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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst
Autoren: Cindy Gerard
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Polizei nicht zurückverfolgt werden konnte, hatte denselben Inhalt.
    Wie versteinert blickte sie in Richtung ihres Wohnzimmers. Sie konnte zwar den Anrufbeantworter nicht mehr sehen, aber vor ihrem geistigen Auge sah sie das rote Licht, dessen beständiges Blinken sie quälte. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie der Gedanke derart erschreckte, möglicherweise eine weitere Nachricht vorzufinden. Hasste sich noch mehr dafür, sich dieser Möglichkeit nicht gleich nach ihrem Nachhausekommen gestellt zu haben.
    »Tja, du Ass, es gibt nur eins, was du tun kannst, nicht wahr?«, murmelte sie.
    Sie zwang sich dazu, zum Wohnzimmer zurückzugehen. Der Anrufbeantworter stand geradezu höhnisch still auf ihrem Beistelltisch. Auf dem Display konnte sie sehen, dass sie fünf Anrufe hatte.
    Mit einer abrupten Bewegung drückte sie auf den Abspielknopf, verschränkte die Arme und wartete angespannt. Bei den ersten beiden Nachrichten hatte jemand sofort wieder aufgelegt – bestimmt Telefonmarketing. Die dritte Nachricht war von ihrem Steuerberater, der sie daran erinnerte, ihre vierteljährliche Umsatzsteuermeldung abzugeben.
    Die vierte war von Steven Fowler.
    »Jillian – ruf mich bitte an. Es geht jetzt schon einen Monat so. Du hast weder meine Anrufe noch meine E-Mails beantwortet. Du hast dich geweigert, dich mit mir zu treffen. Bitte, wir können das klären, wenn …«
    Sie drückte die Löschtaste, ohne sich den Rest von Stevens Nachricht anzuhören. Dieser Mistkerl. Er hatte sie schamlos ausgenutzt, hatte sie in dem Glauben gewiegt, eine gemeinsame Zukunft zu haben. Er hatte zwei Monate gebraucht, um seine Frau und seine Kinder in Chicago zu erwähnen – und das auch erst, nachdem ebendiese Ehefrau Jillian angerufen und ihr gedroht hatte, sie dem National Enquirer und jedem schmierigen Klatschblatt des Landes zum Fraß vorzuwerfen und eine Rufmordkampagne ersten Ranges anzuzetteln.
    Jillian war entsetzt gewesen. Sie hatte keine Familie zerstören wollen. Aber sie war ein Volltrottel gewesen.
    Natürlich hatte er vorgehabt, sich scheiden zu lassen. Natürlich hatte er vorgehabt, Jillian schon früher von seiner kleinen »Komplikation« zu erzählen, aber – ups – der richtige Zeitpunkt hatte sich einfach nicht ergeben.
    Verdammt viele Ups.
    Sie schüttelte die Beschämung und den Schmerz dieser Erfahrung, die ihr immer noch viel zu nahe gingen, ab und ließ die letzte Nachricht abspielen.
    »Jillian, hier ist dein Vater. Wir müssen uns unterhalten. Ruf mich bitte zurück.«
    Ihre Erleichterung, keine weitere Drohung auf ihrem Gerät vorgefunden zu haben, wurde überdeckt von ihren komplizierten Gefühlen für ihren Vater. Sie liebte ihn, wirklich, das tat sie … aber sie würde sich in diesem Fall nicht von ihm unterbuttern lassen. Er musste aufhören, sich derartig massiv in ihr Leben einzumischen.
    Und sie musste aufhören, sich von diesen Bedrohungen unterkriegen zu lassen.
    Sie ging wieder in ihr Schlafzimmer, stellte das Weinglas auf ihren Nachttisch, schüttelte ihre Bluse ab und griff hinter sich, um den Reißverschluss ihres Rocks zu öffnen. Als Nächstes folgte ihr BH. Mit einem dankbaren Seufzer massierte sie sich mit den Handtellern die Unterseiten ihrer Brüste, dort, wo die Drahtverstärkung der Körbchen ihr ins Fleisch geschnitten hatte.
    Nach einem weiteren schnellen Schluck und einem mahnenden »Reiß dich zusammen, Kincaid« ließ sie das halb volle Glas stehen für den späteren Gutenachtschluck und ging ins angrenzende Badezimmer.
    Sie stellte die Dusche an, streifte ihren Slip ab und ging dann noch einmal zurück in ihr Schlafzimmer, um die Musikanlage einzuschalten. Sie legte die CD Late Night Guitar von Paulinho Nogueira in den CD-Player, stellte die Lautstärke höher und ging zurück ins Badezimmer.
    Wieder stoppte sie ein Geräusch – ein unvertrautes Geräusch, das nicht hierher gehörte. Sie blieb stocksteif stehen, eine Hand auf dem Türgriff. Mit hämmerndem Herzen legte sie den Kopf schief, lauschte und fluchte leise vor sich hin.
    Nichts. Keine Missklänge störten die erotischen Gitarrenrhythmen. Und sie durfte nicht zulassen, sich von diesem Unsinn dermaßen aufscheuchen zu lassen. Mein Gott, sie lebte schließlich in einem Hochsicherheitsgebäude. In ihr Penthouse konnte man praktisch nicht eindringen. Wenn jemand ihr Alarmsystem aktiviert hätte, würde jetzt bereits ein Patrouillenfahrzeug mit heulender Sirene vor dem Haus parken, und ein Haufen Männer des privaten
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