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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Für ihn war sie der Grund für die Trennung seiner Eltern, auch wenn Blume schon ein halbes Jahr vorher ausgezogen war. Emma murmelte:
    »Du wusstest doch, dass ich Bereitschaft habe.«
    Ich muss ihm auch absagen, dachte Blume. Ich muss in die Wohnung kommen. Bevor die Spurensicherung alles durch hat. Er sah hoch. Emma war schon im Flur, sie kramte nach ihrem Aufnahmegerät. Er ging ihr nach.
    »Er wird enttäuscht sein.«
    Emma sah ihn an. »Wohl eher erleichtert.«
    Sie standen voreinander. Emma war abfahrbereit, aber sie zögerte. Es ist noch etwas, dachte er. »Was ist los?«
    Sie schluckte, schüttelte den Kopf. »Später. Sag Johann, dass ich arbeiten muss. Es tut mir leid.«
    Das hört er schon zu oft von mir, dachte Blume. Hinter Emma fiel die Wohnungstür leise ins Schloss.
    Im Hof schloss sie ihr Fahrrad auf und schob es vorbei an Glasscherben und Hundekot über die Straße. Jetzt Ende März taute der Schnee weg und brachte Reste von Silvester zum Vorschein. Emma hatte ihren ersten Berliner Winter hinter sich. Die Stadt war grau, der Schnee lag in schmutzigen Haufen auf den Fahrradwegen, und der Wind scheuerte die feuchte Nase wund. Ihre Wohnung am Alex wurde nicht richtig warm, und sie verbrachte immer mehr Zeit bei Blume hier in Kreuzberg. Sie mochte die Pizzeria unten im Haus, wo der Koch zu später Stunde italienische Punk-Musik auflegte. Sie fühlte sich wohl in der großen warmen Wohnung. Und sie mochte es, neben Blume aufzuwachen. Sie war so oft bei ihm, dass sie Angst hatte, ihn einzuengen. Noch schien er sich immer zu freuen, wenn sie zu ihm kam.
    Auf dem Fahrradweg lag eine kaputte Bierflasche, Emma umfuhr sie vorsichtig. Auf der anderen Seite der Kottbusser Brücke warteten die türkischen Gemüsehändler an ihren Ständen auf Kundschaft. Emma warf einen Blick auf die U-Bahn, entschloss sich dann aber, die Strecke bis Zehlendorf mit dem Rad zu fahren. Auch wenn sie vermutlich eine halbe Stunde länger brauchen würde als mit der Bahn, war sie danach hoffentlich von ihrem Kater befreit.

Berlin, Zehlendorf
    E dgar Blume bog in den Marschweg und stellte sich in das Halteverbot. Der Beamte vor der Tür sah stirnrunzelnd zu ihm rüber, bis Blume ausstieg und den Mann grüßte. Der erkannte den Kollegen, nickte und ließ ihn wortlos durch die Absperrung ins Haus gehen.
    Blume war gleich nach Emma eilig aus dem Haus gegangen und über die Stadtautobahn nach Zehlendorf gerast. Er wollte vor ihr und wichtiger noch vor den Kollegen des zuständigen Dezernates vor Ort sein. An der Wohnungstür begrüßte ihn erstaunt ein Arzt der Gerichtsmedizin.
    »Hallo Edgar! Mit dir hab ich gar nicht gerechnet. Ich dachte, die Kollegen vom 11. sind an dem Fall dran.«
    Blume lächelte kurz und ging wortlos an ihm vorbei in die Wohnung. Obwohl sie verwüstet worden war, erkannte er die penible Ordnung, die hier einmal geherrscht hatte. Die Bücher, die jetzt alle auf dem Boden lagen, waren staubfrei, an der zerbrochenen und heruntergerissenen Garderobe hatten nur zwei Jacken und ein teurer Regenschirm gehangen. Er ging einen Schritt rechts ins Wohnzimmer. Der Bildschirm des riesigen Flachbildfernsehers sah aus wie mit einer Axt zertrümmert, die Sessel waren aufgeschlitzt und die Bilder von den Wänden gerissen worden. Blume fluchte innerlich … Vermutlich hatten dieser Hooligan Schmitz und seine Kumpanen die Wohnung so zugerichtet. Aber wenn sie die Drogen tatsächlich nicht gefunden hatten, dann musste der Lehrer sie woanders versteckt haben.
    Er trat wieder auf den Flur und ging geradeaus zum Tatort, in die Küche. Die Kollegen von der Spurensuche waren bei der Arbeit, das Blitzlicht des Fotografen stach bei den Aufnahmen grell in die Augen. Der Tote lag auf dem Rücken, das Gesicht Blume zugewandt. Seine Augen waren kaum mehr als blutverkrustete schwarze Löcher, die Wangenknochen drückten sich spitz unter der blau-violetten Haut ab. Blume hockte sich hin, um den Körper näher zu untersuchen. Der Mann trug ein schwarzes T-Shirt und eine Jogginghose, die Sachen klebten jetzt mit erstarrtem Blut an ihm. Seine Hände hatten sich in den Rand eines alten Helmes verkrallt, den er im Todeskampf eng an die Brust gedrückt hielt.
    »Das waren mehrere, da wett ich mit dir.« Hinter Blume tauchte Schubert auf, der Chef der Spurensuche. Blume erhob sich schnell. Die beiden kannten sich seit über zehn Jahren. Schubert sah sich suchend um.
    »Wo ist Erkenschwick? Immer noch auf Kur?«
    Blume nickte. Sein Assistent Hans
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