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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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Gefühl ausgelöst werden. Es gibt verschiedene Dinge, die Gedanken beeinflussen können und damit dazu führen, dass auch negative Gefühle auftreten. Es gibt also eine Wechselwirkung zwischen Gedanken und Gefühlen. Genauso wie ein Gedanke auf ein Gefühl wirkt, kann auch ein Gefühl zu einem Gedanken führen. Wie so eine Wechselwirkung aussehen kann, ist im Fallbeispiel von Frau S. beschrieben.

    Abbildung 4: Wirkung positiver Gedanken auf Gefühle
    Verschiedene Studien konnten zeigen, dass zum Beispiel das Ansehen von Zeitschriften, in denen schlanke Frauen abgebildet sind, zu schlechterer Stimmung führt. Eine andere Studie fand heraus, dass 70% aller Frauen sich deprimiert und schuldig fühlten, nachdem sie drei Minuten in einem Schönheitsmagazin geblättert hatten (zitiert nach B. Jung; „An alle schönen Frauen”, 2003). Warum ist das so? Die Frauen gaben an, sich mit den Models vergli-chen zu haben und ihren eigenen Körper als deutlich weniger attraktiv eingeschätzt zu haben. Dadurch wurden sie unzufrieden mit ihrem Körper und nahmen etwaige Mängel stärker wahr als vorher. Die schlechte Stimmung hat sich damit auch negativ auf das eigene Körperbild ausgewirkt (Kulbartz-Klatt, Florin & Pook, 1999). Aber nicht immer müssen dem negativen Körpergefühl Vergleichsprozesse zu Grunde liegen. Auch schlechte Stimmung, wie sie jeder manchmal hat, kann Unzufriedenheit mit dem Körper auslösen. In einer Studie hat man dazu die Stimmung der Versuchsteilnehmer durch Musik beeinflusst. Durch das Hören der Musik wurden die Frauen gereizter oder traurig. Diese Traurigkeit oder Gereiztheit reichte bei Frauen mit einer Bulimie aus, um mit dem eigenen Körper insgesamt unzufriedener zu sein. Dieser Effekt zeigte sich hingegen nicht bei Frauen ohne Essstörung (Carter, Bulik, Lawson, Sullivan & Wilson, 1996).
Fallbeispiel Frau S.
Ich weiß auch nicht, manchmal stelle ich mich auf die Waage und denke, dass ich bestimmt 5 kg an Gewicht zugenommen habe, so aufgedunsen fühle ich mich, aber die Waage zeigt genau das gleiche Gewicht an wie gestern auch. Ich verstehe mich da selbst nicht, warum fühle ich mich dann so schrecklich fett, wenn mein Gewicht sich nicht verändert hat?
    Vielleicht kennen Sie auch Tage, an denen Sie sich unwohl fühlen und denken, Sie hätten bestimmt zwei Kilogramm zugenommen, aber auf der Waage genau das gleiche Gewicht zu sehen ist, wie an anderen Tagen vorher auch. Genau das beschreiben die oben angeführten wissenschaftlichen Studien. Wenn wir die Gefühlskomponente in unser Spiegelkabinettbeispiel einbauen (siehe Seite 22), entsteht folgendes Modell:
    Zum „Prisma“ in der Verarbeitung der Reize von außen kommt also noch eine „schwarze Gefühlsbrille“ hinzu. Diese „schwarze Brille“ bewirkt, dass Sie sich in Ihrem Körper trotz gleicher körperlicher Voraussetzungen schlechter fühlen. Dieses individuelle innere Bild, was sich aus den drei Komponenten Gefühle und Gedanken (Erfahrungen) und Sinneswahrnehmung zusammensetzt, ist das subjektive „ Körperbild“, das Sie von sich haben.

2.5  Verhaltensweisen, die mit einem negativen Körperbild in Zusammenhang stehen
    Erinnern Sie sich an das Beispiel von Frau S. zu Beginn des Kapitels? Frau S. beschrieb, dass Sie sich häufig unwohl in ihrem Körper fühlt und sich deshalb auch ungern in Gesellschaft begibt. Viele Frauen mit einem negativen Körperbild haben ein niedriges Selbstwertgefühl, was zur Folge hat, dass sie mit sich sehr kritisch umgehen und sich ungern vor anderen zeigen. Hier ein Beispiel:
Fallbeispiel Frau S.
Am schlimmsten finde ich es, wenn ich mich vor meinem Partner nackt ausziehen soll. Ich fühle mich so unwohl dabei und denke immerzu daran, dass er meinen dicken Bauch sehen könnte und mich dann abstoßend findet. Am liebsten ziehe ich mich daher im Bad um, wo er mich nicht sehen kann. Ich fühle mich furchtbar verletzlich, wenn ich nackt bin. Er hat mich schon ein paar Mal darauf angesprochen, aber ich kann ihm einfach nicht erklären, wo das Problem liegt. Er findet mich schön, sagt er, aber ich kann das nicht glauben. Daher verstecke ich mich und meinen Körper vor ihm. Ich finde das schrecklich, weil ich ihm vertrauen sollte, aber ich schäme mich so für mein Aussehen, dass ich diese Intimität nicht zulassen kann.
    Frau S. beschreibt, wie sehr die negative Einstellung zu ihrem Körper sie einschränkt und wie ihre Partnerschaft dadurch belastet wird. Die Angst vor Verletzung, das Schamgefühl und die
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