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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Erkenschwick erholte sich nach einer Drüsenoperation in einer Rehaklinik in Mecklenburg-Vorpommern. Blume schätzte den älteren Mann wegen seiner Berufserfahrung und Lebensweisheit, hoffte aber, Erkenschwicks Schweißdrüsen würden in Zukunft ihre Überproduktion einstellen. Mit Blick auf den Toten fragte Blume:
    »Woran ist er gestorben? Innere Blutungen?«
    »Wohl eher äußere. Hast du den Helm nicht gesehen?«
    Schubert reichte ihm ein Paar Einweghandschuhe. Blume nahm sie, zog sie sich über und ging wieder in die Hocke.
    Erst jetzt sah er, dass es sich nicht um einen Helm der Bundeswehr handelte, wie er zuerst gedacht hatte, sondern um eine alte Pickelhaube der preußischen Polizei. Vermutlich war das Ding von Sammlerwert. Die eiserne Spitze war bis zum Helmansatz in die Brust des Mannes gerammt worden.
    Schubert beobachtete Blume ruhig.
    »Was machst du hier? Ist doch gar nicht dein Fall!«
    Blume stand wieder auf, trat einen Schritt zurück und strich sich die Haare aus der Stirn.
    »Du weißt doch, wie das ist, dann wird jemand krank, und wir sollen übernehmen, und dann war keiner beim Tatort. Ich war sowieso in der Nähe.«
    »Mmmh mmh. Komische Hobbys hast du.« Schubert nickte mit dem Kinn in Richtung des Toten.
    »Dann können wir den jetzt also einpacken oder was? Ich hab heut auch noch was anderes vor.«
    »Ja klar.« Blume warf einen Blick durch die Küche. Auch hier hatten die Eindringlinge gründlich gesucht. Auf dem Boden der kleinen Küchenzeile lagen zerbrochene Teller und Töpfe, ein Strauß hellroter Rosen lag zwischen den Scherben einer Vase.
    »Hat es einen Kampf gegeben?«
    »Davon kannst du ausgehen, so wie der aussieht.« Schubert schnäuzte sich in ein buntkariertes Taschentuch. »Aber vom Kampf allein kann das alles nicht kommen. Die haben was gesucht.« Er stopfte sein Taschentuch zurück in die Hose und tippte Blume zum Abschied auf die Schulter.
    »Und wenn du was von Hans hörst – schöne Grüße! Er soll sich ordentlich erholen!«
    »Werd ich ausrichten.«
    Die Holzdielen unter seinen Schuhen knarrten leise, als Blume wieder in den Flur trat und die Tür zum Schlafzim mer auf der gegenüberliegenden Seite aufstieß. Die Tä ter hatten die Matratzen aufgeschlitzt und die Kleider aus dem Schrank gerissen. Vorsichtig öffnete Blume die oberste Schublade einer Kommode und tastete den Boden der Ablage ab.
    Die Fahrer der Gerichtsmedizin trugen den Sarg in die Wohnung. Sie blockierten den engen Flur, an dessen anderem Ende Blume jetzt eine wütende Stimme sagen hörte:
    »Spinnt ihr, den Toten schon zu bewegen! Ihr sollt auf uns warten, Herrgottnochmal!«
    Blume fuhr mit den Händen schnell über die anderen Schubladenböden. Jetzt hörte er, wie Schubert in den Flur kam und den Kollegen vorne an der Tür zurief.
    »Beruhigt euch mal, der Blume war schon da und hat sein Okay gegeben.«
    Blume schloss möglichst geräuschlos die Kommode und trat in den Flur. Er bemühte sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen.
    »Hallo Hermann, ich war grad bei Karin, unser Haus ist doch hier gleich …«
    »Ist mir scheißegal, wo du warst, du hast hier nichts zu suchen, klar!«
    Hermann Wöns, Leiter der 11. Mordkommission von Berlin, stand mit hochrotem Gesicht in der Tür. Blume hob beschwichtigend den Arm.
    »Kann ich dich mal kurz unter vier Augen sprechen?«
    Wöns kniff seine Lippen zusammen und schob seinen mächtigen Bauch an dem Sarg vorbei auf Blume zu. Der legte seinen Arm um die Schultern des Kollegen und schob ihn vor sich in das Schlafzimmer. Dann schloss er die Tür zum Flur hinter ihnen. Die Kollegen im Flur hörten nur noch leises, aber heftiges Gemurmel. Schubert zuckte mit den Schultern und bat seine Leute, den Leichnam wegzu schaffen. Es war schließlich Samstag, und er hatte Besse res vor, als sich den Tag mit dem Kompetenzgerangel der Berliner Mordkommissionen zerschießen zu lassen.

A ls Emma in den Marschweg einbog, sah sie als Erstes den Übertragungswagen ihres Senders. Er parkte vor dem rot-weißen Absperrband der Polizei. Einen Moment ärgerte sie sich darüber, dass sich die Wochenendredakteurin nicht an ihre Absprache gehalten hatte. Allein mit ihrem Mikro schaffte sie es eher, Nachbarn oder Passanten eine Beobachtung herauszulocken. Bei dem auffälligen Wagen gab es immer einen Pulk von Neugierigen, und ein vertrautes Gespräch war kaum mehr möglich. Aber dann machte sie sich klar, dass sich die Redakteurin nicht an ihre Wünsche halten musste, sondern
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