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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Autoren: Marie Lu Pera
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wenigstens kein Licht zu machen.
    In der offenen Wohn-Essküche setze ich mich an den Tresen. Dabei spiele ich gelangweilt mit einem Strohstern, der mir genau vorm Auge hängt.
    Eigentlich mache ich immer die Glotze an, wenn ich nicht schlafen kann. Vergeblich suche ich nach dem Gerät. Sag nicht, sie haben keinen Fernseher. Die sind echt schräg drauf.
    Ich werfe mich auf die Couch und fische ein paar Zeitschriften hervor.
     

    Kirchenblatt
    Wir lieben unsere Gemeinschaft
    Die fromme Botschaft Irlands
     

    Kann mich bitte jemand hier rausholen? Ich hab echt nichts gegen Religion. Jeder kann an das glauben, an das er möchte, aber man kann alles übertreiben.
    Das Bücherregal sieht auch mager aus. Sie haben nicht ein „normales“ Buch.
    Also, fassen wir mal zusammen: keine Glotze, kein Radio, keine Elektrogeräte – nicht mal einen Kühlschrank. Nur ein veralteter Tischherd, den man beheizen muss. Gegen einen spartanischen Lebensstil ist überhaupt nichts einzuwenden, aber wer hat denn bitte keinen Kühlschrank? Gelangweilt lege ich die Füße hoch und blase Trübsal. Dabei werde ich schläfrig.
     

    Ich schrecke hoch, denn etwas Pelziges hat sich gerade auf mich fallengelassen. Die blöde Katze miaut in mein Ohr, wie eine Verrückte. Schlaftrunken und halb an einer Niesattacke krepierend, stoße ich das Vieh von mir. Draußen ist es noch dunkel. Wunderbar.
    Die blöde Katze ist gerade schon wieder hochgesprungen und trampelt auf mir herum. Jetzt reichts. Wütend setze ich mich auf, um sie aus dem Zimmer zu jagen, da erstarre ich.
    Vor mir steht eine schwarze Gestalt, die mit den Händen in der Luft herumfuchtelt. Okay, keine Panik. Du bist New Yorkerin und das ist ein Einbrecher, den du gerade auf frischer Tat ertappt hast – Korrigiere: ein Einbrecher, der nun geradewegs auf dich zukommt.
    Geistesgegenwärtig greife ich nach dem erstbesten Teil, das ich finden kann. Mit aller Kraft schleudere ich ihm eine gläserne Weihnachtsmannfigur an den Schädel. Der Typ duckt sich weg, während das Teil an der Wand zerschellt. Okay, es hilft nichts. Mein Selbstverteidigungskurs muss her.
    Der Riese will schon nach mir schnappen, da stoße ich seinen Arm weg und schlage ihm an den Hals. Das verschafft mir zwei Sekunden, in denen er sich fragt, wie ich das gemacht habe, die ich dazu nutze, an ihm vorbeizulaufen, nach dem Schürhaken zu greifen und ihm das Teil über die Rübe zu ziehen.
    Er fängt meine Waffe im Flug ab und stößt mich im nächsten Moment zu Boden, sodass meine Schläfe hart aufschlägt. Vor Schmerz bleibt mir kurz die Luft weg. Als ich wieder so halbwegs zu mir komme, erkenne ich ihn über mir.
    Seiner Hand ausweichend, die abermals nach mir greift, rolle ich mich herum, springe aus der liegenden Position hoch und schlage mit der Faust auf ihn ein.
    Der Typ fängt sie ebenfalls in der Luft ab und drückt zu. Ich keuche vor Schmerz. Blitzschnell presst er mich gegen die Wand. Dabei hält er mir den Mund zu. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen, da er die Kapuze weit übers Gesicht gezogen hat.
    Im nächsten Augenblick poltert Onkel Tim herein. Schlagartig verschwindet die Last, die gegen meinen Körper drückt. Zu meiner absoluten Verblüffung, ist die Gestalt weg. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Vollkommen erledigt sinke ich zu Boden und nehme gleich noch die gesamte Deko vom Kamin mit, an dem ich mich festhalten wollte.
    Mein Onkel ist sichtlich darum bemüht, nicht die Fassung zu verlieren. „
Was ist denn hier passiert
?“, stößt er haareraufend aus. Keine Ahnung, da war eben grad noch ein Einbrecher.
    „Hattest du einen Wutausbruch?“, raunt er fuchsteufelswild. Ähm, nein. Ich rapple mich hoch und will nach einem Stift vom Couchtisch greifen, da ziehe ich scharf die Luft ein. Meine Hand hat etwas abgekriegt.
    „Um Himmels willen.“ Claire ist mit meinen Cousinen hereingestürmt, die Zahnspangen mit Eisengestellen tragen und hat die Hände vor den Mund geschlagen.
    Meine Tante geht schluchzend in die Knie, sammelt die Reste ihrer Weihnachtsmänner auf, als wären sie einst lebendig gewesen und wimmert vor sich hin. Wenn es nicht vollkommen irrational wäre, würde ich sagen, sie ist den Tränen nahe. Hey, was soll ich denn sagen? Ich hab gerade einen Typen erwischt, der eure Bude ausräumen wollte.
    Jetzt reichts mir und ich kritzle mit der linken Hand die Buchstaben „
EINBRECHER
“ auf eine der Zeitungen. Onkel Tim liest es stirnrunzelnd. Sein
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