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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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wenn ich will, dass er sich auf die Suche nach meinem Kind macht. Aber wie soll ich das machen?“, fragte sie verzweifelt. „Ich habe ja selbst nichts. Bei der Bank will man mir schon lange nichts mehr geben. Bekannte habe ich leider auch nicht, bei denen ich mir das Geld leihen könnte. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht...“
      Ihre Verzweiflung rührte ihn. Sie befand sich wirklich in einer schlimmen Situation. „Sind Sie sicher, dass Ihr Mann sich nicht doch noch meldet? Ein kleines Kind kann ziemlich anstrengend sein. Nachdem Ihr Mann sich nie besonders für seine Tochter interessiert hat, kann es doch sein, dass ihm die Verantwortung für die Kleine längst über den Kopf gewachsen ist, und er nur noch daran denkt, wie er sie am schnellsten wieder los wird.“
      „ Ein schöner Gedanke, aber leider völlig ausgeschlossen, Herr Doktor. Meinen Mann kann man nicht mit normalen Maßstäben messen. Verantwortungsgefühl kennt er nicht. Er hat Natalie wahrscheinlich sofort bei irgendwelchen zweifelhaften Freunden abgegeben, die sie vernachlässigen. Ich kann gar nicht daran denken, ohne sofort wieder in Tränen auszubrechen“, gestand sie, während sie sich mit einem Papiertaschentuch über die Augen tupfte.
      „ Ich leihe Ihnen das Geld, Frau Sommer“, entschied er. Michael hatte eingesehen, dass es wirklich die einzige Möglichkeit war, wenn er der jungen Frau helfen wollte. „Wie viel brauchen Sie denn fürs erste?“
      Michael verschlug es fast die Sprache, als sie ihm die Summe nannte. So viel Geld hatte er nun doch nicht im Haus, aber er wollte ihr alles geben, was da war, damit sie ihr Kind zurückholen konnte. Das brachte ihn natürlich in eine schwierige Situation, denn er musste einige Zahlungen vorerst zurückstellen, aber irgendwie würde er das Loch in seinen Finanzen schon ausgleichen. Das Kind war wichtiger. Er entschuldigte sich, weil er in seine Wohnung gehen musste, um das Geld zu holen.
      Als er zurückkam, sah er gerade noch, wie sie ihre Schminktasche rasch wegpackte. Von ihrer Verzweiflung war kaum noch etwas zu sehen, als sie sich überschwänglich bei ihm bedankte. Sie versprach, ihn sofort zu verständigen, sobald sie Natalie wieder wohlbehalten bei sich hatte.
      „ Allzu gut ist liederlich, Doktor“, sagte seine Haushälterin, als er ihr im Flur begegnete, nachdem er die Besucherin zur Tür gebracht hatte.
      Verblüfft blieb er stehen. Ob sie die Geldübergabe beobachtet hatte? Er konnte es sich nicht vorstellen. Seine Haushälterin war ihm manchmal schon ein wenig unheimlich, gestand er sich ein.
      Wahrscheinlich reimt sie sich nur etwas zusammen, beruhigte er sich gleich darauf. Außerdem war ihm schon öfter aufgefallen, dass sie eine besondere Schwäche für diese alten Volksweisheiten hatte.
      „ Wie kommen Sie eigentlich darauf, Frau Krämer?“, erkundigte er sich aber dennoch.
      Einen Augenblick kam es ihm so vor, als ob sie ihm eine Antwort geben wollte, aber dann drehte sie sich abrupt um und marschierte wieder in ihre Küche. „Ist mir eben gerade so eingefallen“, bekam er noch zu hören, ehe sie die Tür hinter sich zumachte.
    * * *
      Ihr bescheidenes Abendessen lag hinter ihr, nun konnte sie es sich vor dem Fernseher bequem machen. Janina fragte sich plötzlich, wie lange sie sich noch mit diesem Leben zufrieden geben würde. Ich könnte auch die Aufsätze korrigieren, die heute geschrieben wurden, fiel ihr ein. Die Kinder würden sich bestimmt freuen, wenn sie schon morgen ihre Noten erfahren. Aber auch dafür konnte sie sich nicht begeistern.
      Janina öffnete das Fenster und lehnte sich weit hinaus. Der Regen hatte endlich aufgehört. Die Luft roch angenehm frisch. Es war noch hell genug für einen kleinen Spaziergang. Genau das war es, was ihr jetzt gut tat.
      Sie schlüpfte in ihren hellen Trenchcoat und verließ die Wohnung. Auf der Straße entschied sie sich dafür, den schmalen Fußweg zu nehmen, der aus dem Dorf hinaus zu den Feldern und Wiesen führte. Janina wandte sich um, weil sie auf einmal das unangenehme Gefühl hatte, dass ihr jemand folgte.
      „ Doktor Baumann, Sie?“, kam es erstaunt über ihre Lippen, als sie ihren Verfolger erkannte. „Ich dachte, Sie halten nichts von einsamen Spaziergängen.“
      Er holte sie rasch ein. „Wer sagt denn, dass ich alleine gehen will?“, erkundigte er sich schmunzelnd. „Zufällig fuhr ich gerade hier die Dorfstraße entlang, als ich Sie in diese Gasse einbiegen sah, und da
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