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Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Titel: Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
Autoren: Thomas Riepe
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nicht jeden Tag beim Training von Herrn B. und Richie dabei war. Ich schaute nur ab und zu nach dem Fortschritt, den die beiden machten, um dann den nächsten Schritt einzuleiten. Die meiste Zeit waren Herr und Hund ohne mein Beisein, die beschriebene Begebenheit habe ich jedoch selbst miterlebt. Die Frau um die 50 und ihr Cocker blieben am Auto stehen.
    „Sagen Sie mal, junger Mann, ich beobachte Sie schon seit mehreren Tagen. Sie machen das ja ganz toll; von solchen Methoden, den Hund ins Auto zu locken, habe ich auch schon gelesen. Aber eigentlich ist das viel zu umständlich“, erklärte die Dame. „Sie müssen den Hund einfach nehmen, etwas mit ihm laufen und dann gemeinsam ins Auto springen. Dann haben Sie das Problem in wenigen Minuten gelöst. Das habe ich im Fernsehen gesehen, da führte das ein Hundeexperte vor. Sie sollten auch mal einen Fachmann hinzuziehen, anstatt sich hier wochenlang zum Kasper zu machen!“
    Ich stand etwas abseits, weil ich Herrn B. und Richie in Ruhe trainieren lassen und die beiden dabei beobachten wollte, ohne zu stören. Die Worte der Frau konnte ich aber gut verstehen. Als sie sagte, dass Herr B. sich einen Experten suchen sollte, begann ich mich zu räuspern, sodass die Frau auf mich aufmerksam werden musste. Dann ging ich mit ausgestreckter Hand auf sie zu und sagte:
    „Guten Tag, Frau Meier!“
    „Ich heiße nicht Meier“, entgegnete die Frau.
    „Natürlich sind Sie Frau Meier, ich kenne sogar Ihren Vornamen“, antwortete ich, „der lautet doch Schlau, oder?“
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“, zischte die Frau daraufhin. „Ich will dem Mann doch nur helfen. Schließlich habe ich dreißig Jahre lang Hundeerfahrung!“
    „Dreißig Jahre – und mit wie vielen Hunden?“, fragte ich.
    „Mit dreien, alles Cocker Spaniel!“, grummelte Frau Schlau Meier zurück.
    „Schön“, erwiderte ich, „ich habe Erfahrungen mit einigen Tausend Hunden, das bringt der Beruf, wenn man mit Hunden arbeitet, so mit sich.“
    Offensichtlich hatte die Frau kein weiteres Argument auf Lager und verschwand, konnte sich einen letzten Kommentar aber nicht verkneifen: „Im Fernsehen ging das aber schneller, den Hund ins Auto zu bekommen!“
    Die Fernsehexperten machen den Hundepsychologen und Hundetrainern, die täglich mit Hunden und ihren Besitzern arbeiten müssen, die Arbeit nicht leicht. Da werden oft in kurzen Filmchen Lösungswege suggeriert, die die Zuschauer dann pauschal auf jeden Sachverhalt projizieren. Die von Frau Schlau Meier angesprochene Methode kann bei einem Hund, der lediglich etwas vorsichtig ist, durchaus wirksam sein. Bei einem tief traumatisierten Hund wie Richie würde das Problem allerdings verstärkt und irgendwann wäre er nur noch unter Vollnarkose in ein Auto zu bringen. Richie jedenfalls sitzt heute wieder im Auto, als wäre nie etwas passiert. Sein Trauma haben wir mit der aufopferungsvollen Geduld seines Besitzers in den Griff bekommen – auch ohne Frau Schlau Meier. Ich hoffe inständig, diese Zeilen werden von vielen Schlau Meiers gelesen und sie erinnern sich daran, dass sie auch noch andere Namen haben …

Mach es noch einmal, Sam

    Genau in dem Moment, als ich die Türklingel der Erdgeschosswohnung von Frau C. drückte, hörte ich das Bellen eines Hundes, der zur Tür raste. Doch plötzlich wurde es still. Dann vernahm ich die Stimme einer Frau, die dem Hund einen Befehl gab.
    „Ab in dein Körbchen“, rief sie und sofort erfolgte das Tapsen und Klackern der Hundepfoten. Es schien, als ob das Tier tatsächlich die Anordnung seines Frauchens befolgen würde und ins Körbchen wanderte. Doch bald darauf ertönte das gleiche Bellen und ich hörte, wie der Hund erneut zur Tür stürmte. Abermals wurde er von seinem Frauchen, das inzwischen bereits brüllte, auf seinen Platz geschickt. Der Ablauf wiederholte sich noch einige Male: Zurücktapsen, wieder losstürmen und „ab ins Körbchen“. Man sollte hier nicht unerwähnt lassen, dass sich diese Geschichte im Winter abspielte. Es schneite und ich stand immer noch vor der Tür, die nicht durch ein Vordach oder Ähnliches geschützt war. Die Schneeflocken konnten sich ungehindert auf mir niederlassen. Nachdem das Spielchen im Innern des Hauses kein Ende zu nehmen schien, schellte ich erneut und rief Frau C. zu: „Lassen Sie mich bitte herein, das Hundeproblem können wir dann angehen – dafür bin ich doch da!“
    Allerdings ging auch jetzt die Tür nicht sofort auf. Frau C. versuchte noch
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