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Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Titel: Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Wochen um das Baby kümmerte, war das eine glatte Lüge – aber falls sie von ihm erwartete, das zu übernehmen, hatte sie sich geschnitten. Als er damals dem Weibertollhaus entkommen war, hatte er sich geschworen, nie wieder eine Windel zu wechseln, sich keine einzige Barbiepuppe mehr anzusehen und auch keine verdammte Haarschleife mehr zu binden. Aber das Mädel hatte Mumm, also wollte er ihr’s ein wenig leichter machen. »Ich geb dir fünf Piepen.«
    »Zehn. Im Voraus!«
    Wenn er nicht in einer so üblen Laune gewesen wäre, hätte er vielleicht gelacht. Nun, sie hatte nicht nur Mumm, sondern war obendrein nicht auf den Kopf gefallen. Er holte seine Brieftasche heraus und reichte ihr das Geld. »Komm raus zu meinem Auto, wenn du fertig bist. Und bring sie mit.«
    Mit ihrer gerunzelten Stirn glich sie einen Augenblick lang eher einer besorgten Fußballermama als einem mürrischen weiblichen Teenager. »Haste’nen Kindersitz?«
    »Seh ich so aus, als würd ich mit einem Kindersitz rumgondeln?«
    »Babys müssen in Kindersitze. Das ist Vorschrift!«
    »Biste’n Bulle?«
    Sie legte den Kopf schief. »Ihr Sitz is in Mabel. Dem Wohnmobil. Sandy hat es Mabel genannt.«
    »Hatte deine Mutter denn kein Auto?«
    »Der Händler hat’s ihr ein paar Monate vor ihrem Unfall wieder weggenommen, also ist sie mit Mabel gefahren.«
    »Na toll!« Er wollte gar nicht wissen, wie sie in den Besitz des heruntergekommenen Wohnmobils gelangt war. Lieber zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er einen Teenager, ein Baby und einen Autositz in sein Sportcoupé kriegen sollte. Antwort: gar nicht.
    »Gib mir die Wagenschlüssel.«
    Er sah, dass sie ihm gerne noch mal frech gekommen wäre, es sich in letzter Sekunde aber anders überlegte. Sehr weise.
    Mit den Wagenschlüsseln in der Hand marschierte er hinaus, um sich mit Mabel vertraut zu machen. Auf dem Weg dorthin holte er sein Handy und die Zeitung aus dem Auto, die zu lesen er bis jetzt noch nicht eine Sekunde Zeit hatte.
    Er musste sich bücken, um in das Wohnmobil reinzukommen, das zwar geräumig war, aber nicht geräumig genug für einen Zwei-Meter-zwei-Mann. Sobald er hinterm Steuer saß, rief er einen befreundeten Arzt in Pittsburgh an, um von ihm den Namen eines nahen Labors und die nötige Genehmigung zu erhalten. Während er am Telefon wartete, schlug er die Zeitung auf.
    Wie die meisten Journalisten war er auf Sensationen aus, aber nichts Ungewöhnliches stach ihm ins Auge. Ein Erdbeben in China, eine Autobombe im Mittleren Osten, Budget-Gezänk im Kongress, noch mehr Probleme im Balkan. Ganz unten stieß er auf ein Bild von Cornelia Case, die wieder einmal ein krankes Baby auf dem Arm hielt.
    Obwohl er nie zur Fanschar von Cornelia gehört hatte, stellte er fest, dass sie auf jedem Foto dünner aussah. Die First Lady hatte spitzenmäßige blaue Augen, die aber allmählich zu groß für ihr dünnes Gesichtchen wurden und die Tatsache, dass sich keine richtige Frau dahinter verbarg, bloß eine äußerst clevere Politikerin und Marionette ihres Vaters, nicht mehr verbergen konnten.
    In seiner Zeit bei Byline hatten sie ein paar Sendungen über Cornelia gemacht – ihr Friseur, ihr Modestil, wie sie das Vermächtnis ihres ermordeten Gatten ehrte – all so blöder Kitschkram. Trotzdem tat sie ihm Leid. Wenn einem der Mann vor der Nase über den Haufen geschossen wird, ist es schwer, eine souveräne Fassade aufrechtzuerhalten.
    Mit einem Stirnrunzeln dachte er an sein Jahr beim Klatsch-und -Tratsch-Fernsehen. Davor war er ein seriöser Zeitungsjournalist gewesen, einer der am meisten geschätzten Reporter Chicagos; aber er hatte seinen guten Ruf wegen eines Haufens Geld im Klo runtergespült, Geld, an dem er, wie er feststellte, gar keinen Spaß hatte. Jetzt interessierte es ihn nur noch, seinen Ruf wieder reinzuwaschen.
    Mats Idole waren nicht Ivy-League-Journalisten, sondern Kerle, die ihre solide recherchierten Storys mit zwei Fingern in ihre Remington-Schreibmaschinen hackten. Kerle, die ebenso rau um die Kanten waren wie er. Seine Arbeit beim Chicago Standard hatte nichts Glamouröses gehabt. Mit kurzen Worten und einfachen Sätzen beschrieb er die Leute, denen er begegnete, ihre Träume und Sorgen. Die Leser wussten, dass er ihnen nichts vormachte. Und jetzt hatte er sich auf einen Kreuzzug begeben, um zu beweisen, dass er wieder der Alte war.
    Ein Kreuzzug! Das Wort besaß etwas geradezu Archaisches. Auf einen Kreuzzug brachen Ritter in schimmernden Rüstungen auf,
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