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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst
Autoren: Cindy Gerard
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hinuntergekippt zu haben.

2
    »Eine wahre Freundin stünde auf meiner Seite, Rachael«, beschwerte sich Jillian am Handy, als sie aus der von ihrem Vater geschickten Limousine stieg, die sie vom Bahnhof abgeholt und nach Hause gefahren hatte. »Sie würde sich nicht mit meinem Vater verbünden, als spräche er mit der Stimme der Vernunft.«
    Sie winkte Arthur mit einem freundlichen »Danke, alles bestens«-Lächeln zum Abschied zu. Der langjährige Chauffeur ihres Vaters hatte sie nach den Elf-Uhr-Nachrichten nun schon den vierten Abend in Folge pflichtbewusst bis vor die Haustür kutschiert. Jillian tolerierte das mehr seinetwegen als ihres Vaters wegen. Arthur war ein Schatz, und sie wollte nicht, dass er Schwierigkeiten bekäme.
    »Aber nur, weil dein Vater die Stimme der Vernunft ist … jedenfalls in diesem Fall.« Rachael Hanover klang sowohl müde als auch besorgt, als Jillian zügig die Eingangstür passierte.
    »’n Abend, Ms. Kincaid.« Eddie, der Wachmann, blickte von seinem Schreibtisch in der kleinen Nische links neben der Eingangstür hoch. »Sie sind heute Abend ziemlich früh dran.«
    Das musste sie Arthur lassen. Er holte richtig Zeit raus. Wenn sie selbst fuhr, kam sie normalerweise nicht vor Schlag zwölf nach Hause. Arthur hatte es mit seinen flotten Überholmanövern geschafft, sie um Viertel vor zwölf abzuliefern.
    »Hey, Eddie.« Jillian blieb im Foyer stehen und hielt das Handy weg von ihrem Mund, während Rachael sich weiter über Risiken und Glaubwürdigkeit von Drohungen ausließ. »Lässt Emily Sie immer noch zappeln?«
    Jillian wohnte jetzt seit zwei Jahren in einem City-Place-Penthouse mit Blick über den Intracoastal Waterway. Der blonde, gut aussehende Eddie Jefferies mit seiner typischen Florida-Dauersonnenbräune und dem amerikanischen Dauerlächeln hatte schon bei ihrem Einzug die Nachtschicht als Wachmann gehabt. Während dieser Zeit hatte er sich verlobt, verheiratet und stand jetzt, im zarten Alter von dreiundzwanzig, kurz davor, Vater zu werden.
    Eddie gab sich alle Mühe, seine Nervosität hinter einem sommersprossigen Grinsen zu verstecken. »Wenn das Baby nächste Woche immer noch keine Böcke hat, will der Doc die Geburt einleiten.«
    »Sie schafft das schon.« Jillian ging hinüber zu seinem Schreibtisch und drückte ihm beruhigend den Arm, bevor sie zu dem Fahrstuhl ging. »Beide schaffen das schon. Ist Ihre Schicht denn bald vorbei?«
    Eddie schob die Manschette seines blauen Uniformhemds zurück und überprüfte seine Uhr. »Noch eine halbe Stunde, und dann nix wie nach Hause.«
    »Grüßen Sie sie von mir, okay?«
    »Mach ich, Ms. Kincaid. Und danke.«
    »Gute Nacht, Eddie.«
    »Nacht, Ms. Kincaid.« Eddies Stimme verlor sich hinter ihr, als die Kabinentür sich schloss.
    »Ist unser Surfer-Boy noch immer nicht Vater geworden?«, fragte Rachael und erinnerte Jillian daran, dass sie ihre Freundin total vergessen hatte.
    »Noch nicht.« Jillian betrat die Kabine und drückte auf den Knopf für das Penthouse-Stockwerk. »Sie kommen mir noch so jung vor«, fügte sie stirnrunzelnd hinzu.
    »Und mit dreißig bist du was – Methusalem?«, neckte Rachael sie.
    »Ich bin schließlich nicht kurz davor, ein neues Lebewesen auf die Welt zu bringen.«
    »Okay. Warte. Habe ich was verpasst? Wir haben über dein Problem gesprochen. Oder sind meine Ansichten über deinen Stalker einfach ins Leere gegangen, während du mit deinem Wachmann über seinen kleinen, privaten Beitrag zur Bevölkerungsexplosion geplaudert hast?
    »Ich möchte nicht mehr darüber reden.« Jillian presste den Zeigefinger an ihre Schläfe, während die Fahrstuhlkabine sich mit einem sanften Ruck in Bewegung setzte. »Und es ist nicht mein Stalker. Wenn es überhaupt einen gibt.«
    Rachaels Antwort bestand aus einem langen Schweigen.
    Jillian schloss die Augen, lehnte sich an die Fahrstuhlwand und interpretierte das Schweigen als Besorgnis.
    »Ich hasse das«, sagte sie schließlich seufzend. »Ich hasse das alles unbeschreiblich.«
    »Ich weiß.« Rachaels Stimme war jetzt voller Mitgefühl. Das hielt sie aber nicht davon ab, das Thema weiterzuverfolgen. »Also, hast du klein beigegeben gegenüber deinem Vater und einem Bodyguard zugestimmt?«
    »Zugestimmt? Schätzelchen, das steht überhaupt nicht zur Diskussion. Einen Bodyguard wird es nicht geben, das kannst du mir glauben. Wenn du mit einem ständigen Aufpasser aufgewachsen wärst, würdest du das Gleiche empfinden. Du weißt ja noch, wie es damals für
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