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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mechthild Lanfermann
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letztendlich verantwortlich für den Einsatz war. Vielleicht wusste sie ja mittlerweile mehr über den Fall und hatte sich deshalb anders entschieden.
    Der Techniker war gerade dabei, den Sendemast hochzufahren. Er saß hinten im Wagen an der Computerstation, die Seitentür des Transporters stand trotz der Kälte offen. Manuel war noch jung und im Grunde ein netter Kollege. An einem Samstagmorgen eine Stunde früher zum Dienst gerufen zu werden hatte aber auch seine Laune nicht gerade gesteigert. Emma fühlte sich nach der Fahrt durch den kalten Wind frisch und konzentriert. Ihre Wangen glühten. Sie war bereit, es mit einem Todesfall und einem schlecht gelaunten Techniker aufzunehmen.
    »Morgen, Manuel«, sie öffnete die Beifahrertür und legte ihre Tasche ab. Den Mantel ließ sie erstmal an. Manuel hielt den Blick weiter auf den Außenspiegel, bis der Sendemast Millimeter vor einem kahlen Eichenast zum Stillstand kam. Dann drehte er sich zu Emma um und grinste.
    »Morgen. Soll ich uns Kaffee holen? Ich müsste auch noch austreten.«
    »Ok, lass mir den Schlüssel hier. Ich nehme erstmal mein Gerät.«
    Emma nahm das kleine flache Aufnahmegerät aus ihrer Tasche und überprüfte den Ladestatus. Kälte konnte die Batterien erstaunlich schnell entladen. Deshalb trug Emma das Gerät bei langen Fahrten auf dem Fahrrad lieber in der Innentasche ihrer Jacke, aber daran hatte sie heute Morgen nicht gedacht. Zum Glück leuchteten alle vier Balken der Batterieanzeige. Emma warf einen Blick die Straße hinunter. Es war eine stille Seitenstraße mit Bürgerhäusern aus der Jahrhundertwende, von alten Bäumen gesäumt und mit Vorgärten versehen, die, typisch für den Kiez, selbst jetzt mit Winterastern und immergrünen Sträuchern einen gepflegten Eindruck machten. Vor dem Haus rechts von ihnen parkten hinter dem Absperrband ein Notarzt und mehrere Polizeiwagen. Die Tür zum Haus stand offen, kein Mensch war zu sehen.
    Manuel schloss hinter ihr den Wagen, reichte ihr die Schlüssel und trabte den Bürgersteig hinunter zur nächsten Querstraße. Grüßend ging er an einem kleinen Grüppchen von Anwohnern vorbei, die eng beieinander standen und sich mit düsteren Mienen unterhielten. Emma warf noch einen Blick auf das abgesperrte Areal. Noch immer war niemand zu sehen. Also ging sie zunächst zu der Gruppe der Nachbarn, die ihr mit einem Gemisch aus Misstrauen und Neugier entgegenblickten.
    »Guten Morgen. Ich komme von RadioDirekt. Mein Kollege und ich wurden von der Polizei informiert, um die Berliner über das Geschehen hier zu unterrichten.« Emma setzte ihr, so hoffte sie, vertrauenserweckenstes Lächeln auf und hob kaum merklich ihr daumengroßes schwarzes Mikrofon, das bisher halb im Ärmel versteckt an ihrer Seite herunterhing. Vor ihr standen zwei Männer und eine Frau, die unterschiedlich reagierten. Die Frau drehte schnell den Kopf weg vom Mikrofon. Emma schätzte sie auf Anfang sechzig. Sie hatte sich nur eine dünne Jacke übergeworfen und schien zu frieren. Ein Mann stellte sich breitbeinig vor Emma hin. Er trug Joggingklamotten, war aber noch nicht weit gekommen, denn weder sein Gesicht noch seine Kapuzenjacke wiesen Spuren von Schweiß auf. Emma schätzte ihn ein paar Jahre jünger als sie, Ende zwanzig, Anfang dreißig. Er knetete seine Finger und richtete seinen Blick auf das Mikrofon.
    »Ja, schlimme Sache. Wir wissen auch noch nichts Genaues. Soll wohl um den Lehrer gehen, der da im Erdgeschoss wohnt.«
    Emma zog das Mikro etwas zu sich heran. Der Mann sprach ungewohnt laut, und sie wollte keine Tonverzerrung riskieren.
    »Ein Lehrer, sagen Sie? Wissen Sie den Namen?«
    Jetzt verschränkte der Mann seine muskulösen Arme und sah Emma finster an.
    »Ich denke, Sie werden von der Polizei informiert?«
    »Ja, das stimmt.« Emma registrierte aus den Augen winkeln, dass in dem Haus, vor dem sie standen, leise ein Fenster geöffnet wurde. Hinter dem Vorhang blieb eine Gestalt verborgen, die offensichtlich ihrem Gespräch lauschen wollte.
    »Wir werden informiert, dass hier ein Einsatz stattfindet. Später erfahren wir dann alles vom Pressesprecher der Polizei. Aber jetzt wollen wir die Beamten natürlich nicht in ihrer Arbeit behindern und recherchieren erstmal hier vor Ort.«
    Dem Mann schien die Antwort zu genügen, er nickte und löste wieder seine abwehrende Armhaltung.
    »Lukas Brinkmann heißt der. Ich wohn hier im Haus und wollte gerade raus zum Joggen, da hat mich die Frau Jawes aufgehalten. Da ist was
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