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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift
Autoren: Barbara Bickmore
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anderen entfernt waren, legten sie sich irgendwo ins Gras und liebten sich, langsam und lange, erforschten sich gegenseitig und taten Dinge miteinander, die ihnen niemand beigebracht hatte. Annie sagte Frank, sie würde ihn immer lieben, und er gestand ihr, er habe das Gefühl, schon reich zu sein.
    Aber keiner der Männer stieß in jenem Sommer auf Gold. Sie rissen die Erde metertief auf, aber es zeigte sich nur der blanke, nackte Felsen.
    Annie jedoch verdiente dreitausend Dollar.
    In der Höhe fiel schon früh Schnee, und in der ersten Oktoberwoche packten Frank und Annie als Letzte aus dem Camp ihre Sachen und machten sich auf den Weg nach Leadville.
    »Lass uns hier bleiben«, meinte Annie, als sie kein Lokal fanden, in dem es etwas Anständiges zu essen gab. »Hier kann ich den ganzen Winter über gemütlich drinnen kochen.«
    »Aber der Ort wird den ganzen Winter über tief verschneit sein.«
    »Trotzdem, auch hier müssen die Leute essen.«
    In dem Ort hatten sich fast hundert Männer und sechs Frauen eingefunden, und das Essen in dem Saloon des heruntergekommenen kleinen Hotels war kaum genießbar.
    Bevor Annie ihre Küche einrichtete, wollte sie jedoch erst einmal eine Woche lang in einem richtigen Federbett schlafen. Und vor allem wollte sie ein richtiges Bad mit heißem Wasser nehmen.
    »Es wäre schön, wenn du auch baden und dir diesen Bart abrasieren würdest«, sagte sie zu Frank.
    Augenzwinkernd erwiderte er: »Ich dachte, du fändest das Kitzeln schön.« Aber er ließ ihn sich abrasieren. Außerdem kaufte er sich für ein paar Dollar ein sauberes Hemd, eine neue Hose und eine Weste.
    »So viel Geld hätten wir in Kansas in fünf Jahren nicht sparen können«, erklärte Annie.
    »Du hast auch hart gearbeitet, um es zu verdienen. Ich habe keinen einzigen Cent beigesteuert.«
    »Spielt es denn eine Rolle, wer das Geld verdient? Ich will ja nicht ewig für andere Leute kochen. Du bist auch noch an der Reihe, Geld zu verdienen.«
    Sie hatte gerade in der einzigen Badewanne des kleinen Hotels ihr erstes heißes Bad seit sechs Monaten genommen. Frank hatte beim Barbier gebadet. Um sich anzuziehen, bevor sie in den Saloon gingen, ließ sie ihren Bademantel zu Boden gleiten.
    »Verdammt«, sagte Frank, »du bist die verdammt schönste Frau, die ich jemals gesehen habe.«
    Sie lachte.
    »Und wie viele nackte Frauen hast du schon gesehen?«
    Ihre Haare hatten goldene Strähnchen von der Sommersonne, und ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen betonten ihre grünen Augen.
    Frank zog sie in seine Arme. Er konnte sie jede Nacht lieben, aber meistens war sie viel zu müde. Aber an den Sonntagnachmittagen, wenn sie ausgeruht war, nannte er sie seine Wildkatze.
    Jetzt drückte er sie zärtlich aufs Bett und begann, sein neues Hemd aufzuknöpfen. Sie streckte die Arme nach ihm aus, und er hätte schwören können, dass er sie schnurren hörte.
    »Glaubst du«, fragte sie später, als sie eng umschlungen auf dem Bett lagen, »dass wir eines Tages so reich sind, dass uns die dreitausend Dollar wie Kleingeld vorkommen?«
    »Es kommt der Tag, da brauchst du nie mehr zu kochen. Wir werden so ein großes Haus haben, dass wir noch nicht einmal wissen, wie viele Zimmer es hat. Du wirst Dienstboten haben und eine Kutsche mit Fahrer, und jeder, der dich sieht, wird wissen, dass du die reichste Frau in der Stadt bist.«
    »Können wir Fuchsjagden machen?«
    »Fuchsjagden? Warum das denn?«
    »Ich habe gehört, dass die reichen Leute Fuchsjagden veranstalten und all ihre Freunde dazu einladen und dass sie dann abends Feste feiern.«
    »Du kannst ja noch nicht einmal tanzen.«
    »Das kann ich doch lernen. Und du auch.«
    Er zog sie an sich. »Ich weiß zwar nicht, warum wir das machen sollten, aber wenn du Fuchsjagden willst, sollst du sie bekommen.«
    »Und werden wir genug Geld haben, dass ich eine Diamantentiara haben kann?«
    »Ja, du kannst so ein Diamantending haben.«
    »Es ist so etwas wie eine Krone, die man auf dem Kopf trägt.«
    »Du kannst den größten Diamanten der Welt haben.«
    »O Frank«, sagte sie kichernd und küsste ihn auf die Nase, »wir träumen wie zwei alberne Kinder.«
    »Man muss Träume haben«, flüsterte er in die Dunkelheit.

3
    E rik Erickson, der Mann, dem das Hotel Excelsior in Leadville gehörte, hatte erfahren, dass Annie ein Restaurant eröffnen wollte, und damit sie ihm keine Konkurrenz machte, bot er ihr seine Küche mit der gesamten Einrichtung an. Die Küche war zwar klein und dunkel,
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