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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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dadurch von Ihrem Körper vor Ihrem inneren Auge entsteht. Sensoren wie der Lagesinn, Tastsinn, Bewegungsrezeptoren und viele andere Dinge beeinflussen dieses Bild zusätzlich. Dieses subjektive Bild muss nicht mit den objektiv mess-baren Körpermaßen übereinstimmen, im Gegenteil kann es von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Schwere einer Essstörung, der emotionalen Befindlichkeit usw. beeinflusst werden.

    Stellen Sie sich vor, Sie laufen durch ein Spiegelkabinett. Dort gibt es verschiedenste Zerrspiegel, Spiegel, die Sie dünner erscheinen lassen und Spiegel, die Sie in die Breite ziehen. Die Essstörung wirkt ähnlich dem „dicken“ oder „dünnen“ Zerrspiegel, sie ist wie ein Prisma, das irgendwo in Ihrem Körper sitzt und die wahrgenommenen Informationen bzgl. Ihres Körpers in die eine oder andere Richtung verzerrt. Die Körperwahrnehmung beschreibt also, wie Sie die anatomische Beschaffenheit Ihres Körpers einschätzen.
    In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Frauen mit Magersucht und Bulimie ihre Körperausmaße überschätzen, d.h. sich als viel dicker empfunden haben als sie tatsächlich sind.
2.3  Welche Rolle spielen Gedanken über den Körper hinsichtlich des Körperbildes?
    „Ich denke, also bin ich“. Dieser Satz beschreibt den menschlichen Hang zur Bewertung seines Handelns oder Tuns. Das Denken zeichnet uns Menschen aus. Die Fähigkeit, Situationen zu bewerten, einzuschätzen, vorausschauend zu planen, Gefahren zu erkennen oder Strategien zu entwickeln, hilft uns, unser Leben eigenverantwortlich zu gestalten, zu kommunizieren und soziale Beziehungen zu entwickeln. Es begleitet uns ständig – alle Situationen sind mit der persönlichen Bewertung eines Menschen verbunden. Das heißt auch, die Wahrnehmung des Körpers hängt mit dessen Bewertung zusammen. Bewertungen können positiv, neutral oder negativ sein.
    Wenn Sie also vor dem Spiegel stehen und ihren Körper wahrnehmen, gibt es hunderte von möglichen Gedanken, die Ihnen durch den Kopf gehen können. Vielleicht nehmen Sie sich im Ganzen wahr und denken „Wie groß ich doch bin“ oder Sie nehmen nur einen Teilbereich wahr – z. B. ihre Haare und der Gedanke „Ich muss dringend zum Frisör“ entsteht. Je nachdem, in welcher Situation Sie sind und was in diesem Moment für Sie wichtig ist und auch, welche Erfahrungen Sie mit dieser Situation vorher gemacht haben, ist dafür entscheidend, welcher Gedanke Ihnen in diesem Moment durch den Kopf geht.
    Probieren Sie es einmal aus: Sie stehen in diesem Moment vor dem Spiegel – was denken Sie jetzt? Was geht Ihnen spontan durch den Kopf? Tragen Sie Ihre Gedanken in das Arbeitsblatt 1 ein.
    Arbeitsblatt 1: „Was ich denke, wenn ich mich im Spiegel sehe“

    aus Legenbauer & Vocks (2005) © Hogrefe, Göttingen
Fallbeispiel Frau S.
„Wenn ich mir vorstelle, mich im Spiegel zu betrachten, denke ich zuerst, dass ich das gar nicht möchte. Ich will vor allem meine Oberschenkel nicht sehen, sie werden bestimmt furchtbar fett wirken, und in der engen Hose wird mein Bauch deutlich zu sehen sein. Ja, der erste Gedanke in diesem Moment ist – „ich will diesen fetten Körper nicht sehen“.
    Frau S. nennt viele negative Dinge, wenn Sie an ihren Körper denkt. Häufig vergleicht sie sich mit anderen Frauen: „Wer ist attraktiver, wer hat die bessere Figur“. Frau S. ist sehr hart in ihrer Beurteilung sich selbst gegenüber. Diese Vergleiche führen dazu, dass Sie sich selbst immer weniger mag und ständig vermeintlich neue Makel an sich entdeckt. Sie ist neidisch auf andere. Diese negativen Gedanken hängen nur zum Teil mit der Wahrnehmung des Körpers zusammen, also dem „Verzerrglas“. Gleichzeitig beeinflussen aber diese Gedanken auch das Gefühl, das Frau S. gegenüber ihrem Körper hat. Hier kommt also die Gefühlskomponente ins Spiel.
2.4  Wie wirken sich Gefühle auf das Körperbild aus?
    Bevor der Einfluss der Gefühle auf den Körper detaillierter erläutert wird, möchten wir Sie bitten, folgende Übung einmal durchzuführen. Die Übung ist in zwei Abschnitte aufgeteilt, in Teil 1 und Teil 2. Suchen Sie sich einen ruhigen Platz und planen Sie ca. 5 Minuten für jeden Teil der Übung ein. Die genaue Anweisung steht im Kasten 1. Versuchen Sie, genau den Anweisungen zu folgen. In Teil 1 geht es zunächst darum, nur Gedanken, die Sie über Ihren Körper haben, zu erfassen und herauszufinden, welche Gefühle mit diesen Gedanken zusammenhängen.
    Kasten 1:
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