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Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Titel: Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
Autoren: Thomas Riepe
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konsequenten und über einen längeren Zeitraum durchgeführten Training war es kein Problem mehr, Karli das Buddeln abzugewöhnen. Jetzt konnte er sogar so gut hören, dass er den Befehl schon verstand, wenn er noch nicht einmal Frauchens Lippen verlassen hatte.
    Karli lernte schnell, allerdings musste ich im Training weitaus mehr auf seine Besitzer achten, die immer wieder in ihr altes Muster verfielen, gemeinsam und lautstark auf den Hund einzureden. Das Wichtigste in diesem Fall war, die sich stets gegenseitig hochschaukelnden Menschen zur Ruhe zu bringen. Herr und Frau A. mussten lernen, dass in der Gelassenheit, in der Entspannung die Kraft und der Erfolg lagen.
    Aber es gab noch einen Erfolg. Ein weiteres Familienmitglied profitierte von der plötzlichen Ausgeglichenheit im Hause A. Wenn ich jetzt zu einem Besuch vorbeischaue, beißt mich kein Terrier in die Waden. Paulinchen liegt ebenfalls entspannt neben ihrem Kumpel Karli, der jetzt nicht mehr die Aufgabe des ruhenden Pols in einer Chaosfamilie übernehmen muss.

Mein Name ist Meier, Schlau Meier

    Richie, ein dreijähriger Deutscher Schäferhund, hatte furchtbare Angst vor dem Auto. Kein Wunder, hatte er doch mit seinem Herrchen, Herrn B., einen Unfall erlebt. Herr B. war einen Moment unaufmerksam gewesen und auf ein bremsendes Fahrzeug aufgefahren. Das Ganze hatte sich nicht mit hoher Geschwindigkeit abgespielt, der Blechschaden war auch überschaubar. Die Verletzung, welche Richie erlitten hatte, war allerdings nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Beim Aufprall befand er sich ungesichert im Ladebereich des Fahrzeugs, einem sogenannten Hochdachkombi aus französischer Produktion. Richie ist durch den Unfall vor die Rückbank geprallt und hat sich dabei den rechten Vorderlauf gebrochen. Das Bein heilte und Richie wurde wieder fast der Alte – fast. Das psychische Trauma blieb. Er wollte von dem Tag an nicht mehr ins Auto steigen und hatte sogar Angst, wenn er sich nur in die Nähe des Fahrzeugs begeben sollte.
    Mit dem Auto verknüpfte er seit dem Unfall eine schmerzliche Erfahrung, die er nicht wieder erleben wollte. Wir haben mit viel Geduld und Ruhe mit Richie gearbeitet, um ihm die Angst vor dem Fahrzeug zu nehmen und die negative Verknüpfung wieder durch positive Erlebnisse zu ersetzen. In solchen Fällen geht man so vor, dass man den Hund Schritt für Schritt und ohne Zwang immer näher ans Auto heranführt und ihm dort eine Belohnung beschert. Bei Richie war das Futter. Die Distanz zum Auto konnten wir recht schnell stark verkürzen, sodass er schließlich nahe an der Ladefläche fraß. Nur das Einsteigen war noch ein weiterer Schritt. Um das zu erreichen, musste Herr B. den Hund eine Zeitlang am Rand des Einstiegs aus der Hand füttern und sich dann mit dem Futter immer weiter in den Wagen hineinbegeben. Auch dann wurde noch nicht gleich losgefahren. Wir ließen zunächst den Motor während des Fütterns an und erst danach fuhren wir einige Meter. Mit dieser Taktik der kleinen Schritte haben wir Richie so weit hinbekommen, dass er heute wieder ohne Probleme ins Auto steigt – eine Vorgehensweise, wie ich sie schon mit vielen Hunden erfolgreich durchexerziert habe und die auch bei Richie Erfolg hatte. Die negative Verknüpfung ist nicht gelöscht, sie wird aber von der positiven Kombination aus Auto und Futter überlagert. Da wir die Fütterung und Desensibilisierung des Hundes am Auto durchführen mussten, welches vor dem Haus von Herrn B. stand, blieben uns entsprechende Kommentare von Passanten und Nachbarn nicht erspart.
    Wenn es um Hunde geht, habe ich oft den Eindruck, dass sich jeder, der seinem Dackel fehlerfrei die Leine anlegen kann, als Experte fühlt. So kam es, wie es kommen musste, als wir wieder einmal mit Richie am Auto waren. Zugegeben, etwas amüsant sah es schon aus: Herr B., der erst kurz zuvor von der Arbeit im Büro gekommen war, saß mit Anzug und Krawatte auf der Ladefläche seines Hochdachkombis und fütterte seinen Hund. Richie befand sich nur zur Hälfte, mit Kopf und Vorderbeinen, im Auto und fraß, während er mit seinen Hinterbeinen noch draußen stand. Irgendwie – ich weiß auch nicht konkret, warum – erinnerte mich die Szenerie an die Slapstickfilme aus den zwanziger Jahren. Es fehlte nur noch, dass der Hund den Wagen vorwärtsgeschoben hätte.
    In diesem Moment kam eine Frau mittleren Alters mit ihrem Hund, einem Cocker Spaniel, des Weges. Erläuternd muss ich hier noch erwähnen, dass ich natürlich
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