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Wer bin ich ohne dich

Wer bin ich ohne dich

Titel: Wer bin ich ohne dich
Autoren: Ursula Nuber
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der Klient gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, um herauszufinden, wie wichtig ihm bestimmte Lebensbereiche sind: Familie, Partnerschaft, Arbeit/Karriere, Freunde, Weiterbildung, Erholung, Spiritualität, Gesundheit, soziales Engagement. Die so gefundenen Werte sollen als eine Art Lebenskompass dienen.
    T = take action: Der Klient soll aktiv werden. Er soll Schritte in die gewünschte Richtung unternehmen und sich dabei nicht von seinen Ängsten abhalten lassen. Er wird konfrontiert mit Fragen wie: »Was hatten Ihre Handlungen in der letzten Woche mit Ihren Werten und Lebenszielen zu tun? Wie aktiv haben Sie für Ihre wichtigen Vorstellungen gearbeitet? Welche Fortschritte in die von Ihnen gewünschte Richtung haben Sie gemacht? Was hält Sie davon ab, ihr Leben zu ändern?« Wie Georg Eifert erklärt, helfen ACT-Therapeuten ihren Klienten, »sich immer wieder erneut zu verpflichten (Commitment), das zu verändern, was sie ändern können: ihr Verhalten«. Wichtig ist, dass Depressive erkennen: Sie können sofort damit beginnen, ihr Leben neu auszurichten. Sie müssen nicht damit warten, bis die Depression verschwunden ist. Denn je erfüllter | 236 | das eigene Leben wird, umso weniger Zeit und Energie kann und will man der Bewältigung und Vermeidung von Ängsten widmen.
    Systemische Psychotherapie: Die systemische Therapie betrachtet Probleme und Symptome nicht als Krankheit eines Menschen, sondern als Rollendefinition und Rollenfestschreibung durch ein soziales System (Familie, Paar, Gruppe, Team und so weiter). Deshalb ist nicht der isolierte Mensch das Objekt der Betrachtung, sondern das ganze System, in dem er sich bewegt (zum Beispiel die Familie, das Arbeitsteam). Das ist vor allem bei der Behandlung der Depression sinnvoll. »Schlecht funktionierende Partnerschaften zeigen eine höhere Häufigkeit, Stärke und Rückfallwahrscheinlichkeit depressiver Episoden«, schreiben die systemischen Psychotherapeuten Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe. Eine systemische Paartherapie ist daher oftmals sinnvoller als eine Einzeltherapie. Geht man davon aus, dass weibliche Depression auch eine Beziehungsstörung ist und dass gegenseitiges Verständnis in den unterschiedlichen Sozialisations- und Erziehungsbedingungen eine wesentliche Hilfe zur Überwindung der Depression darstellt, kann die systemische Therapie gerade für depressive Frauen und ihre Partner eine wichtige Hilfestellung sein.
    Systemische Therapeuten und Therapeutinnen sehen in der Depression einen Lösungsversuch. Sie fragen nach dem Sinn, den eine depressive Erkrankung für den betroffenen Menschen haben kann. Die Heidelberger Therapeutin Andrea Ebbecke-Nohlen ist im Rahmen ihrer Tätigkeit dabei auf »viele sinnstiftende Elemente« gestoßen: »sich eine Ruhepause nehmen, die Verantwortung für andere abgeben, die anderen mit dem depressiven Verhalten einladen, die Anforderungen an einen selbst zu reduzieren, sich Aufmunterung und Trost abholen«. Systemische Therapeuten halten daher, ähnlich wie Psychoanalytiker, die De | 237 | pression nicht für eine Störung, die möglichst schnell verschwinden soll, sondern sie betonen die Sinnhaftigkeit, die im Leiden liegt. Schweitzer und von Schlippe empfehlen daher, die Depression als »Warnlampe oder Leibwächter wertzuschätzen, der dafür sorgt, dass etwas sichergestellt wird, zum Beispiel ›dass ich mich nicht ständig überfordere‹, ›dass ich nicht zu übermütig werde‹«. Die Depression wird in der systemischen Sicht als berechtigt und wertvoll angesehen, weil es mit ihrer Hilfe möglich wird, auf bislang nicht wertgeschätzte und unterdrückte Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
    Interpersonelle Psychotherapie: Die interpersonelle Psychotherapie scheint besonders geeignet zur Behandlung depressiver Frauen zu sein, stellt sie doch die Beziehungen, mit und in denen Depressive leben, in den Mittelpunkt. Vertreter dieser Therapieform gehen davon aus, dass sich seelische Erkrankungen im zwischenmenschlichen Kontext entwickeln. »Das Verstehen und Bearbeiten dieses Kontextes wird als entscheidend für die Heilung der Depression und die Vorbeugung von Rückfällen angesehen«, schreibt die Psychotherapeutin und Psychotherapieforscherin Elisabeth Schramm, die als bekannteste Vertreterin der interpersonellen Psychotherapie in Deutschland gilt.
    Die Depression, so Schramm, beeinträchtigt »zwangsläufig die zwischenmenschlichen Beziehungen und sozialen Rollen des Betroffenen. Der Depressive leidet
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