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Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Titel: Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
Autoren: Thomas Riepe
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einmal, ihren Hund zu maßregeln. Sie sperrte ihn offenbar in einen Raum – jedenfalls hörte ich eine Tür ins Schloss fallen und danach klang das Bellen des Hundes irgendwie gedämpfter. Endlich, nach einer subjektiv empfundenen Ewigkeit, kam Frau C. zur Tür. Da der Schneefall sich innerhalb dieser Ewigkeit auch merklich gesteigert hatte, konnte man auf meinem Kopf inzwischen eine geschlossene Schneedecke erkennen und meine Gesichtszüge ließen sicher keinen Zweifel daran, dass ich mit der Rolle des Schneemanns nicht unbedingt glücklich war. Als Frau C. mich und das winterliche Wetter sah, entflog ihr nur eine kurze Feststellung: „Huch, es schneit ja!“
    Nachdem ich mich in bester Hundemanier geschüttelt hatte, um den Schnee loszuwerden, konnte ich das Haus betreten und mich dem Problem der Dame widmen, welches sie mit ihrem Parson Russel Terrier Sam hatte. Doch eigentlich brauchte sie es nicht groß zu erläutern, während meines „Winterurlaubs“ vor ihrer Tür konnte ich mir akustisch ja bereits ein umfassendes Bild der Situation machen. Und richtig: Das Problem bestand darin, dass Sam immer Theater an der Tür machte, wenn es schellte. Von Freunden und Bekannten hatte Frau C. nun den Rat bekommen, Sam in sein Körbchen zu schicken, sobald jemand an der Tür war. Im Körbchen, so die Bekannten, solle sie ihn dafür belohnen und ihm ein Leckerchen geben. Das mit dem Körbchen und dem Leckerchen funktionierte auch, aber sofort, nachdem sich Sam seine Belohnung im Körbchen abgeholt hatte, rannte er wieder zur Tür. Im Prinzip war die Herangehensweise, die Frau C. empfohlen worden war, nicht ganz falsch, die Umsetzung allerdings war vollkommen verfehlt. Sam hatte nicht gelernt, dass er nicht bellen soll, sondern nur, dass stets eine lustige Aktion begann, wenn es an der Tür schellte. Aus seiner Sicht war das so: Immer wenn es klingelt, muss ich zur Tür rennen und bellen. Dann ruft Frauchen mich zum Körbchen und nachdem ich dort vorbeigeschaut habe, belohnt sie mich mit einem Leckerchen. Tolles Spiel, Frauchen hat eine Supergeduld und wiederholt es so lange, wie’s mir Spaß macht.
    Wenn man nicht möchte, dass Hunde bellend zur Tür laufen, gibt es mehrere Möglichkeiten, ihnen ein Alternativverhalten anzutrainieren. Solange die Methoden ohne Gewalt auskommen, kann ich viele davon tolerieren und ein großer Teil führt ja auch zum Erfolg. Es ist jedoch wichtig, dass diese Trainingsarten konsequent und vor allem richtig ausgeführt werden. In Sams Fall hätte man ihm zunächst beibringen müssen, im Körbchen zu bleiben, bevor man ihn im Ernstfall dort hineinschickt. Er muss wissen und verknüpfen können, dass er, wenn er ins Körbchen muss, auch dort zu verweilen hat. Klar soll er belohnt werden, sobald er sich auf seinem Platz befindet, aber danach muss direkt der zuvor gelernte Begriff „Bleib“ erklingen, der bei Ausführung wiederum eine Belohnung nach sich zieht. Wenn der Hund zuverlässig im Körbchen bleibt, geht man zur Tür und öffnet. Das „Bleib“ hebt man durch einen zweiten Befehl – vielleicht ein „Okay“ – wieder auf, welcher aber auch vorher separat trainiert werden muss.
    Das ist nur eine Möglichkeit, mit einem Hund in der zuvor beschriebenen Situation umzugehen. Natürlich ist mir auch klar ist, dass Frau Schlau Meier, die gerade dieses Buch liest, sicher einen anderen Weg bevorzugt. Bei Sam und seinem Frauchen hat die Methode, die wir anwandten, jedenfalls gut gewirkt. Heute geht er sofort ins Körbchen, wenn es schellt. Frau C. wäre allerdings nie so weit gekommen, wenn sie auf den Rat ihrer Bekannten gehört hätte. Vermutlich wäre der eine oder andere Besucher vor ihrer Haustür erfroren …

Wer ist hier der Boss?

    Ein Kangal ist ein großer, kräftiger Hund, der selbstständig Nutztiere vor Beutegreifern schützt – zumindest in seiner ursprünglichen Rolle. Eine wirklich gute Aufgabe für einen solchen Hund. Durch den Schutz der von ihm gehüteten Schafe rettet er auch die Raubtiere, denn wenn diese keine Gefahr für die Nutztiere sind, haben auch die Menschen keinen Grund, ihnen nachzustellen. Aber das ist ein anderes Thema. Hier möchte ich von einem Kangal erzählen, der nicht mit einer Schafherde lebte, er war vielmehr ein „Familienkangal“. Als Welpe wurde er von einem seriösen Züchter, der seine Tiere liebte und hervorragende Bedingungen für sie geschaffen hat, vermittelt. Die Familie hatte sich vorher intensiv mit der Rasse beschäftigt und wusste
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