Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer wir sind

Wer wir sind

Titel: Wer wir sind
Autoren: S Friedrich
Vom Netzwerk:
Europäische Umweltpolitik in Bonn, Paris und London und von 1989 bis 1998 Herausgeber von ›International Environmental Affairs‹, einer Zeitschrift für Forschung und Politik.
    Es geht ihm um politische Alternativen zur Lösung der europäischen Umweltprobleme. Es geht um die Beziehungen zwischen internationaler Wirtschafts- und Umweltpolitik, zugleich um den Fortgang der europäischen Einigung und um die essenzielle Rolle, die Nichtregierungsorganisationen als kleinen Gemeinschaften dabei zukommen muss. 1976 trifft Karol Jonca in Bonn Konrad von Moltke.
    Und im Mai 1977 kommt Konrad nach Kreisau, mit seiner Frau, seinen vier Kindern und seiner Mutter Freya, die 1960 zu Helmuths Lehrer, dem Mitgründer der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft Eugen Rosenstock-Huessy, nach Vermont gezogen ist und seitdem in Amerika lebt.Wie düster ist diese Rückkehr: Das Schloss ist verfallen, das Berghaus beschädigt, die Veranda verheizt, die Gräber auf dem Kapellenberg sind geschändet. Wie beglückend ist diese Rückkehr nach einunddreißig Jahren. Wie wundervoll erscheint es Freya, in Polen, im polnischen Schlesien neue Freunde gefunden zu haben: So schreibt sie es Karol Jonca. Schlesien in Polen ist für sie neu erstanden. Das tote Land der Erinnerung hat sich ihr wieder belebt.
    Von nun an kämpft sie um Kreisau. Natürlich nicht um Rückgabe des Gutes: Freya kämpft um den Geist von Kreisau, Seite an Seite mit Karol Jonca und einer Bürgerinitiative junger Polen, die Kreisau für sich entdeckt haben. Am 12. November 1989, in der Woche des Mauerfalls, feiern der erste frei gewählte polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl auf Kreisau eine deutsch-polnische Versöhnungsmesse. Und neun Jahre später wird in Anwesenheit von Freya Moltke, Romai Reichwein und Clarita von Trott zu Solz auf dem wunderschön restaurierten Gut die Stiftung Kreisau eröffnet, als Gedenkstätte, Bildungsstätte, internationale Jugendbegegnungsstätte.
    Ist die Hoffnung ein Schmetterling, der unversehrt aus den Flammen torkelt? Ist die Zukunft eine Maus mit einem sicheren Versteck tief unter den Ruinen?
    Am 8. Mai 1961 ist im Jerusalemer Prozess gegen Adolf Eichmann, Leiter des Referats IV B 4 Auswanderung und Räumung des Reichssicherheitshauptamts in Berlin und zentral verantwortlich für die Deportation und Vernichtung der europäischen Juden, die Zeugin Rivka Yosselevscka aufgerufen worden. Nach Aufnahme der persönlichen Daten beginnt ihre Befragung über die Ereignisse an einem Sabbat im Jahr 1942, im Ghetto der kleinen polnischen Stadt Zagrodski.
    Ich hatte meine Tochter auf dem Arm und rannte hinter dem Lastwagen her. Manche Mütter hatten zwei oder drei Kinder, die sie auf dem Arm hatten – und sie rannten hinter dem Lastwagen her. Wir sind den ganzen Weg gerannt. Manche sind gefallen. Wir durften ihnen nicht helfen. Sie wurden erschossen – auf der Stelle – wo sie fielen.
    In seinem abschließenden Statement in der 111. Sitzung wird der Chefankläger Gideon Hausner noch einmal auf Rivkas Aussage zurückkommen.
    Rivka Yosselevscka ist die Verkörperung all dieser furchtbaren Schrecken. Sie sah, mit ihren eigenen Augen. Sie lag bei den Toten, aber mit unfasslicher Kraft erhob sie sich aus dem Grab. Sie vereitelte den Plan des Bösen. Sie wollten sie töten, aber sie lebt. Sie wollten ihr Gedächtnis vom Antlitz der Erde tilgen, aber sie brachte Nachkommen auf die Welt … Rivka Yosselevscka symbolisiert die ganze jüdische Nation.
    Im Publikum sitzt auch Hannah Arendt, 1937 von Deutschland ausgebürgert und seit 1951 amerikanische Staatsbürgerin, als Berichterstatterin für den ›New Yorker‹. Ihre Artikelserie über den Prozess gegen Eichmann wird eine Lawine öffentlicher und privater Schmähungen ihrer Person, ihrer Denkweise, ihres Stils, ihres Werks, ihrer Moral auslösen und 1963 erstmals als Buch erscheinen, unter dem Titel ›Eichmann in Jerusalem: A Report on the Banality of Evil‹.
    In Deutschland wird der Piper Verlag Arendts Buch publizieren. Verlagsleiter bei Piper ist zu diesem Zeitpunkt Hans Rößner, der mit einer Arbeit über die geistige Verjudung des George-Kreises promoviert hat, ab 1938 als Referent in der Abteilung II/2 Weltanschauliche Gegnererforschung/Lebensgebietsmäßige Auswertung des Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz-Albrecht-Straße unter Franz Alfred Six tätig war, ab 1939 das RSHA-Referat III C 3 Volkskultur und Kunstgeleitet hat und 1944 zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher