: wir
sind
gewissermaßen unsere Vorstellungen, unser Schleier. Genau darum geht es: die Identifikation mit jenem Vorstellungsschleier
     zu lösen, um dann
uns
zu erleben, wie wir wirklich sind. Der entscheidende Lösungsschritt liegt bereits in dem beschriebenen unterscheidenden Wahrnehmen
     unserer Wahrnehmungen.
    Die hier vorgeführte Unterscheidung der beiden Gebrauchsmodi des Verstandes macht auch Heidegger in seiner Schrift ›Was heißt
     Denken?‹, die ich allen intellektuell Tollkühnen wärmstens empfehle. Heidegger unterscheidet daselbst zwei Weisen des Vorstellens:
     erstens, dass ich mir etwas vorstelle, etwas ausmale, ein Bild von etwas habe, bevor oder sogar während ich es sehe. Und zweitens,
     dass ich eine Sache vor-stelle, indem ich sie vor mich hinstelle, sie reinlasse, wie sie ist. Damit springe ich, so Heidegger,
     auf den Boden, auf dem ich eigentlich stehe. 12

    |183|
Eigene Position?
     
    Ein Skalaexperiment: Beobachten Sie sich in verschiedenen Gesprächen, und positionieren Sie sich.
     
    Navigationssätze
Struktur hilft verstehen.
Wer nicht zweifelt, kommt nicht zur Erkenntnis.
Solange wir mit dem Verstand identifiziert sind, bleibt das Gefühl der Sterblichkeit.
Wer nur denkt, ist blockiert.
Die Identifikation mit dem Verstand macht das Leben ernst.
Nur wer eingefahrene Denkschienen verlässt, hat die Chance, etwas zu verstehen.
Diskutieren ist Tanzen auf der Kopfplatte.
Der Verstand ist nur durch ein anderes Erleben zu überzeugen.
Verstehen und Etwas-nachvollziehen-Können impliziert nicht, dass ich dafür auch aktiv werden muss.
Verstand als Sammelbecken der Selbstverhinderung und des Es-war.
Verstehen ist nur Zubringer zur Befreiung.
Nachtragend ist nur der Verstand. Nicht das Herz.
Die Hölle kommt immer über die Interpretation.
Kompliziert werden heißt immer Lösung vermeiden.
Alles, was ist, ist verstehbar. Sonst wäre es nicht.
Manchmal ist die Erinnerung an das Elend schlimmer als das Elend selbst.
Die Warumfrage bringt nie eine Handlungsantwort.
Selbstunterbrechung kommt immer aus dem Misstrauen, und Misstrauen kommt aus dem Verstand.
Verstand ist Egobezug und Selbsterhaltung. Mit dem Einkaufszettel kommt keiner zu sich.
|184| Manchmal ist das Mehr-Wissen eine Behinderung.
Nicht zu denken heißt nicht zugleich pennen. Die Kunst ist, total wach zu sein, ohne zu denken.
An der Grenze unseres Verstehvermögens fangen wir an zu kritisieren. Je mehr einer kritisiert, umso weniger versteht er.
Was weiterbringt, sind die Gefühlsspuren und nicht die Denkspuren.
    Integrationsfragen
Wie real ist meine Wahrnehmung?
Wie viel mische ich in meine »Wahrnehmung« an »Deutungs- und Interpretationsstoff« hinein?
Wie gehe ich mit den Grenzen meines Verstehvermögens um? Sehe ich sie?
Wie wäre mein Leben, wenn ich nur noch wahrnähme, ohne zu deuten? Oder wenigstens meine ungerechtfertigten Deutungshöllen
     anspräche?
Mit welchen Worten würde mir mein Glückspilot den Vorstellungsschleier nehmen?
    Bannsicht: Da, wo wir anfangen, etwas zu verdammen, werden die Grenzen unserer Intelligenz
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