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Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Titel: Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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äußerst scharfen Verstand, aber wenig Humor. Und die Arbeit stellte seinen Lebensinhalt dar. Der vierundsechzigjährige Witwer galt nun seit vorgestern als die begehrteste Partie der Welt. Zum ersten Mal seit Edith Wilsons Tod, achtzehn Monate nach Woodrow Wilsons Amtsantritt, gab es in den Vereinigten Staaten keine First Lady.
    Die Oval-Office-Räume waren vollklimatisiert, die drei Stockwerke hohen Fenster hinter dem Schreibtisch kugelsicher, und sie hatte das Gefühl, gleich ersticken zu müssen. Sie stand beim Kamin und starrte blind auf Rembrandt Peales Porträt von Washington. Die Stimme des neuen Präsidenten drang wie aus weiter Ferne zu ihr: »… möchte nicht unsensibel sein und weiß, was Sie im Moment durchmachen, aber leider bleibt mir keine Wahl. Ich habe nicht vor, noch einmal zu heiraten, und unter meinen weiblichen Angehörigen ist keine, die auch nur andeutungsweise in der Lage wäre, das Amt einer First Lady auszufüllen. Es käme mir sehr gelegen, wenn Sie weitermachten!«
    Ihre Nägel gruben sich in ihre Handflächen, als sie sich zu ihm umwandte. »Unmöglich. Ich kann nicht.« Am liebsten hätte sie ihn angebrüllt, dass sie noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, sich seit der Beerdigung umzuziehen; doch Gefühlsausbrüche dieser Art hatte sie sich schon lange vor ihrer Zeit im Weißen Haus abgewöhnt.
    Ihr distinguierter Vater erhob sich von einem der beiden damastbespannten Sofas und nahm seine Prinz-Philip-Haltung ein – Hände hinter dem Rücken gefaltet, mit den Füßen nach hinten wippend. »Selbstverständlich war das ein sehr schwerer Tag für dich, Cornelia. Morgen werden dir die Dinge viel klarer erscheinen.«
    Cornelia! Jeder, der ihr etwas bedeutete, nannte sie Nealy, bloß ihr Vater nicht. »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
    »Aber natürlich wirst du«, widersprach er. »Diese Regierung braucht eine kompetente First Lady. Der Präsident und ich haben das Problem rundum erörtert, und wir beide halten dies für die ideale Lösung.«
    Normalerweise war sie eine durchaus selbstbewusste Frau – nur nicht, wenn es um ihren Vater ging, und sie bereitete sich auf einen Kampf vor. »Ideal für wen? Nicht für mich!«
    James Litchfield musterte sie auf diese herablassende Art, mit der er die Leute einschüchterte, seit sie denken konnte. Ironischerweise verfügte er jetzt als Parteivorsitzender über mehr Macht als in den acht Jahren seiner Vizepräsidentschaft der Vereinigten Staaten. Als Erster hatte ihr Vater das Potenzial von Dennis Case, dem gut aussehenden, ledigen Gouverneur von Virginia, erkannt. Sein Ruf als Königsmacher fand dann vor vier Jahren seinen Höhepunkt, als er seine Tochter zum Altar führte – als Braut eben jenen Mannes.
    »Besser als jeder andere weiß ich, wie traumatisch das Ganze für dich sein muss«, fuhr er fort, »aber du bist nun mal das herausragendste und wichtigste Bindeglied zwischen der Case- und der Vandervort-Administration. Das Land braucht dich.«
    »Du meinst wohl eher die Partei, nicht wahr?« Alle wussten, dass es Lester mit seinem fehlenden Charisma schwer haben würde, die nächsten Wahlen im Alleingang zu gewinnen. Er mochte ja ein fähiger Politiker sein, doch besaß er nicht einmal ein Quäntchen von Dennis Case’s Starqualitäten.
    »Wir denken dabei nicht nur an die Wiederwahl«, log ihr Vater aalglatt, »sondern auch an das amerikanische Volk. Du bist ein wichtiges Symbol für Stabilität und Kontinuität.«
    Vandervort meldete sich forsch zu Wort. »Sie behalten natürlich Ihr altes Büro und Ihren bisherigen Mitarbeiterstab. Ich sorge dafür, dass Sie alles bekommen, was Sie brauchen. Nehmen Sie sich einen Monat Zeit, um sich im Landhaus Ihres Vaters in Nantucket ein wenig zu erholen, und dann kehren Sie allmählich wieder zu Ihren Aufgaben als First Lady zurück. Wir können ja mit dem Empfang für das diplomatische Corps anfangen. Und Mitte Januar sollten Sie sich für den G-8-Gipfel freihalten – auch der Südamerikabesuch ist äußerst wichtig. Aber das wird kein allzu großes Problem für Sie sein, da diese Termine ja ohnehin in Ihrem Kalender stehen.«
    An dieser Stelle schien ihm endlich einzufallen, dass sie nur deshalb in ihrem Kalender standen, weil sie sie an der Seite ihres goldblonden, strahlenden Gatten hatte absolvieren wollen. Mit leiserer Stimme fügte er verspätet hinzu: »Natürlich fällt Ihnen momentan das alles sehr schwer, Cornelia, aber der Präsident hätte gewollt, dass Sie weitermachen –
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