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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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sofort ausgesprochen freundlich. „Frische Bananen sind gerade hereingekommen, falls Sie welche mögen.“
      „ Ich bin noch nicht dran, Frau Krämer. Es macht mir nichts aus, noch eine Weile zu warten. Wenn Sie nichts dagegen haben, schaue ich mich inzwischen ein bisschen um.“
      Es erstaunte Janina immer wieder, wie vielseitig das Angebot war. Auf kleinstem Raum gab es hier fast alles, was auch ein großer Supermarkt zu bieten hatte. Selbst für ihren Anorak fand sie einen passenden Reißverschluss. Nachdem sie sich dann von der Krämersfrau noch einige Sachen für ihren kleinen Haushalt einwiegen ließ, verließ Janina den Laden. Sie war immer froh, wenn sie ihre Einkäufe wieder einmal erledigt hatte.
      Einfach ist es sicher nicht, mit den Leuten hier in Kontakt zu kommen, stellte sie fest, als sie sich mit ihrer Einkaufstasche an den Heimweg machte. Wenn sie sich einmal mit jemandem unterhielt, ging es ausschließlich um schulische Belange. Sobald es dazu nichts mehr zu sagen gab, kam die Unterhaltung meist ins Stocken. Als Stadtmensch verstand sie nun einmal nichts von Ackerbau und Viehzucht. Haushalt war auch kein Thema für Janina. Er wurde erledigt, soweit es nötig war. Sie kannte auch keine besonderen Backrezepte, um sich mit den Frauen darüber auszutauschen. Janina fürchtete fast, dass sie sich hier nie einleben würde.
      Überrascht bemerkte sie, dass ein Wagen neben ihr anhielt. Die Tür ging auf, und Doktor Baumann schaute mit einem strahlenden Lächeln zu ihr auf.
    „ Ich fahre Sie nach Hause, Frau Meisner“, begann er. „Mit der schweren Tasche sollten Sie nicht zu Fuß gehen. Außerdem muss ich dringend mit Ihnen reden“, fügte er hinzu, als er bemerkte, dass sie zögerte.
      Janina setzte sich neben ihn. „Meine Tasche ist gar nicht schwer“, protestierte sie. „Außerdem sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Schulhaus. Meine Wohnung liegt über den Klassenzimmern. Über was wollten Sie mit mir reden, Herr Doktor?“, erkundigte sie sich.
      „ Hat sich gerade erledigt“, meinte er schmunzelnd. „Ich muss doch wissen, wohin ich Sie bringen soll. Bereuen Sie es jetzt, dass Sie bei mir eingestiegen sind? Da fällt mir ein, dass ich Ihnen eigentlich noch sehr viel zu sagen hätte. Was halten Sie davon, wenn ich Sie jetzt nach Hause bringe, und später noch einmal vorbeikomme, um Sie zu einem Spaziergang abzuholen? Sie würden ein gutes Werk tun, wenn Sie mich begleiten.“
      „ Das müssen Sie schon begründen, Herr Doktor“, erwiderte Janina amüsiert.
      „ Kein Problem. Ich kann es nicht ausstehen, alleine in der Gegend herumzulaufen. Meinen Patienten predige ich immer, wie wichtig es ist, dass man sich möglichst viel an der frischen Luft aufhält, dabei denke ich nicht im Entferntesten daran, auch einmal für mich etwas zu tun. Wenn Sie sich allerdings entschließen könnten, mir dabei Gesellschaft zu leisten, würde es mir sogar Spaß machen, die Gegend hier ein wenig zu erkunden. Ich würde Sie natürlich vorher anrufen, bevor ich Sie abhole. Bei meinem Beruf kann man leider nie genau sagen, ob nicht noch in letzter Sekunde ein Notfall dazwischenkommt, der alle Pläne zunichte macht“, meinte er bedauernd. „Aber dafür haben Sie bestimmt Verständnis.“
      Natürlich hatte sie das. Wenn er sie so anschaute, war sie bereit, alles zu verstehen. Warum war sie Doktor Baumann eigentlich früher nie begegnet? fragte sie sich verwundert. Auf einmal tauchte er immer wieder dort auf, wo sie sich gerade aufhielt. Sogar mitten in ihren Unterricht war er hineingeplatzt, um sich nach der kleinen Regina zu erkundigen. Dabei lief das Mädchen längst wieder völlig normal.
      Einen wirklichen Freund zu haben wäre schön, dachte sie sehnsüchtig. Sie sah Michael Baumann vor sich, sein sympathisches, warmes Lächeln und wusste, dass er sich für diese Rolle nicht eignete. Er würde Sehnsüchte in ihr wecken, die sie nie wieder zulassen wollte.
    * * *
      „Frau Berghof wartet nebenan auf ihr Rezept, Herr Doktor“, meldete die Haushälterin. „Ich bringe es ihr, wenn Sie es fertig haben. Es sei denn, Sie wollen selbst noch mit der Patientin sprechen.“
      E r schaute auf. „Nicht nötig, Frau Krämer. Hier haben Sie das Rezept.“ Er nahm den Zettel auf und übergab ihn ihr. „Sind wir dann für heute Nachmittag fertig mit der Sprechstunde?“
      „ Eine junge Frau ist vorhin noch gekommen. Ich habe ihr gesagt, dass wir zumachen, aber sie wollte sich nicht
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