Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
Vom Netzwerk:
verschiedene Beine?«
    »Fragen wir Carruthers!«
    »Wenn man ihn noch findet. Inspektor Hopkins kümmert sich schon um ihn. Wir können ja mal hören, was er erreicht hat.«
    Sie fuhren zurück in den Arbeitsraum. Timothy ließ sich mit dem Polizeipräsidium verbinden. Hopkins war gerade zurückgekommen.
    »Carruthers ist tot«, sagte er. »Wir haben ihn in seiner Wohnung gefunden. Es sieht aus wie ein Raubüberfall.«
    »Irgend etwas Außergewöhnliches?« erkundigte sich Timothy.
    »Ja, vielleicht. Auf dem Fußboden lag eine zertretene Tube mit Talkum.«
    »Talkum? Wozu, um Himmels willen, braucht man Talkum?« Auch Paddington blickte ratlos.
    »Fragen Sie doch Ihren neunmalklugen Napoleon«, schlug Hopkins vor.
    Napoleon wußte nicht einmal, was Talkum war. Timothy raunzte ihn an, er solle gefälligst seine Bildungslücken schließen.
    »Ende der Spur«, sagte er dann. »Ich hatte es mir gedacht.« Paddington stand enttäuscht auf. »Wenn ich nach Hause will, wird es jetzt höchste Zeit. Oder kann ich Ihnen noch helfen, Tiny?«
    »Setzen Sie sich an den Communicator, und finden Sie heraus, ob irgendwo eine Unterschenkeltransplantation ins Haus steht. Rufen Sie mich, sobald Sie fertig sind. Ich bin im Schlafzimmer.«
    »Wollen Sie etwa zu Bett gehen?«
    »Ja, das will ich.« Timothy schmunzelte. »Ich kann auch von dort aus mit Napoleon arbeiten. Hier stören wir uns nur gegenseitig.«
    4.
    Es dauerte lange, bis Paddington sich meldete. Er öffnete die Tür nur einen Spaltbreit und hustete. Timothy winkte ihn herein.
    Zwei Drittel des Schlafzimmers wurden von einem großen, von Wand zu Wand reichenden Bett eingenommen, über dessen Kopfende sich ein Schaltpult hinzog, das an den Kommandostand einer Fabrik oder eines Kraftwerks erinnerte. Die vierte Wand war ein riesiger Videoschirm, auf dem gerade Blitz, Donner und Sturm tobten; plötzlich prasselte schwerer Regen hernieder, der dunkle Himmel teilte sich zu Wolken, zwischen denen ein strahlender Sonnenball aufging und ein tosendes Meer mit berghohen Wellen in allen Schattierungen von Blau und Grün aufleuchten ließ.
    »Setzen Sie sich!« Timothy wies auf das Fußende des Bettes. »Was halten Sie von einem Kaffee?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern zauberte gleich eine Mokkamaschine aus seinem Bettbord, kurz darauf zog Kaffeearoma durch den Raum.
    »Sie leben«, sagte Paddington.
    »Ja, es hat Vorteile, ein begehrter und hochbezahlter Dienstmann der Bigbosse zu sein. Haben Sie etwas gefunden?« Paddington schüttelte den Kopf. »In keiner Chicagoer Klinik liegt jemand, der auf einen Unterschenkel dieser Größe wartet. Eine G 52 – das bedeutet ja einen Mann von mindestens zwei Metern. Ich konnte mir ohnehin nicht vorstellen, daß einer meiner Kollegen ein Transplantat ohne Paß verarbeitet, und der liegt immer noch in unserem Safe.«
    »Aber möglich wäre es?«
    »Wenn man das Teil neu bestimmt.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Andererseits sind alle in Frage kommenden OP-Säle ausgebucht. Zumindest in den nächsten vier Wochen ist eine Operation mit unserem Unterschenkel nicht möglich.«
    »Wenn man Sie nicht beschwindelt hat.«
    »Warum sollte man?«
    »Weil einer Ihrer lieben Kollegen einen Haufen Dollar dafür bekommt, wenn er die Operation heimlich ausführt.«
    »Erstens«, sagte Paddington mit Nachdruck, »habe ich nicht nur mit Kollegen gesprochen, sondern auch noch mit Leuten aus ihren Teams, auf die ich mich verlassen kann« – er betonte das »ich« –, »zweitens kosten solche OP-Säle Millionen und werden im Vierschichtsystem, also ohne Pause, ausgenutzt, um den höchstmöglichen Profit herauszuarbeiten, da kann man nichts verheimlichen, und drittens kenne ich alle Chirurgen in Chicago, die solch eine Transplantation durchführen könnten; niemand von ihnen würde eine kriminelle Operation riskieren.«
    »Kann man Ihr Eisbein ausgeflogen haben?«
    »Kaum. Es gibt noch keine Transportcooler, in denen man Transplantate dieser Größe länger als eine halbe Stunde frisch halten kann. Was glauben Sie, was wir schon für Probleme haben, sie von einer Klinik in die andere zu schaffen, ohne Hubschrauber wäre das unmöglich. Aber selbst wenn man von einem Landeplatz in der Nähe unserer Klinik gestartet wäre –«, er schüttelte den Kopf, »es gibt keine Klinik außerhalb der Stadt, die näher als eine Flugstunde liegt.«
    »Muß es unbedingt eine Klinik sein? Könnte man nicht einen Operationssaal improvisieren?«
    »Improvisieren! Man
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher