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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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abweisen lassen.“
      „ Warum wollten Sie die Frau denn wegschicken?“, erkundigte er sich verblüfft.
      Der Haushälterin war seine Frage sichtlich unangenehm. „Die Frau war schon einmal da. Sie erinnern sich bestimmt noch an Sie. Ihr Name ist Bettina Sommer.“
      Er senkte rasch den Blick. Der Name weckte unangenehme Erinnerungen in ihm. Ob Frau Sommer gekommen war, um ihm sein Geld zurückzubringen?
      „ Schicken Sie Frau Sommer bitte gleich zu mir herein, Frau Krämer“, bat er. „Ich muss danach sofort wieder weg zu einem Hausbesuch.“
      Er stand auf, als die Patientin hereinkam. Ein kurzer Blick in ihr Gesicht genügte ihm, um ihn erkennen zu lassen, dass er sich keine allzu großen Hoffnungen auf sein Geld machen durfte. Die junge Frau sah verhärmt und völlig verzweifelt aus.
      „ Setzen Sie sich doch bitte“, sagte er, weil er auf einmal befürchtete, sie könnte jeden .Augenblick zusammenklappen. „Erzählen Sie mir, was geschehen ist, Frau Sommer. Haben Sie in der Zwischenzeit etwas von Ihrem Mann gehört?“
      „ Er war da. Vor drei Tagen war es. Auf einmal stand er mitten im Zimmer und verlangte von mir, dass ich Natalie fertigmache, weil er mit ihr Spazierengehen wollte. Hätte ich ihn doch nur gleich aus der Wohnung geworfen.“ Verzweifelt schlug sie die Hände vor das Gesicht. Ihre schmalen Schultern bebten. Erschüttert saß der Arzt da und überlegte, wie er ihr helfen sollte. Er konnte ihr eine Spritze geben, damit sie sich beruhigte. Aber damit war das eigentliche Problem nicht aus der Welt geschafft. Er konnte sich schon denken, was passiert war.
      „ Mein Mann hat Natalie entführt, Herr Doktor“, stieß sie unter Tränen hervor. „Sie sind weg, seit drei Tagen schon.“
      Also war meine Vermutung richtig, stellte Michael fest. Nun verstand er auch, warum die Frau so verzweifelt war. „Haben Sie eine Ahnung, wo Ihr Mann das Kind hingebracht haben könnte?“, erkundigte er sich.
      „ Nicht die geringste“, gestand sie kopfschüttelnd. „Wenn ich mein Kind nicht bald zurückbekomme, werde ich hier noch verrückt. Ich weiß ja nicht einmal, ob es ihm noch gut geht.“
      „ Haben Sie die Polizei schon informiert?“, fragte er ratlos.
      „ Natürlich! Aber die Leute zeigten doch kaum Interesse für mein Schicksal“, meinte sie verbittert. „Bis jetzt sind mein Mann und ich leider noch immer miteinander verheiratet. Die Beamten gehen anscheinend davon aus, dass er nur einen kleinen Urlaub mit seiner Tochter macht, bei dem er mich nicht dabei haben will. Als ob man einem zweijährigen Kind damit eine Freude machen könnte“, meinte sie verächtlich. „Ich weiß doch ganz genau, warum mein Mann das getan hat. Mir will er damit einen Streich spielen, sonst gar nichts. Er will mich fertigmachen, und ich fürchte, dass ihm das auch gelingen wird. Mein Mann weiß ja, wie viel mir Natalie bedeutet. Mein Kind ist mein ganzer Lebensinhalt, Herr Doktor. Was habe ich denn noch, wenn ich Natalie verliere?“
      Der Arzt fühlte sich nicht ganz kompetent für diesen schwierigen Fall. Er hatte auch nicht die geringste Ahnung, was er der verzweifelten Frau raten sollte. Aber er brachte es auch nicht übers Herz, sie einfach wieder wegzuschicken. Nach seiner Überzeugung war es nicht nur die Seele, die hier litt, sondern auch der Körper würde diesem seelischen Schmerz nicht mehr lange standhalten können, ohne selbst Schaden zu nehmen. Für ihn war längst erwiesen, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bildeten. Unter diesem Motto sah er auch seine ärztliche Tätigkeit.
      „ Ich nehme an, Ihr Mann hängt auch sehr an dem Kind“, begann er vorsichtig.
      „ Nicht die Spur. Auch als wir noch zusammen waren, hat er Natalie kaum beachtet. Er will mir das Kind wegnehmen, weil er genau weiß, was er mir damit antut. Ich will meine Kleine wiederhaben, Herr Doktor. Bitte helfen Sie mir. Ich muss herausbekommen, wo er sie hingebracht hat. Wenn ich das weiß, bringe ich es auch fertig, ihm Natalie wieder wegzunehmen.“
      „ Und wie soll ich Ihnen dabei helfen, Frau Sommer?“, fragte er gespannt.
      Sie schluckte einige Male. Die Antwort schien ihr nicht leicht zu fallen. „Ich kenne einen Mann“, begann sie. „Er ist Detektiv. Auch mein Mann kennt ihn. Die beiden können sich nicht ausstehen, nur mich mag er. Darum will er auch kein Geld von mir, weil er genau weiß, dass ich nichts habe. Aber die Spesen, die müsste ich ihm natürlich ersetzen,
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